ROUNDUP/Aktien Frankfurt Schluss: Straffere Geldpolitik setzt Markt unter Druck

dpa-AFX

Veröffentlicht am 22.09.2022 18:40

Aktualisiert 22.09.2022 18:52

FRANKFURT (dpa-AFX) - Weitere Zinserhöhungen der Notenbanken und der düstere Ausblick der US-Währungshüter haben dem deutschen Aktienmarkt am Donnerstag zugesetzt. Der Dax ging am Abend nur knapp über dem Tagestief mit einem Abschlag von 1,84 Prozent bei 12 531,63 Punkten aus dem Handel.

Zwischenzeitlich hatte der deutsche Leitindex einen Großteil seiner anfänglichen Verluste abschütteln können, doch mit den Molltönen an der Wall Street und dem Anstieg der Renditen an den Anleihenmärkten beschleunigte sich der Abwärtsdruck laut Börsianern in der zweiten Tageshälfte wieder. Beobachter werteten es zumindest als ermutigendes Zeichen, dass auch diesmal die Marke von 12 500 Punkten hielt - diese hatte bereits in Abschwungphasen im März und Juli als Unterstützung gedient.

Auch der MDax der mittelgroßen Unternehmen rutschte bis zum Abend merklich ab. Er schloss beim Stand von 23 267,31 Punkten, dies bedeutete ein Minus von 2,68 Prozent. Kurz zuvor war das Börsenbarometer bei rund 23 265 Punkten auf ein weiteres Tief seit Mai 2020 gerutscht.

Am Mittwochabend hatte die US-Notenbank Fed den Leitzins zum dritten Mal in Folge um 0,75 Prozentpunkte angehoben. Mit 3 bis 3,25 Prozent erreichte der Leitzins im Kampf gegen die hohe Inflation das höchste Niveau seit 14 Jahren. Fed-Chef Jerome Powell machte zudem deutlich, dass mit den großen Zinsschritten noch nicht Schluss ist. Diese Aussagen waren Anlegern besonders auf den Magen geschlagen.

"Die Fed weiß zwar auch, dass sie damit der US-Konjunktur schadet. Sie hat aber keine andere Chance, wenn sie die Inflation zügeln will", kommentierten die Autoren der Anlegerpublikation "Fuchsbriefe" den jüngsten Entscheid. Wie viele andere Marktbeobachter kommen auch sie deshalb zu dem Schluss, dass mit der Aussicht auf noch höhere Zinsen Aktien weiter unter Druck stehen dürften. Denn mit der strengen Geldpolitik wächst das Risiko, dass die Zentralbank die Wirtschaft so stark ausbremst, dass Arbeitsmarkt und Konjunktur abgewürgt werden.

Auch andere Notenbanken stemmen sich derweil gegen die hohe Inflation. So hoben am Morgen auch Notenbanken in der Schweiz und Norwegen den Zins erneut an, und auch die Bank of England erhöhte den Leitzins weiter.

Bei den Einzelwerten hierzulande sorgte der Softwarehersteller Suse (ETR:SUSEG) mit Zahlen und einer gesenkten Auftragsprognose für lange Gesichter. Die im SDax gelisteten Papiere büßten zwischenzeitlich rund ein Drittel ein und fielen auf ein Rekordtief. Zum Handelsschluss stand noch ein Minus von gut 21 Prozent auf 14,33 Euro auf der Anzeigetafel. Zu Jahresbeginn war eine Aktie noch knapp 44 Euro wert.

Im Dax setzten im Gleichklang mit der schwachen Pharmabranche in Europa einige Werte ihre Talfahrt fort. Papiere von Sartorius (ETR:SATG) verloren am Dax-Ende sechseinhalb Prozent, Fresenius (ETR:FREG) und deren Tochter FMC (ETR:FMEG) büßten bis zu dreieinhalb Prozent ein. Die Marktstrategen von JPMorgan (NYSE:JPM) hatten zuletzt auf die "klar negative Korrelation" der Branche mit den massiv anziehenden Anleiherenditen hingewiesen.

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An der Dax-Spitze verteuerten sich Deutsche Bank (ETR:DBKGn) nach optimistischen Aussagen des Finanzchefs James von Moltke dagegen um fast zweieinhalb Prozent.

Anteile am Online-Modehändler About You (ETR:YOUG) fielen nach einer gestrichenen Kaufempfehlung durch die Deutsche Bank auf ein weiteres Rekordtief, zu Handelsende betrug das Minus noch knapp 2,3 Prozent. Aktien des Konkurrenten Zalando (ETR:ZALG) wurden ebenfalls belastet und gaben mit 6,4 Prozent noch stärker nach.

Uniper (ETR:UN01) -Aktien konnten sich nach einem weiteren turbulenten Handelstag mit knapp fünf Prozent Kursplus auf 3,27 Euro etwas von ihren massiven Vortagesverlusten erholen. Am Mittwoch waren die Anteile des vor der Verstaatlichung stehenden Energiekonzerns erstmals unter 3,00 Euro gesackt und hatten bis fast 40 Prozent verloren. Auch am Donnerstag war es zunächst prozentual zweistellig abwärts gegangen, bevor die Papiere ins Plus drehten.

Auch in Europa weiteten die Indizes nach einer zwischenzeitlichen Erholung ihre Verluste deutlich aus: Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schloss mit minus 1,85 Prozent auf 3427,14 Punkten. Der Index vermied nur haarscharf einen Rücksetzer auf ein weiteres Tief seit zwei Monaten. Ähnlich hoch waren die Verluste auch an der Pariser Börse, in London fiel das Minus dank Gewinnen bei Rohstoffaktien etwas geringer aus. In New York stand der Leitindex Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsschluss mit 0,3 Prozent im Minus.

Der Euro konnte sich von seinem jüngsten Tief etwas erholen kostete zuletzt im Abendhandel 0,9844 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 0,9884 (Mittwoch: 0,9906) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 1,0117 (1,0095) Euro gekostet. In der Nacht auf Donnerstag war die europäische Gemeinschaftswährung auf den tiefsten Stand seit etwa 20 Jahren gesunken.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 1,78 Prozent am Vortag auf 1,80 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,09 Prozent auf 129,88 Punkte. Der Bund-Future sank um 0,88 Prozent auf 140,20 Punkte.

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