StockBeat: Italien-Krise setzt Europäische Märkte matt

Investing.com

Veröffentlicht am 09.08.2019 11:09

Aktualisiert 09.08.2019 11:20

von Geoffrey Smith

Investing.com - Bank-Aktien aus Italien erlitten am Freitag eine Bruchlandung und verloren zwischen 2,2 bis 6,5 Prozent, da der drittgrößten Volkswirtschaft der Eurozone Neuwahlen ins Haus stehen.

Der FTSE MIB gab um 2,2 Prozent nach. Die Aussicht auf eine neue, rechtsextreme italienische Regierung, die den schwelenden Streit um die Schulden- und Haushaltspolitik des Landes und der Eurozone wieder entfachen könnte, schickte auch den spanischen IBEX 35 und den deutschen Dax um jeweils 1 Prozent nach unten.

Dem Stoxx 600, der um mehr als 0,5 Prozent fiel, droht ein Wochenverlust von 1,4 Prozent.

Die Reaktion der Anleger resultierte in der erster Linie aus den Entwicklungen an den Rentenmärkten, wo das italienische Länderrisiko sofort deutlich höher bewertet wurde. Dies führt zu höheren impliziten Kapitalkosten für alle italienischen Unternehmen, was ihre wahrscheinliche Eigenkapitalrendite schmälert. Die Rendite der 10-jährigen Staatsanleihe ist um 25 Basispunkte auf 1,79 Prozent gestiegen und damit auf den höchsten Stand seit Anfang Juli, während sich der 'Spread' zum deutschen Pendant auf 235 Basispunkte und damit auf ein Sechswochenhoch ausgeweitet hat.

Das ist zwar ein steiler Anstieg, aber es muss noch in einen Kontext gestellt werden: Der Spread betrug im November letzten Jahres, als die aktuelle Regierung mit Brüssel um ihre Haushaltspläne ringte, über 310 Basispunkte, und auf dem Höhepunkt der Eurokrise 2011 über 500.

Die Kursbewegungen am Rentenmarkt ergeben zum einen durchaus Sinn, aber zum anderen sind sie doch auch sehr erstaunlich. Sinn ergeben sie deshalb, weil jüngste Meinungsumfragen zeigen, dass Neuwahlen wahrscheinlich zu einer rechten Regierung in Italien führen werden, die von der Lega-Partei, mit Matteo Salvini an der Spitze, dominiert wird. In den vergangenen Monaten hat Salvini immer wieder seinen Unmut gegen die EU zum Ausdruck gebracht.

Erstaunlich deshalb, denn, wie der Oxford Economics-Analyst Angel Talavera über Twitter schrieb, sei es "die am meisten erwartete politische Krise der Geschichte". Salvini und die Lega haben ihre Zustimmungswerte seit ihrem Regierungsantritt als Juniorpartner der 5-Sterne-Bewegung im vergangenen Frühjahr verdoppelt, und Salvini hat sich seit Monaten sichtbar für Neuwahlen eingesetzt, um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen. Die Märkte hatten also viel Zeit, um dieses Risiko zu bewerten, aber die Anleger haben sich in den letzten Wochen in italienische Anleihen gestürzt, in der Hoffnung, dass die Geldpolitik von der Europäischen Zentralbank lockerer wird.

Die Zeitung Corriere della Sera berichtete am Donnerstag, dass Salvini eine Wahl am 13. Oktober plant. Wenn die Bürger Italiens in Übereinstimmung mit den aktuellen Meinungsumfragen abstimmen, besteht eine große Chance darauf, dass die Lega mit der rechtsextremen Fratelli d'Italia-Partei eine neue Regierung bilden könnte, die näher an den Gedanken der Lega über Einwanderung und nationale Souveränität heranreicht. Das deutet darauf hin, dass eine neue Regierung - zumindest für italienische Verhältnisse - relativ schnell gebildet werden könnte.

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Da das Vereinigte Königreich auf dem Weg ist, die EU Ende Oktober ungeordnet zu verlassen, könnte die Europäische Union gleichzeitig zwei verschiedenen und starken Bedrohungen für ihren wirtschaftlichen und politischen Zusammenhalt ausgesetzt sein. Und das zu einer Zeit, in der sich die Wirtschaft der Eurozone unter dem Einfluss des Handelskonflikts zwischen den USA und China rasant verlangsamt: Deutschland, Frankreich und die Niederlande haben alle im Juni dieser Woche miserable Zahlen zur Industrieproduktion vorgelegt.

Während die Geschichte der EU belegt, dass sie diese Herausforderungen letztendlich bewältigen wird, ist es sehr wahrscheinlich, dass die kurzfristige Unsicherheit in der Zwischenzeit alle europäischen Vermögenswerte belasten wird.

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