The Motley Fool
Veröffentlicht am 25.04.2019 09:13
Aktualisiert 25.04.2019 10:07
Am Abend des Ostermontags hielt Tesla (NASDAQ:TSLA) (WKN: A1CX3T) eine Präsentation über die Fortschritte des Unternehmens in Sachen autonomes Fahren. Vorgestellt wurde zunächst ein eigens von Tesla entwickelter Computer für vollautonomes Fahren, der heute schon in allen neuen Modellen verbaut wird und genau auf die Bedürfnisse des Unternehmens zugeschnitten ist.
Zudem erläuterte Tesla die Funktionsweise seines neuronalen Netzes für autonomes Fahren, das dann im Straßenverkehr die Entscheidungen trifft. Dieses wird tagtäglich mit den Daten gefüttert, die die Tesla-Flotte heute schon produziert, und verbessert sich somit ständig selbst. So ist das neuronale Netz mittlerweile in der Lage, Streckenverläufe und das Verhalten von Verkehrsteilnehmern erstaunlich zuverlässig zu prognostizieren.
Elon Musk betonte, dass die Tesla-Hardware – also Kameras, Sensoren und der Computer – schon heute in der Lage sei, autonomes Fahren zu bewerkstelligen. Einzig und allein die Software müsse noch trainiert werden, um mit den verfügbaren Daten die richtigen Entscheidungen zu treffen.
So weit ist Tesla schon Wenige Stunden später veröffentlichte Tesla auf seinem YouTube-Kanal ein Video, das ein vollkommen autonom fahrendes Tesla Model 3 im Straßenverkehr zeigt. Das Auto fuhr mit einer bisher unveröffentlichten Beta-Version des neuronalen Netzes. Diese enthielt Features, die in Teslas öffentlichem Fahrassistenzsystem noch nicht freigeschaltet sind.
Das Model 3 hielt erstaunlich zuverlässig an roten Ampeln und Stoppschildern, befolgte Vorfahrtsregeln und hielt sich an Geschwindigkeitsbegrenzungen – in dieser Hinsicht hat Tesla manchen menschlichen Verkehrsteilnehmern schon etwas voraus.
Auch einen Zeitplan für die weitere Entwicklung gab Tesla: In etwa einem Jahr – im zweiten Quartal 2020 – erwartet Tesla, dass das neuronale Netz gut genug trainiert ist, um „feature-complete” zu sein und vollautonom fahren zu können. Von diesem Moment an sei es für Insassen deutlich sicherer, das Auto die Arbeit machen zu lassen, anstatt selbst einzugreifen – völlig unabhängig davon, wo auf dem Planeten sich das Auto gerade befindet.
Wozu das Ganze? Vielleicht fragst du dich nun, inwiefern das für Investoren interessant sein soll. Für einen Tesla-Besitzer mag es eine nette Spielerei sein, sich durch die Gegend kutschieren zu lassen, aber viel mehr steckt doch nicht dahinter – oder?
Nicht so vorschnell, denn Tesla hat mit dieser Technologie deutlich mehr vor. Elon Musk plant, eine ganze Flotte vollautonomer Teslas aufzubauen. Diese soll zum Teil aus unternehmenseigenen Fahrzeugen bestehen. Doch auch private Tesla-Besitzer können ihr Auto, wenn gewünscht, dem Taxinetzwerk zur Verfügung stellen und auf diese Weise einen Haufen Geld verdienen.
30.000 Dollar Einnahmen im Jahr seien möglich, rechnete Musk bei der Präsentation vor. Die Anschaffungskosten für ein neues Model 3 hätte man damit – je nach Modellvariante – in ein bis zwei Jahren wieder hereingeholt. Zudem soll das Angebot auch noch deutlich günstiger sein als vergleichbare Dienste von Uber (NYSE:UBER) oder (NASDAQ:LYFT) (WKN: A2PE38).
Für Tesla eröffnet sich hier riesiges Umsatz- und Gewinnpotenzial: Zum einen aus der eigenen Flotte, zum anderen aufgrund der zunehmenden Nachfrage, wenn es sich herumspricht, dass man mit einem eigenen Tesla gutes Geld verdienen kann. Sollte Tesla hier Erfolg haben, könnte die Tesla-Aktie richtig durchstarten.
Wird Tesla es schaffen? Tesla macht auch beim autonomen Fahren mal wieder vieles anders als die Konkurrenz, doch so wie es aussieht, könnte das ein großer Vorteil für das Unternehmen sein.
So setzt Tesla statt der Lidar-Technologie (eine Art Radar mit anderen Wellenlängen) hauptsächlich auf Kameras und nimmt zur Unterstützung ein Radar hinzu. Lidar gilt bei vielen Konkurrenten auf dem Gebiet des autonomen Fahrens als vielversprechende Technologie zur Abstandsmessung. Elon Musk behauptete dagegen, dass die Lidar-Technologie beim autonomen Fahren ein Irrweg sei. Bei der Präsentation war zu sehen, dass ein Tesla auch ohne Lidar ein detailliertes 3D-Abbild seiner Umgebung erzeugen kann.
Ein weiterer Unterschied ist, dass Tesla sein neuronales Netz nicht mit Fahrsimulationen trainiert. Stattdessen sammelt das Unternehmen Kameraaufnahmen der Hunderttausende Teslas, die tagtäglich auf den Straßen dieser Welt unterwegs sind. Eine Simulation, so Elon Musk bei der Präsentation, sei niemals in der Lage, alle möglichen Sonderfälle im Straßenverkehr abzubilden und könne das neuronale Netz daher nicht vollumfänglich vorbereiten. Klingt einleuchtend: Denn womit das neuronale Netz nicht konfrontiert wird, das kann es auch nicht lernen.
Auch die Entwicklung eines eigenen Computers für das autonome Fahren ist eher ein Alleingang von Tesla: Konkurrenten kaufen meist Chips von Unternehmen wie Nvidia (WKN: 918422) zu. Teslas Chip jedoch ist punktgenau auf die Kameras und Sensoren seiner Autos zugeschnitten und ist der bisher verwendeten Lösung von Nvidia daher weit überlegen. Sogar Nvidia gab in einem Blogbeitrag zu, dass Tesla mit diesem Chip neue Maßstäbe für alle anderen Autohersteller gesetzt habe.
Was bedeutet das alles nun? Es wird immer deutlicher, dass sich Tesla nicht als reiner Autohersteller, sondern als voll integrierter Anbieter klimaneutraler Mobilität versteht: Tesla ist in der Automobilindustrie, in der Generierung und Speicherung sauberer Energie und in Zukunft auch als Fahrdienstplattform für autonome Mobilität tätig.
Zwar schafft diese beeindruckend breite Aufstellung auch Risiken: Denn Tesla muss sich nun an einer dritten Front mit Konkurrenten herumschlagen, die ihre Marktanteile ungern abgeben werden.
Doch Teslas technologischer Vorsprung und die Expertise scheinen mir groß genug, um hier erfolgreich zu sein. Denn sowohl in Sachen Hardware als auch bei der Software hat Tesla am Montag beeindruckende Fortschritte präsentiert, die das Unternehmen im Rennen um das autonome Fahren weit nach vorne katapultieren.
Christoph Gössel besitzt Aktien von Nvidia und Tesla. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Nvidia und Tesla.
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Dieser Artikel erschien zuerst auf The Motley Fool
Geschrieben von: The Motley Fool
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