Staatsanwaltschaft möchte Puigdemont an Spanien ausliefern

Reuters  |  Autor 

Veröffentlicht am 22.05.2018 13:10

Staatsanwaltschaft möchte Puigdemont an Spanien ausliefern

Berlin (Reuters) - Der katalanische Separatistenführer Carles Puigdemont soll nach dem Willen der Generalstaatsanwaltschaft in Schleswig-Holstein an Spanien ausgeliefert werden.

Nach deutschen Recht käme eine Überstellung des ehemaligen Chefs der Regionalregierung wegen Hochverrats und Landfriedensbruchs in einem besonders schweren Fall infrage, teilte die Behörde am Dienstag mit. Dies ergebe sich aus neuen Informationen, die die spanischen Behörden übermittelt hätten. Das Oberlandesgericht Schleswig-Holstein lehnte allerdings den Antrag der Staatsanwaltschaft ab, Puigdemont wegen Fluchtgefahr erneut in Haft zu nehmen.

Puigdemont hatte gegen den Willen der spanischen Zentralregierung ein Referendum über die Abspaltung Kataloniens angesetzt und anschließend vergangenen Oktober die Unabhängigkeit ausgerufen. Dies verstößt gegen die spanische Verfassung, in der die Unteilbarkeit des Territoriums festgeschrieben ist. Die Justiz leitete Ermittlungen gegen Puigdemont und andere führende Separatisten ein, Katalonien wurde von Madrid unter Zwangsverwaltung gestellt. Der 55-Jährige floh mit einigen Getreuen nach Belgien. Kurz vor Ostern wurde Puigdemont auf der Durchreise in Schleswig-Holstein aufgrund eines von Spanien gestellten europäischen Haftbefehls festgenommen.

STAATSANWALTSCHAFT BERUFT SICH AUF NEUE UNTERLAGEN

Die deutschen Strafverfolger kommen anhand neuer Unterlagen zu dem Schluss, dass Puigdemont Gewalttätigkeiten gegen die von der Madrider Regierung unterstellten Polizei bei seinen Unabhängigkeitsbestrebungen in Kauf nahm. "Die Ausschreitungen hatten ein solches Ausmaß, dass die Generalstaatsanwaltschaft davon ausgeht, dass auch wegen des Vorwurfs der Rebellion auszuliefern ist", teilte sie mit. Es werde ein Antrag beim Oberlandesgericht vorbereitet, die Auslieferung Puigdemonts für zulässig zu erklären. Wann der Antrag eingereicht werden, könne derzeit nicht gesagt werden, erklärte eine Sprecherin.