Wird 2020 das Jahr der Wunderbatterie? Hier sind die Top-Kandidaten für die E-Mobility-Revolution

The Motley Fool

Veröffentlicht am 06.01.2020 09:35

Aktualisiert 06.01.2020 10:06

Es wäre endgültig der große Durchbruch für die Elektromobilität: die Wunderbatterie, die lange hält, blitzschnell geladen werden kann, günstig zu produzieren ist und mehr als doppelt so viel Energie speichern kann wie die aktuelle Technik. Angekündigt wird sie schon lange aus vielerlei Laboren rund um die Welt. Wirklich zu sehen ist jedoch bislang nichts davon. Könnte sich die Situation in diesem Jahr ändern? Hier sind meine Top-Kandidaten.

Von gefallenen Engeln und enttäuschten Erwartungen Laborwunder gibt es wie gesagt viele. Das Problem dabei ist, dass die behauptete Überlegenheit meist nur in ein oder zwei Dimensionen zutrifft. Eine echte Wunderbatterie muss hingegen in fast einem Dutzend Disziplinen Topleistung bringen. Was bringt beispielsweise eine super Kapazität, wenn sie schon nach dem zehnten Laden bergab geht?

Alle Anforderungen unter einen Hut zu bringen, daran scheitern ambitionierte Batterieprojekte regelmäßig. Zuletzt wurde bekannt, dass das lange Zeit hoch eingeschätzte Start-up Pellion Technologies, das mit Magnesium-Chemie experimentierte, aufgeben musste. Auch der Riese Bosch hat sich aus dem Zellengeschäft zurückgezogen, nachdem die Investitionen in den Festkörperakku-Spezialisten Seeo nicht wie erhofft fruchteten.

Angesichts solcher Rückschläge sind aus der Automobilindustrie immer wieder skeptische Stimmen zu hören. So gibt sich etwa Felix von Borck von Akasol AG (DE:ASLG) (WKN: A2JNWZ) überzeugt, dass auf absehbare Zeit nicht mit weiteren großen Sprüngen zu rechnen sei. Ähnlich sieht man es bei BMW (DE:BMWG) (WKN: 519000), wo man erst im nächsten Jahrzehnt mit entscheidenden Durchbrüchen bei den Festkörperakkus rechnet.

Etwas optimistischer gibt sich Volkswagen (DE:VOWG) (WKN: 766403), das die Forschung des Start-ups QuantumScape unterstützt und sich eine Marktreife schon für 2025 vorstellen kann. BMW (DE:BMWG) hat mit Solid Power und Sila Nanotechnologies ebenfalls zwei Eisen im Feuer, traut denen aber offenbar auf die Schnelle noch nicht die große Revolution zu.

Warum es trotzdem schneller gehen könnte Bei allem Respekt vor den Meinungen der Brancheninsider: Niemand kann den vollständigen Überblick über den Stand der Entwicklung in den einzelnen Laboren haben. In Amerika, Europa und Asien wird an Hunderten Orten mit steigender Intensität daran geforscht, bestehende Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Erst seit wenigen Jahren fließen Milliarden, um die Geheimnisse der Zellchemie zu entschlüsseln.

Jetzt die App holen
Werden Sie Teil der größten Finanz-Community der Welt
Downloaden

Deshalb würde ich mal damit rechnen, dass die Entwicklung nun stark beschleunigt werden kann. Das heißt natürlich nicht, dass wir schon kurzfristig völlig neuartige Batterien in einem Elektroauto sehen werden. Neue Technik muss sich schließlich erst einmal bewähren. Aber zumindest könnte es endlich konkreter werden, was die Pläne zum Ausbau der Kapazitäten angeht.

Wo die Chancen am besten stehen Toyota (T:7203) Sehr konkret sieht die Sache zum Beispiel schon bei Toyota (T:7203) (WKN: 853510) aus, wo noch in diesem Jahr Konzeptfahrzeuge mit Festkörperakkus auf die Straßen kommen sollen. Wenn das überzeugt, dürfte sich der Konzern schon bald an die Planung der Massenfertigung machen. Im Moment rechnet das Management allerdings eher mit 2025 für den ersten Einsatz in einem Serienfahrzeug, was im Rahmen dessen liegt, was auch die großen Rivalen angekündigt haben.

Oxis Energy Etwas schneller könnte es bei Oxis Energy gehen, das als Pionier der Lithium-Schwefel-Rezeptur gilt. Während die Konkurrenz sich oft verschwiegen gibt, kommuniziert das Unternehmen erfreulich regelmäßig über neue Vertriebs-, Technologie- und Anwendungspartner, darunter auch Siemens (DE:SIEGn) (WKN: 723610) und Arkema SA (F:AKE) (WKN: A0JLZ0). Noch wichtiger: Im Juni 2019 wurde bestätigt, dass die Entscheidung für eine Massenfertigung von Schlüsselkomponenten in Wales gefallen sei und eine Zellfabrik in Brasilien entstehen werde.

Innolith Ebenfalls auf eine Schwefel-Formel setzt das deutsch-schweizerische Innolith. Dessen angekündigte Energiedichte von 1 Wattstunde pro Gramm wäre tatsächlich eine kleine Revolution, denn damit könnte die Reichweite mehr als verdoppelt werden. Um schneller skalieren zu können und weniger Kapital zu benötigen, plant das Unternehmen die Lizenzierung der Technologie. Sobald also ein Konzern anbeißt, könnte es losgehen mit dem Einstieg in die Massenfertigung.

Enevate Ein weiterer Favorit ist Enevate, das ultraschnelles Laden ohne Leistungsverlust verspricht und dabei auf den verstärkten Einsatz von Silizium an der Anode setzt. Der Nobelpreisträger und Lithiumbatterie-Pionier John Goodenough sitzt hier im Aufsichtsrat und die führenden Batteriezellenlieferanten LG Chem (KS:051915) (WKN: 659109) und Samsung (F:SAMEq) SDI (KS:006400) (WKN: 923086) sind als strategische Partner an Bord. Auch hier erscheint der Pfad in die Volumenproduktion vorgezeichnet.

Was man als Investor davon mitnehmen sollte Offensichtlich findet die Entwicklung zu einem guten Teil bei nicht börsennotierten kleineren Unternehmen statt, sodass wir uns nur schlecht direkt bei den besten Chancen engagieren können. Wichtiger ist daher vielleicht, dass wir uns ein Bild davon machen, wie die Entwicklung über die nächsten zehn Jahre laufen könnte, um selbstbewusster im Umfeld der Elektromobilität zu investieren .

Schließlich macht es einen großen Unterschied, ob wir bis 2030 warten müssen, bis das Verhältnis von Kosten zu Leistung massenmarktfähig wird, oder ob es schon vor 2025 so weit sein könnte. Mein Eindruck ist, dass die Zeiten der linearen Trippelschritte vorbei sind und jetzt durch den stark erhöhten Ressourceneinsatz richtig Schwung in das Thema kommen wird .

Ähnlich wie im Pharmasektor werden viele Kandidaten am Ende scheitern. Aber es würde mich wundern, wenn unter den vielen guten Ansätzen nicht die eine oder andere Blockbuster-Rezeptur dabei wäre.

Ralf Anders partizipiert über ein von ihm betreutes Indexzertifikat an der Aktienentwicklung von Siemens. The Motley Fool empfiehlt BMW.

Motley Fool Deutschland 2020

Dieser Artikel erschien zuerst auf The Motley Fool

Der Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen birgt hohe Risiken. Sie können Ihren Kapitaleinsatz vollständig oder teilweise verlieren. Die Kurse von Kryptowährungen sind extrem volatil und können von externen Faktoren wie finanziellen, regulatorischen oder politischen Ereignissen beeinflusst werden. Der Handel auf Margin erhöht das finanzielle Risiko.
Stellen Sie unbedingt sicher, dass Sie die mit dem Handel der Finanzinstrumente und/oder Kryptowährungen verbundenen Risiken vollständig verstanden haben und lassen Sie sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten, bevor Sie den Handel aufnehmen.
Fusion Media möchte Sie daran erinnern, dass die auf dieser Internetseite enthaltenen Kurse/Daten nicht unbedingt in Realtime oder genau sind. Alle Daten und Kurse werden nicht notwendigerweise von Börsen, sondern von Market-Makern bereitgestellt, so dass die Kurse möglicherweise nicht genau sind und vom tatsächlichen Marktpreis abweichen können, was bedeutet, dass die Kurse indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sind. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für etwaige Handelsverluste, die Ihnen durch die Verwendung dieser Daten entstehen könnten.
Es ist verboten, die auf dieser Website enthaltenen Daten ohne die vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenanbieters zu verwenden, zu speichern, zu reproduzieren, anzuzeigen, zu ändern, zu übertragen oder zu verteilen. Alle Rechte am geistigen Eigentum sind den Anbietern und/oder der Börse vorbehalten, die auf dieser Website enthaltenen Daten bereitstellen.
Fusion Media kann von den Werbetreibenden, die sich auf der Website befinden, anhand Ihrer Interaktion mit den Werbeanzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.

Abmelden
Sind Sie sicher, dass Sie sich abmelden möchten?
NeinJa
AbbrechenJa
Veränderung wird gespeichert