VW-Aktionäre, aufgepasst! Softbank sucht die globale Robotaxi-Dominanz

The Motley Fool

Veröffentlicht am 03.12.2019 09:24

Aktualisiert 03.12.2019 09:36

Was die Elektromobilität angeht, mache ich mir um Volkswagen (DE:VOWG) (WKN: 766403) keine Sorgen mehr. Aber am Horizont taucht schon das nächste Schlachtfeld auf: autonome Fahrzeuge. Selbstfahrende Mobile jeder Größe sollen uns zukünftig magisch organisiert wie ein Ameisenhaufen von A nach B bringen.

Natürlich hat sich VW genauso wie die meisten anderen großen Hersteller bereits positioniert, aber ein Seiteneinsteiger strebt offenbar nach der globalen Dominanz: Softbank (WKN: 891624). Das könnte unangenehm werden.

So umfassend ist Softbank investiert Das japanische Technologiekonglomerat ist bekannt für seine waghalsigen Investments, die sich überraschend oft in einen Riesenerfolg verwandeln. Aufsehenerregend waren die fast 8 Mrd. US-Dollar, die Softbank in Uber (WKN: A2PHHG) gesteckt hat. Dieser globalen Taxizentrale wird von manch einem Marktbeobachter die Revolution im Personenverkehr zugetraut. Für Softbank, deren Vision Fund gut 16 % an dem Unternehmen hält, stellt dies jedoch nur einen Baustein in einem viel größeren Engagement im Umfeld von Smart Mobility Solutions dar.

Beim chinesischen Pendant Didi Chuxing ist man genauso engagiert wie in Indien an Ola und in Südostasien an Grab. Die Reichweite dieser vier Marktführer ist immens, wenn man bedenkt, dass hier zusätzlich zum internationalen Uber-Netzwerk noch drei der bevölkerungsreichsten Regionen der Welt abgedeckt werden.

Auch was die Technologieentwicklung angeht, will sich das Softbank-Management nicht auf die Verheißungen einzelner Spieler verlassen. Vielmehr wurden Investments in einige Spezialisten getätigt, die das wachsende Know-how der Flottenbetreiber ergänzen könnten. So flossen große Summen in die autonomen Liefermobile von Nuro, in den Robotaxi-Arm Cruise Automation von General Motors (NYSE:GM) (WKN: A1C9CM) und in die People Mover der eigenen Tochter SB Drive.

Zusätzliche Feuerkraft holt sich Softbank durch eine strategische Allianz (DE:ALVG) mit Toyota (T:7203) (WKN: 853510). Der größte japanische Autobauer hat sich selbst bei einer Reihe von internationalen Mobilitätsdienstleistern eingekauft und beabsichtigt, gemeinsam mit Softbank spezielle autonome Fahrzeuge zu entwickeln. Zudem wurde dieser Tage gemeldet, dass das Mobility-Joint-Venture Monet bald in Südostasien starten wird.

Darum droht hier Ungemach für VW Volkswagen und Toyota streiten seit Jahren, wer die Nummer 1 im Automobilmarkt ist. Zuletzt hatten die Wolfsburger die Nase vorne, was den Absatz anging. Allerdings sind die Japaner meist noch ein gutes Stück profitabler.

Nun ist es so, dass die Beteiligungen von Softbank dabei sind, eine gewaltige Einkaufsmacht aufzubauen. Für jede Stadt, in denen sie ihre Netzwerke betreibt, werden Tausende Fahrzeuge gebraucht. Wenn es Softbank gelingt, aus den Einzelteilen ein konzertiertes Ganzes zu schmieden, dann könnte ein riesiger Markt entstehen, der für VW kaum zugänglich ist. Vielmehr würden die Japaner ihren Fahrzeugbedarf bevorzugt bei ihren Beteiligungen und Partnern decken.

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Hinzu kommt, dass die globale Fahrzeugnachfrage ab einem bestimmten Punkt rückläufig sein könnte, wenn diese Mobilitätsdienstleistungen immer besser angenommen werden und die speziell für diese Anwendung konzipierten Fahrzeuge viel größere Kilometerleistungen absolvieren können — und dank intelligenter Sensorik praktisch niemals Unfälle bauen.

Wie VW gegenhält Natürlich war VW in diesen Bereichen auch nicht untätig: Was die Entwicklung von Technologien für die Fahrzeugautonomie angeht, hat man sich mit Ford (WKN: 502391) zusammengetan und bei den Smart Mobility Solutions wurden zuletzt auch große Fortschritte gemeldet. Mit Töchtern wie Moia und Urban Mobility Int. ist VW mit eigenen Konzepten bereits am Start und treibt die Internationalisierung voran.

Dass VW für jedes dieser Systeme eigene Autos zuliefert, versteht sich von selbst. Die Auslastung der Werke und die Expansion der Systeme können so schön synchronisiert werden. Zudem versorgen die Wolfsburger ihre weltweiten Kunden mit einer Art digitalem Ausweis, der die Individualisierung der Mobilitätsdienste ermöglicht.

Reicht das? Mit gigantischem Aufwand ist Volkswagen dabei, bei der Elektromobilität den Rang abzulaufen . Das dürfte gelingen, sobald nächstes Jahr die ersten ID.-Modelle in Europa, den USA und China vom Band rollen. Aber Tesla ist noch immer irgendwie ein Start-up, das sich auf eigene Faust nach oben gearbeitet hat. Softbank ist da schon ein anderes Kaliber, zumal im Verbund mit dem mächtigen Toyota-Konzern. Zusammen sind diese offenbar gewillt, jede notwendige Summe zu investieren, um eine global dominante Position zu erreichen und somit auch ein signifikantes Segment der Automobilfertigung zu kontrollieren.

Das Gute für VW ist auf der anderen Seite, dass die „schöne neue Mobilitätswelt“ nicht von heute auf morgen entstehen wird. Überhaupt ist noch längst nicht entschieden, dass die individuelle Mobilität auf absehbare Zeit auf dem absteigenden Ast sein wird. Selbst kritische Prognoseinstitute wie LMC Automotive rechnen bis 2025 mit weiter steigendem Absatz und eine Umfrage des CAR-Instituts hat erneut ergeben, dass die große Mehrheit der deutschen Autofahrer nicht beabsichtigt, zukünftig auf ein eigenes Fahrzeug zu verzichten.

Aus dieser Perspektive heraus wäre es vielleicht sogar zu begrüßen, dass VW im Bereich der Smart Mobility Services den Marktführern nicht ganz so aggressiv Paroli bietet wie bei der Elektromobilität, sondern sich auf aussichtsreiche Projekte beschränkt. Dass man aber ein Auge auf die nächsten Schachzüge von Softbank haben sollte, ist ebenfalls ratsam. Hier ist einiges im Fluss und nur diejenigen, die sich an die neuen Bedingungen am agilsten anpassen, werden am Ende zu den Gewinnern gehören.

Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Tesla. The Motley Fool empfiehlt Uber Technologies (NYSE:UBER).

Motley Fool Deutschland 2019

Dieser Artikel erschien zuerst auf The Motley Fool

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