"China hat viele Versprechen bisher nicht umgesetzt"

Reuters

Veröffentlicht am 23.05.2018 11:34

"China hat viele Versprechen bisher nicht umgesetzt"

- von Andreas Rinke

Berlin (Reuters) - Der stellvertretende EU-Kommissionschef Jyrki Katainen hat China vorgeworfen, die Versprechen für eine Handelsliberalisierung bisher nicht umgesetzt zu haben.

"China hat viel über Freiheit und Offenheit geredet. Aber in Wirklichkeit ist bisher sehr wenig passiert", sagte Katainen am Dienstag in einem Reuters-Interview. "Deshalb ist der Merkel-Besuch sehr wichtig, weil er Klarheit schaffen kann", sagte der Vizepräsident einen Tag vor der China-Reise von Kanzlerin Angela Merkel. Auch die EU-Kommission werde in Kürze hochrangige Wirtschaftsgespräche mit der Führung in Peking aufnehmen.

Der finnische Politiker forderte etwa eine Bewegung Chinas, um die festgefahrenen Verhandlungen über ein Investitionsschutzabkommen mit der EU abzuschließen. Zu den von China geforderten Gesprächen über ein Freihandelsabkommen könne man erst übergehen, wenn diese Vereinbarung stehe. Katainen fordert von China dafür eine entschiedenere Marktöffnung. Zwar gebe es Öffnungsversuche für ausländische Investitionen in einigen wenigen Branchen, aber in vielen anderen nicht.

Europäische Firmen klagten auch über andere Probleme wie einem erzwungenen Transfer von Technologie für Firmen, die auf dem chinesischen Markt aktiv sein wollten. Dazu komme das Problem staatlicher Subventionen in vielen Bereichen und der Überkapazitäten der chinesischen Industrie etwa im Stahlbereich.

"China ist ein strategischer Partner der EU, mit dem wir viel gemeinsam haben", betonte Katainen unter anderem mit Blick auf das von den USA aufgekündigte Atomabkommen mit dem Iran. Das Land bekenne sich wie die EU zum Multilateralismus. Aber es müsse nun auch beweisen, dass es dabei Verantwortung übernehme. Dies gelte zum Beispiel für die Reform der Welthandelsorganisation. Katainen sieht China nach eigenen Worten dabei als Partner in der Abwehr von Alleingängen von US-Präsident Donald Trump.

Dennoch betonte der frühere finnische Ministerpräsident, dass die transatlantischen Beziehungen der Eckpfeiler für die EU-Politik blieben. "Und das wird immer so bleiben", auch wenn die Lage schwierig sei.

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