Uniper ruft nach Staatshilfe: Worauf es jetzt ankommt

The Motley Fool

Veröffentlicht am 06.07.2022 07:45

Aktualisiert 06.07.2022 08:09

Uniper ruft nach Staatshilfe: Worauf es jetzt ankommt

Am heutigen Dienstag soll das Bundeskabinett den Weg frei machen. Die Regierung plant einen Schutzschirm für Energiekonzerne. Dabei soll sich der Staat an Firmen beteiligen können, ähnlich wie bei den Coronahilfen 2020.

Ein Unternehmen, das dabei ganz besonders im Fokus steht, ist Uniper (ETR:UN01) (WKN: UNSE01). Dieses kämpft erbittert mit den Folgen deutlich reduzierter Gaslieferungen aus Russland. Und die Lage ist wirklich prekär. Schließlich beliefert Deutschlands größter Gashändler Hunderte von Stadtwerken, Energieversorgern und Firmen.

Das Management kann jetzt darauf hoffen, dass der Bund bald über Aktien oder stille Einlagen einsteigt. Bei einer Konferenz mit Analysten am 18. Mai zeigte sich CEO Klaus-Dieter Maubach extrem besorgt. Er verwies aber auch darauf, dass Uniper intensiv an alternativen Wegen bastelt.

Im Winter soll es losgehen So darf Uniper ab sofort mit dem Bau eines LNG-Terminals in Wilhelmshaven beginnen. Etwa 8,5 % des deutschen Gasverbrauchs sollen pro Jahr über die Anlandestelle für Flüssiggas im Norden ankommen.

Uniper peilt an, das Terminal ab dem Winter betreiben zu können. Die Landesregierung spricht vom 21. Dezember. Angesichts des Konflikts mit Putin war Eile geboten. Im Regelfall dauern Anträge dieser Größe sehr viel länger. „Vor allem zeigt es, was möglich ist, wenn die Gesellschaft, Industrie und Politik an einem Strang ziehen“, sagt Maubach.

Über das Terminal sollen bis zu 7,5 Mrd. Kubikmeter Erdgas im Jahr transportiert werden. Das wären etwa 8,5 % des deutschen Gasbedarfs zurzeit. Und für Uniper wäre es ein erster Lichtblick nach vielen dunklen Monaten.

Quelle: TIKR.com

Uniper setzt auf Flüssiggas Die Düsseldorfer wollen in Zukunft mehr Tankstellen bauen, an denen Lastwagen mit flüssigem Erdgas (LNG) betankt werden können. Bis zu 25 solcher LNG-Stationen will Liqvis bis Ende 2023 in Deutschland betreiben. Bislang betreibt die Uniper-Tochter vier stationäre und zwei mobile LNG-Tankstellen in Deutschland. Insgesamt existieren in Deutschland, nach Angaben des Unternehmens, 54 solcher Tankstellen. Uniper erwartet aufgrund der steigenden Transportmengen auf der Straße für Flüssigerdgas gute Absatzchancen.

Lastwagen sind bis 2023 von der Autobahnmaut in Deutschland befreit, wenn sie mit Flüssiggas betrieben werden. Damit will die Politik den Spediteuren einen Anreiz geben, ihre Lkw-Flotten auf klimafreundliche Antriebe umzurüsten. Nach Liqvis-Angaben stößt ein mit Flüssigerdgas betriebener Lastwagen bis zu 20 % weniger Kohlendioxid aus als ein Diesel-Lkw.

Liqvis will ab Herbst 2022 auch CO₂-neutrales LNG anbieten. Ein erster Liefervertrag sei bereits abgeschlossen. Die lieferbaren Mengen würden aber noch nicht ausreichen, das komplette Tankstellennetz zu versorgen. Das Bio-LNG wird aus Reststoffen erzeugt. Zusätzliche Agrarflächen sind daher nicht nötig.

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Das Management gefällt mir In der aktuellen Krisenphase ist Umsetzungsstärke gefragt . Maubach geht mutig voran. Das imponiert. Seit Juni 2021 sitzt er auf dem Chefsessel. Einst war er Technikvorstand bei Eon (ETR:EONGn). Maubach hat viel Erfahrung gesammelt in der deutschen und europäischen Energiewirtschaft. Und er hat in dieser Zeit vorwiegend gute Beziehungen zum Uniper-Hauptaktionär Fortum (ETR:FUM1V) aufgebaut. Die Finnen halten heute fast 78 % der Anteile.

Uniper ist mir zu riskant für eine Turnaround-Wette Mit Blick auf die Prognosen für die kommenden zwölf Monate liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis bei nur 5,1. Das sieht günstig aus. Doch obwohl mir das Management gefällt, halte ich mich zurück. Die Energiekrise in Deutschland ist fundamental. Auch ich habe keine Glaskugel und weiß nicht, was die Zukunft bringt. Das Risiko bei Uniper ist hoch. Am Markt sehe ich zurzeit einige bessere Chancen.

Henning Lindhoff besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

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Dieser Artikel erschien zuerst auf The Motley Fool