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Billiger Stahl aus China: Droht ein globaler Handelskrieg?

Veröffentlicht am 22.04.2024, 08:15

Die Krise auf dem chinesischen Immobilienmarkt führt zu großen Überschüssen in der Stahlproduktion des Landes. Diese landet auf dem Weltmarkt. Die Produzenten drücken die Preise – und stoßen damit im Ausland zunehmend auf Widerstand.

Die Dimensionen sind gewaltig: Im vergangenen Jahr sind die Stahlexporte Pekings um 33 % gestiegen. In den 12 Monaten bis Februar exportierte China nach Angaben des chinesischen Zolls 95 Millionen Tonnen Stahl  – eine Menge, die den gesamten US-Stahlverbrauch im Jahr 2022 übertrifft. 

Im Ausland wachsen die Sorgen. US-Präsident Joe Biden forderte am Mittwoch höhere Zölle auf chinesischen Stahl. Der Demokrat will einen Zollsatz auf 25 % in etwa verdreifachen. Dieser Zollsatz wird durch einen zweiten Zollsatz von 25 % ergänzt, den die US-Regierung 2018 unter Verweis auf die nationale Sicherheit eingeführt hatte.

Chinesischer Stahl: Höhere US-Zölle aus 2018 zeigten Wirkung

Der Exportboom weckt Erinnerungen an die chinesische Exportstrategie der frühen 2000er Jahre. Damals profitierten Verbraucher von einer regelrechten Flut billiger Waren aus dem Reich der Mitte – die jedoch viele westliche Produktionskapazitäten in die Knie zwang.

Der US-Präsident fürchtet, dass die bisherigen Zölle aufgrund der sinkenden Preise nicht mehr ausreichen könnten. Die früheren Zölle hatten durchaus Wirkung gezeigt. Chinesischen Daten zufolge waren die Stahlexporte in die USA seit Inkrafttreten der Zölle aus der Trump-Ära zurückgegangen. Nach Angaben des chinesischen Zolls exportierte China im Jahr 2018 insgesamt 1,2 Millionen Tonnen Stahl in die USA. Im letzten Jahr waren es nur noch 815.000 Tonnen.

Die Entwicklung könnte zur Eskalation des Handelsstreits zwischen den USA und Peking führen. Heute informierte das chinesische Handelsministerium über die Einführung einer Abgabe in Höhe von 43,5 % auf die Chemikalie Propionsäure, die bei der Herstellung von Nahrungsmitteln, Medikamenten und Pestiziden zum Einsatz kommt.

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Am Donnerstag warnte Peking die US-Regierung, die "Fehler der Trump-Regierung" bei der Erhöhung der Zölle zu wiederholen. Das Handelsministerium sieht in dem Vorschlag von Joe Biden eine protektionistische Maßnahme.

"Wir fordern die Vereinigten Staaten auf, sich ihren eigenen Problemen zu stellen", heißt es aus dem Ministerium. Pekings Standpunkt: Die Dumping-Kritik sei lediglich ein Vorwand für die Unfähigkeit westlicher Unternehmen, mit der chinesischen Konkurrenz Schritt zu halten.

Zahlreiche Länder haben Anti-Dumping-Verfahren eingeleitet

Wenn China den Stahlmarkt überflutet und die USA sich mit Zöllen erfolgreich dagegen wehren, liegt die Konsequenz auf der Hand: Die Lieferungen aus der Volksrepublik finden ihren Weg massenhaft in andere Länder, insbesondere Brasilien, Vietnam, Indien, das Vereinigte Königreich, die Philippinen und die Türkei. In all diesen Ländern laufen mittlerweile Antidumping-Verfahren.

So legten die Stahlexporte nach Indien in den 12 Monaten bis Februar mit rund 3 Millionen Tonnen um 84 % gegenüber dem Vorjahr zu. Die Exporte nach Vietnam stiegen um 78 % auf fast 10 Millionen Tonnen. 

Im gleichen Zeitraum stiegen die Exporte nach Brasilien um 55 %, in die Türkei um 58 % und nach Mexiko um 14 %.

Der chinesische Stahlhersteller Ansteel berichtete im letzten Monat, dass die Inlandsverkäufe im Jahr 2023 um 15 % zurückgegangen seien, die Exporte jedoch um 18 % zugelegt hätten. So seien Vertriebskanäle im Ausland "aktiv ausgebaut" worden. Im letzten Jahr fuhr das Unternehmen einen Verlust von 449 Mio. USD ein.

Brasilien: Stahlarbeiter entlassen

Die billigen Exporte haben bereits konkrete Auswirkungen. In Brasilien wurden in den letzten sechs Monaten rund 2.000 Stahlarbeiter in Fabriken des brasilianischen Unternehmens Gerdau und des in Luxemburg ansässigen Unternehmens ArcelorMittal entlassen. Brasilianische Stahlhersteller fordern Zölle in Höhe von 25 % um die heimische Produktion zu schützen.

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Weller Gonçalves , Vorsitzender einer der größten Stahlarbeitergewerkschaften des Landes, bezeichnet die Konkurrenz aus China als "heute viel schlimmer als in den Vorjahren". "Brasilien exportiert Eisenerz nach China, das es zu Stahl verarbeitet und es zu einem niedrigeren Preis an uns zurückverkauft, als unsere eigenen Stahlhersteller es leisten können".

Die brasilianischen Behörden haben im März Antidumpinguntersuchungen gegen bestimmte Kohlenstoffstahlbleche und vorlackierten Stahl aus China eingeleitet. Mexiko leitete im September eine Untersuchung zu in Beton verwendeten Stahlnägeln. Vietnam untersucht Stahllitze, Großbritannien Stahlseile und die Philippinen Stahlzylinder.

Washington plant derweil auch Antidumpingzoll-Verfahren gegen Chinas Schiffbau-, Schifffahrts- und Logistikindustrie.

Janet Yellen fürchtet um "Lebensfähigkeit" von Unternehmen

Die Problematik könnte größer sein, als sie derzeit wahrgenommen wird. Zu Beginn des Jahrtausends überschwemmte China den Markt überwiegend mit Billigwaren. Heute sind chinesische Unternehmen ernstzunehmende Konkurrenten für Industrien auf der ganzen Welt –  etwa Stahl, Textilien oder Keramik in Schwellenländern oder Halbleiter, Elektrofahrzeuge und andere High-Tech-Geräte in Industrieländern.

US-Finanzministerin Janet Yellen hatte kürzlich in Peking gewarnt, dass die Volksrepublik mittlerweile zu groß sei, als das der Weltmarkt die überschüssige Industrieproduktion absorbieren könne – die nach Washingtons Auffassung durch Subventionen und staatliche Kredite unterstützt wird. Rund ein Viertel der weltweiten Stahlnachfrage entfällt auf den normalsituierten chinesischen Immobilienmarkt – das schätzt jedenfalls der HSCB Asien-Chefökonom Frederic Neumann.

"Wenn der Weltmarkt mit künstlich billigen chinesischen Produkten überschwemmt wird, wird die Lebensfähigkeit amerikanischer und anderer ausländischer Unternehmen in Frage gestellt", warnte Yellen.

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