HINTERGRUND-Fake News - Sorge des Westens vor "hybridem Krieg" wächst

Reuters

Veröffentlicht am 20.02.2017 07:40

Aktualisiert 20.02.2017 07:50

HINTERGRUND-Fake News - Sorge des Westens vor "hybridem Krieg" wächst

- von Andreas Rinke

München (Reuters) - Die Sicherheitskonferenz in München galt früher als Ort, an dem gerne über Atomwaffen und Panzer diskutiert wurde.

Aber an diesem Wochenende beherrschte eine ganz andere Bedrohung die Debatte: Wie ein roter Faden zog sich die Sorge vor einem hybriden Krieg mit Falschnachrichten, Desinformation und schlichter Propaganda durch die dreitägige Veranstaltung. Während sich die USA und die anderen Nato-Staaten gegenseitig mehr Verteidigungsausgaben zusicherten, warnten Litauens Präsidentin Dalia Grybauskaite und andere davor, die eigentliche Gefahr lauere darin, dass die westlichen liberalen Demokratien von innen ausgehöhlt werden könnten. "Das ist schon eine ernsthafte Herausforderung für die Demokratie", sagte auch Bundeskanzlerin Angela Merkel. Denn die etwa von Russland offen zugegebene hybride Kriegsführung umfasse ein ganzes Arsenal an Mitteln - von Cyberangriffen auf die Infrastruktur bis zur Verbreitung von Falschinformationen.

Galt dies früher als eher europäisches Problem, so hat sich dies seit der Einschätzung der US-Geheimdienste geändert, dass es einen russischen Angriff im US-Präsidentschaftswahlkampf gegeben habe. "Wir haben als Senat nicht genug dagegen getan, um die russische Einmischung im Wahlkampf aufzuklären", sagten die US-Senatoren Christopher Murphy und Lindsay Graham in München übereinstimmend. Für Aufregung sorgte auch eine verbreitete Geschichte über eine angebliche Vergewaltigung einer 15-Jährigen in Litauen durch Deutsche – just nachdem Bundeswehr-Soldaten in dem baltischen Land eintrafen. "Wir wissen, wer dahinter steht. Es ist natürlich Russland, das verärgert über die Stationierung der Nato-Soldaten auf unserem Boden ist", sagte Grybauskaite zu Reuters. [nL8N1G30EQ]

Nur nutzt diese Schuldzuweisung im hybriden Krieg wenig, weil sie schwer beweisbar ist, die Akteure also genau in dem Glaubens- und Vertrauensbereich agieren, der durch Falschinformationen beeinflusst werden soll. Der russische Außenminister Sergej Lawrow stritt in München jedenfalls alle Vorwürfe strikt ab.

ERST DER ANFANG DER ANGRIFFE?

Die besorgten Äußerungen in München spiegelten nach Einschätzung von Diplomaten aber auch die Erwartung, dass die Demokratien erst am Anfang umfassender Destabilisierungsversuche stehen, die über angebliche Vergewaltigungen oder angebliche Entführungen wie beim "Fall Lisa" in Berlin hinaus gehen. "Es wird kreativere Versuche geben. Aber es wird sie geben", warnte Grybauskaite. Und der estnische Außenminister Sven Mikser pflichtete ihr bei.[nL8N1G3081]