G7-Staaten wollen Konzernen mit Mindeststeuer an den Kragen

Reuters

Veröffentlicht am 18.07.2019 16:17

Aktualisiert 18.07.2019 16:44

G7-Staaten wollen Konzernen mit Mindeststeuer an den Kragen

- von Michael Nienaber und Christian Krämer

Chantilly/Berlin (Reuters) - Die wichtigsten Industriestaaten wollen sich bis 2020 auf eine globale Mindeststeuer für Unternehmen verständigen.

Bundesfinanzminister Olaf Scholz geht von mindestens zehn Prozent aus, wie der SPD-Politiker am Donnerstag zum Abschluss des G7-Treffens in Chantilly bei Paris sagte. Damit sollen vor allem Internetfirmen stärker angezapft werden, die durch geschickte Gewinnverlagerungen oft kaum Steuern abführen. Starke Bedenken äußerten die G7-Finanzminister gegen die Facebook-Pläne für eine Digitalwährung, die zur Konkurrenz für den Euro oder Dollar werden könnte. Bei der IWF-Chefsuche wollen sich die Europäer bis Ende Juli auf einen gemeinsamen Kandidaten einigen.

Im Abschlussdokument des G7-Treffens werde das Ziel einer Mindestbesteuerung von Unternehmen deutlich benannt, was bereits ein Fortschritt sei, sagte Scholz. "Alle wollen das jetzt wirklich." Unklar ist noch, wie hoch die Steuer ausfallen wird. Scholz sagte, er gehe von einem zweistelligen Prozentsatz aus. Es müssten allerdings noch viele Detailfragen geklärt werden.

In der Abschlusserklärung gibt es einen Verweis auf die US-Praxis, die als Beispiel für eine Mindeststeuer dienen könnte. Die USA operieren mit einem Satz von 10,5 Prozent, um heimische Firmen davon abzuhalten, Gewinne ins Ausland zu verschieben. Dieser Wert liegt deutlich unter der normalen Besteuerung von Konzernen im Inland.

US-Finanzminister Steven Mnuchin sagte, es müsse sichergestellt werden, dass amerikanische Technologiefirmen nicht diskriminiert würden. Darüber herrsche Einigkeit. Frankreich ist gerade vorgeprescht und will eine dreiprozentige Digitalsteuer einführen. Das dürfte vor allem US-Konzerne wie Google, Apple, Facebook und Amazon treffen. Die US-Regierung prüft deswegen Gegenmaßnahmen, was den Handelsstreit mit Europa verschärfen könnte.

WER WIRD NEUER IWF-CHEF?

Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire will bis Ende des Monats die Bemühungen der Europäer zusammenführen und einen gemeinsamen Kandidaten für die Spitze des Internationalen Währungsfonds finden. Deutschland und Frankreich haben zuletzt wieder Anspruch auf das Amt angemeldet. Traditionell wird der IWF von einem Europäer geleitet und die Schwesterorganisation Weltbank von einem Amerikaner. Namen wollte Le Maire nicht nennen.

Der zuletzt heiß gehandelte britische Notenbankchef Mark Carney ist mehreren europäischen Regierungsvertretern zufolge nicht mehr im Rennen. "Er hat den falschen Pass, obwohl ihn sonst jeder lieben würde", sagte einer der Insider. Carney ist Kanadier, hat aber auch einen britischen und irischen Pass. Als Kandidaten für den Top-Job beim IWF werden jetzt der finnische Zentralbankchef Olli Rehn, der frühere niederländische Finanzminister Jeroen Dijsselbloem, der portugiesische Eurogruppen-Chef Mario Centeno und die spanische Wirtschaftsministerin Nadia Calvino gehandelt. Offen ist die IWF-Position, weil die Französin Christine Lagarde ab November Präsidentin der Europäischen Zentralbank werden soll.

Jetzt die App holen
Werden Sie Teil der größten Finanz-Community der Welt
Downloaden

GEGENWIND FÜR FACEBOOK

Alle Finanzminister betonten in Frankreich, die für 2020 geplante Facebook-Währung Libra kritisch zu sehen. Scholz sagte, das Vorhaben sei eine große Herausforderung für Staaten. Es gebe schwerwiegende Bedenken. Experten trauen Facebook zu, mit Libra die Finanzwelt auf den Kopf zu stellen. Denn das Online-Netzwerk hat rund 2,4 Milliarden Nutzer.

Bundesbankchef Jens Weidmann äußerte sich positiver: "Wenn diese 'stable coins' halten, was sie versprechen, könnten sie für die Endverbraucher durchaus attraktiv sein, etwa, wenn es um Zahlungen über Ländergrenzen hinweg geht." Viele Detailfragen seien aber noch offen - beispielsweise wie Geldwäsche verhindert werden könne. "Und erst wenn diese Fragen zufriedenstellend geklärt sind, ist an eine Zustimmung der Aufseher zu denken." Andere Experten sehen noch Fragezeichen bei der Verhinderung von Terrorismusfinanzierung und Auswirkungen auf die Stabilität des Finanzsystems.

Der Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen birgt hohe Risiken. Sie können Ihren Kapitaleinsatz vollständig oder teilweise verlieren. Die Kurse von Kryptowährungen sind extrem volatil und können von externen Faktoren wie finanziellen, regulatorischen oder politischen Ereignissen beeinflusst werden. Der Handel auf Margin erhöht das finanzielle Risiko.
Stellen Sie unbedingt sicher, dass Sie die mit dem Handel der Finanzinstrumente und/oder Kryptowährungen verbundenen Risiken vollständig verstanden haben und lassen Sie sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten, bevor Sie den Handel aufnehmen.
Fusion Media möchte Sie daran erinnern, dass die auf dieser Internetseite enthaltenen Kurse/Daten nicht unbedingt in Realtime oder genau sind. Alle Daten und Kurse werden nicht notwendigerweise von Börsen, sondern von Market-Makern bereitgestellt, so dass die Kurse möglicherweise nicht genau sind und vom tatsächlichen Marktpreis abweichen können, was bedeutet, dass die Kurse indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sind. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für etwaige Handelsverluste, die Ihnen durch die Verwendung dieser Daten entstehen könnten.
Es ist verboten, die auf dieser Website enthaltenen Daten ohne die vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenanbieters zu verwenden, zu speichern, zu reproduzieren, anzuzeigen, zu ändern, zu übertragen oder zu verteilen. Alle Rechte am geistigen Eigentum sind den Anbietern und/oder der Börse vorbehalten, die auf dieser Website enthaltenen Daten bereitstellen.
Fusion Media kann von den Werbetreibenden, die sich auf der Website befinden, anhand Ihrer Interaktion mit den Werbeanzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.

Abmelden
Sind Sie sicher, dass Sie sich abmelden möchten?
NeinJa
AbbrechenJa
Veränderung wird gespeichert