Türkischer Ministerpräsident gibt sich Erdogan geschlagen

Reuters

Veröffentlicht am 05.05.2016 17:42

Türkischer Ministerpräsident gibt sich Erdogan geschlagen

Ankara (Reuters) - Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu gibt im Machtkampf mit Staatschef Recep Tayyip Erdogan auf.

Einen Tag nach einer Unterredung mit dem Präsidenten kündigte Davutoglu am Donnerstag seinen Rücktritt als Partei- und Regierungschef an. Auf einem Sonderparteitag am 22. Mai will die regierende AKP einen Nachfolger wählen, der ein treuer Gefolgsmann Erdogans sein dürfte. Für die Europäische Union (EU) kommt der Wechsel ungelegen. Davutoglu war Antreiber des Abkommens, von dem sich die EU eine Verringerung der Flüchtlingszuwanderung verspricht. Außenpolitiker von SPD und CDU reagierten mit Besorgnis. An der Börse in Istanbul kam Davutoglus Rückzug indes gut an.

Einst von Erdogan in das Amt des Partei- und Regierungschefs verholfen, galt Davutoglu zuletzt als sein Widersacher auf dem Weg zu einem Umbau der Türkei zur Präsidialrepublik. Erdogans Pläne für eine Verfassungsänderung zur Stärkung der Macht des Präsidenten unterstützte er nur zurückhaltend. Bereits nach einem eineinhalbstündigen Treffen Erdogans mit Davutoglu verlautete am Mittwochabend, dass Davutoglus Ablösung bevorstehe. Als mögliche Nachfolger wurden in AKP-Kreisen Regierungssprecher Numan Kurtulmus und Justizminister Bekir Bozdag gehandelt, die als treue Gefolgsleute von Erdogan gelten.

Davutoglu zog in einer Rede in Ankara eine Bilanz seiner Regierungszeit, wobei er Loyalität zu Erdogan beteuerte. "Ich sage unseren Mitgliedern, bis heute habe ich Euch angeführt", sagte Davutoglu. "Von jetzt an bin ich einer von Euch." Er werde seine Arbeit als Abgeordneter fortsetzen. Er scheide nicht mit Groll aus dem Amt. Er werde kein schlechtes Wort über Erdogan verlieren, dessen Freundschaft er über alles schätze.

AUSSENPOLITIKER VON SPD UND CDU ÄUSSERN SORGE