Siemens sollte thyssenkrupp Elevator kaufen – hier sind die Gründe

The Motley Fool

Veröffentlicht am 19.07.2019 09:10

Aktualisiert 19.07.2019 09:36

Die geplante Verselbstständigung oder Veräußerung der Aufzugsparte von ThyssenKrupp (DE:TKAG) (WKN: 750000) könnte für Siemens (DE:SIEGn) (WKN: 723610) eine einmalige Gelegenheit darstellen, um nach den beiden geplatzten Stahl- und Schienendeals etwas Großartiges zu schaffen, das auch die Kartellbehörden zufriedenstellt. Ich habe mir diese Idee mal genauer angeschaut und sehe große Potenziale für beide Seiten.

So ergibt Siemens Elevator Sinn Stell dir vor, du fährst mit dem Zug zum Flughafen, lässt dich dort bequem per Rolltreppe zum spurgeführten autonomen People Mover befördern, der dich zügig weiter zum anderen Terminal bringt. Dort geht es mit dem Lift runter zur Gepäckaufgabe und von dort weiter über Laufbänder zum Gate. Eine Viertelstunde vor Abflug durchquerst du die Fluggastbrücke, um deinen Platz im Flugzeug einzunehmen.

Das Erstaunliche dabei: Alle genannten Systeme, außer dem Flugzeug, könnten Siemens und thyssenkrupp Elevator gemeinsam liefern. Selbst die Gepäcklogistik kann Siemens beisteuern. Wenn es wiederum um Gütertransport geht, würden die Bandförderanlagen von thyssenkrupp zu den starken Lokomotiven von Siemens passen, um beispielsweise Eisenerz in Richtung Hafen zu befördern.

Was Siemens davon hat Wie wir mittlerweile wissen, besteht die Strategie von Joe Kaeser darin, Geschäftsbereiche zu stärken und dann selbstständig aufzustellen. Wir haben das über die letzten Jahre mehrfach erlebt und die Alstom (WKN: A0F7BK), der zu einem dominanten europäischen Schienentechnikriesen geführt hätte, war nicht durchzubringen.

Unproblematisch wäre hingegen eine Fusion mit einem eher komplementären Spieler. Dafür kommen Themen wie intelligente Verkehrstechnik oder eben alternative Massentransportmittel infrage. Allerdings glaube ich nicht, dass Siemens etwa zum Bushersteller mutieren will. Viel passender wäre das Produktportfolio von thyssenkrupp Elevator mit seinen maßgeschneiderten Beförderungslösungen. Damit ließe sich eine überzeugende Einheit schaffen, die die ambitionierten Renditeansprüche von Siemens erfüllen und später einen erfolgreichen Börsengang ermöglichen könnte.

Schließlich hat thyssenkrupp Elevator einige spannende Innovationen in der Pipeline und im letzten Halbjahr erneut rund 400 Mio. Euro operativen Gewinn abgeworfen. Dass andere Siemens-Sparten wie etwa die Antriebs- und Automatisierungstechnik, die Finanzdienstleistungen und der Digitalbereich ihr Geschäft mit Elevator dann ausbauen würden, erscheint daneben naheliegend. Die Synergien sind also vielfältig.

Jetzt die App holen
Werden Sie Teil der größten Finanz-Community der Welt
Downloaden

Warum es für thyssenkrupp eine gute Lösung wäre Auf der anderen Seite gilt: Je schneller thyssenkrupp die Elevatorsparte zu Geld macht, desto besser . Trotz aller Umbaumaßnahmen und Spartenverkäufe ist der Konzern noch immer sehr schwach auf der Brust und kann die Zukunftschancen mangels Ressourcen nicht ausschöpfen. Wenn nun auch noch kurzfristig die Konjunktur einbrechen sollte, wäre es ein Desaster für Unternehmen und Aktionäre. Eine Möglichkeit wäre, Elevator an die Börse zu bringen, aber die Vorbereitung dafür dürfte noch einige Zeit in Anspruch nehmen.

Bei einem attraktiven Angebot von Siemens könnte es hingegen schnell gehen, sodass der Konzern umgehend in der Lage wäre, die verbliebenen Sparten zu stärken und auf Wachstum zu trimmen. Die Bilanzsorgen würden auf einen Schlag verfliegen, wenn aus München eine Überweisung im Bereich von 12 bis 15 Mrd. Euro ankommt. Folglich würde sich der Fokus der Anleger wieder auf den Wert der operativen Einheiten wie etwa Stahl, Fahrzeugkomponenten und Industrielösungen richten.

Es würde mich sehr wundern, wenn dieser nach einem solchen Geldsegen immer noch bei mageren 7 Mrd. Euro (Stand 17.07.) liegen würde. Zwar wurden abseits von Elevator zuletzt teilweise Verluste geschrieben, aber ich denke, dass die Chancen gut stehen, dass die Profitabilität zurückkommt. Schon allein die Zurückführung der Finanzschulden dürfte über 100 Mio. Euro an Zinszahlungen pro Jahr einsparen.

Kommt es so? Ich habe keine Ahnung, ob dieses Szenario bereits diskutiert wird in den Chefetagen, aber wenn ich sehe, wo die beiden Technologiekonzerne aktuell stehen, dann denke ich, dass sie etwas zusammen machen sollten. thyssenkrupp hat eine attraktive Geschäftseinheit im Schaufenster und benötigt dringend eine Bilanzaufpolsterung, während Siemens geradezu im Geld schwimmt und auf der Suche nach einer passenden Ergänzung ihrer Mobility-Sparte ist.

Auf diese Weise entgeht uns zwar die Chance, direkt in Elevator investieren zu können, aber dafür würde wohl etwas später der Börsengang von Mobility einschließlich des Aufzugsgeschäfts folgen – und das könnte sogar eine noch spannendere Aktie sein.

Ralf Anders partizipiert über ein von ihm betreutes Indexzertifikat an der Aktienentwicklung von Siemens. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

Motley Fool Deutschland 2019

Dieser Artikel erschien zuerst auf The Motley Fool

Der Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen birgt hohe Risiken. Sie können Ihren Kapitaleinsatz vollständig oder teilweise verlieren. Die Kurse von Kryptowährungen sind extrem volatil und können von externen Faktoren wie finanziellen, regulatorischen oder politischen Ereignissen beeinflusst werden. Der Handel auf Margin erhöht das finanzielle Risiko.
Stellen Sie unbedingt sicher, dass Sie die mit dem Handel der Finanzinstrumente und/oder Kryptowährungen verbundenen Risiken vollständig verstanden haben und lassen Sie sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten, bevor Sie den Handel aufnehmen.
Fusion Media möchte Sie daran erinnern, dass die auf dieser Internetseite enthaltenen Kurse/Daten nicht unbedingt in Realtime oder genau sind. Alle Daten und Kurse werden nicht notwendigerweise von Börsen, sondern von Market-Makern bereitgestellt, so dass die Kurse möglicherweise nicht genau sind und vom tatsächlichen Marktpreis abweichen können, was bedeutet, dass die Kurse indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sind. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für etwaige Handelsverluste, die Ihnen durch die Verwendung dieser Daten entstehen könnten.
Es ist verboten, die auf dieser Website enthaltenen Daten ohne die vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenanbieters zu verwenden, zu speichern, zu reproduzieren, anzuzeigen, zu ändern, zu übertragen oder zu verteilen. Alle Rechte am geistigen Eigentum sind den Anbietern und/oder der Börse vorbehalten, die auf dieser Website enthaltenen Daten bereitstellen.
Fusion Media kann von den Werbetreibenden, die sich auf der Website befinden, anhand Ihrer Interaktion mit den Werbeanzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.

Abmelden
Sind Sie sicher, dass Sie sich abmelden möchten?
NeinJa
AbbrechenJa
Veränderung wird gespeichert