Festnahme von Huawei-Finanzchefin schürt Handelssorgen

Reuters

Veröffentlicht am 06.12.2018 17:24

Festnahme von Huawei-Finanzchefin schürt Handelssorgen

- von Julie Gordon und Karen Freifeld

Vancouver/Washington (Reuters) - Die Festnahme der Finanzchefin des weltgrößten Netzwerkausrüsters Huawei aus China lässt die Sorgen vor einer Verschärfung des Handelsstreits mit den USA erneut hochkochen.

Weltweit gingen die Aktienmärkte am Donnerstag auf Tauchstation. Der exportorientierte deutsche Leitindex Dax fiel erstmals seit zwei Jahren wieder unter die Marke von 11.000 Punkten[L8N1YB1YS], auch in den USA gingen die Leitindizes auf Talfahrt. Die festgesetzte Managerin ist Tochter des Huawei-Gründers, die USA pochen auf ihre Auslieferung. Nun kamen neue Zweifel auf, ob der erst am Wochenende vereinbarte 90-tägige Burgfrieden zwischen den beiden weltgrößten Wirtschaftsnationen unter den neuen Vorzeichen eingehalten wird.

In den westlichen Industriestaaten steht Huawei schon länger am Pranger: Die Länder befürchten eine Einflussnahme durch die Regierung in Peking, Spionage und Störung der nationalen Netze. Nun kommen neue Vorwürfe hinzu, die politisch brisant sind: Meng Wanzhou, die Tochter des Huawei-Gründers, war bereits am Samstag nach Aufforderung der US-Behörden in Kanada festgenommen worden, wie das kanadische Justizministerium erst jetzt mitteilte. Für Freitag sei eine Anhörung angesetzt, ob sie gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt werden könne. Hintergrund der Festnahme ist Insidern zufolge der Verdacht auf Verstöße gegen US-Sanktionen. Laut Medienberichten soll es dabei um Strafmaßnahmen gehen, die gegen den Iran verhängt worden sind. Ähnliche Sanktionsverstöße brachten in der Vergangenheit bereits dem zweitgrößten chinesischen Netzwerkbauer ZTE scharfe Auflagen und ein zwischenzeitliches US-Lieferverbot ein.

Huawei bestätigte die Festnahme und erklärte zugleich, keine Kenntnisse von Vergehen der Finanzchefin zu haben. Die chinesische Botschaft in Kanada forderte die umgehende Freilassung von Meng. Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums sagte, man habe Kanada wie auch die USA um Aufklärung gebeten, aber bislang sei keine "Klarstellung" erfolgt.

Die Managerin wurde offenbar genau an dem Tag festgesetzt, an dem US-Präsident Donald Trump mit seinem chinesischen Kollegen Xi Jinping auf dem G20-Gipfel in Argentinien zusammengekommen war. Der Fall könne deshalb die Handelsgespräche zwischen den USA und China entgleisen lassen, warnte Professor Jia Wenshan von der Chapman-Universität in Kalifornien. Anleger hätten nach dem Treffen der beiden Politiker eigentlich auf Entspannung gehofft, sagte auch Chefstrategie Linus Yip vom Investmenthaus First Shanghai Securities. Entsprechend groß sei nun die Nervosität am Markt.

Im Sog der Verluste aus Asien ging es auch in Europa und Deutschland sowie später in Übersee bergab. Der Stoxx600-Index fiel 1,2 Prozent und näherte sich damit dem niedrigsten Stand seit zwei Jahren. Lediglich die Aktien des schwedischen Netzwerkausrüsters Ericsson, der als direkter Huawei-Konkurrent auf Vorteile durch die Probleme in den USA rechnen kann, legten 1,5 Prozent zu. In den USA ging es für Dow Jones und Nasdaq deutlich bergab.

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Die USA ermitteln Insidern zufolge mindestens seit 2016 gegen Huawei wegen des Verstoßes gegen Ausfuhr- und Sanktionsgesetze. Dabei geht es um den Vorwurf, Huawei habe Produkte aus den USA in den Iran und andere Länder geliefert. Das US-Justizministerium war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Der Konzern wiederum erklärte, man halte sich an alle gültigen Ausfuhrkontrollen und Sanktionen.