Trump lässt Fehde mit Justiz und Medien eskalieren

Reuters

Veröffentlicht am 08.11.2018 15:01

Aktualisiert 08.11.2018 15:11

Trump lässt Fehde mit Justiz und Medien eskalieren

- von Sarah N. Lynch

Washington (Reuters) - Unmittelbar nach den US-Kongresswahlen verschärft Präsident Donald Trump seinen Konfrontationskurs gegen Justiz und Medien.

Justizminister Jeff Sessions, der auch Generalbundesanwalt ist, musste auf Drängen Trumps seinen Posten räumen. Die Opposition und Bürgerrechtsgruppen befürchten nun eine Einmischung in die Untersuchungen zur Russland-Affäre des Präsidenten und eine Entlassung des Sonderermittlers Robert Mueller. Zum Eklat kam es bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus. Trump schnitt CNN-Chefkorrespondent Jim Acosta das Wort ab und beleidigte ihn, als er Fragen zu Einwanderung und Russland stellen wollte. Wenig später entzog das Präsidialamt Acosta die Akkreditierung. CNN warnte: "Das ist eine beispiellose Entscheidung, die unsere Demokratie bedroht."

Sessions' Entlassung sei ein "unverhohlener Versuch", die Russland-Ermittlungen zu untergraben, sagte die führende Demokratin Nancy Pelosi. Sie wird als nächste Präsidentin des Repräsentantenhauses gehandelt, nachdem ihre Partei bei der Wahl die Mehrheit in der Kongresskammer erobern konnte. Der Fraktionschef der Demokraten im Senat, Chuck Schumer, sagte, Trump würde eine Verfassungskrise auslösen, wenn er Einfluss auf die Ermittlungen nähme. Beide forderten den von Trump als Sessions' kommissarischen Nachfolger eingesetzten Spitzen-Beamten Matthew Whitaker auf, sich für befangen zu erklären. Sie begründeten dies damit, dass Sessions' bisheriger Stabschef im August 2017 in einem Meinungsbeitrag für CNN erklärte, Mueller habe bei seinen Ermittlungen zuviel Spielraum.

TRUMP: "ICH KANN JEDEN FEUERN"

"Donald Trump hat einen Spießgesellen eingesetzt, um die Trump-Russland-Untersuchung des Sonderermittlers zu beaufsichtigen", erklärte die Aktivistengruppe MoveOn. Sie rief für Donnerstagnachmittag zu landesweiten Protesten unter dem Motto "Niemand steht über dem Gesetz" auf, um Trump zu mahnen, die Ermittlungen nicht zu behindern. Trump sagte, er könne "jeden feuern". Aber er wolle die Ermittlungen aus politischen Gründen nicht stoppen. Laut den Vorschriften des Justizministeriums kann ein Sonderermittler nur bei vorliegenden gewichtigen Gründen entlassen werden. Dazu zählen Pflichtversäumnisse, wie Verstöße gegen Ministeriumsgrundsätze.

Sessions' Absetzung stand seit längerem im Raum. Bereits vor Monaten fiel der 71-Jährige bei Trump in Ungnade. Kein anderes Kabinettsmitglied sah sich in der jüngeren Geschichte so vielen und harten Angriffen eines Präsidenten in der Öffentlichkeit ausgesetzt. Sessions hatte sich in der Russland-Affäre für befangen erklärt und die Zuständigkeit an seinen Stellvertreter Rod Rosenstein abgegeben. Rosenstein machte im Mai 2017 Mueller zum Leiter der Ermittlungen in der Russland-Affäre, nachdem Trump FBI-Direktor James Comey gefeuert hatte.

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Mueller untersucht unter anderem, ob es 2016 während des Präsidentschaftswahlkampfs Verwicklungen zwischen Trumps Wahlkampfstab und Russland gab und ob Trump widerrechtlich versucht hat, die Ermittlungen - und damit die Justiz - zu behindern. Trump hat wiederholt erklärt, es habe keine Zusammenarbeit mit Russland gegeben. Muellers Ermittlungen nannte er eine Hexenjagd. Es wird erwartet, dass die Demokraten die Ermittlungen forcieren, wenn sie ab Januar im neuen Kongress das Repräsentantenhaus und den Vorsitz über diverse Ausschüsse übernehmen. Die Republikaner festigten allerdings ihre Kontrolle über den Senat. Trump könnte es somit leichter haben, einen Wunschkandidaten als Sessions' Nachfolger durchzusetzen.