Pinterest-Aktie: Bulle vs. Bär

The Motley Fool

Veröffentlicht am 20.11.2021 14:45

Aktualisiert 20.11.2021 15:06

Pinterest-Aktie: Bulle vs. Bär

Wichtige Punkte vorab:

  • Bei Pinterest (NYSE:PINS) freuen sich die Nutzer über Werbung.
  • So kann das Unternehmen seine Nutzerbasis stärker monetarisieren als die Konkurrenten.
  • Das Unternehmen hat jedoch ein großes Problem, das sein Wachstum bremsen könnte.
Nach dem Gerücht über eine Übernahme durch PayPal Holdings (NASDAQ:PYPL) richten sich alle Augen auf das Social-Media-Unternehmen Pinterest (WKN:A2PGMG). Das Unternehmen meldete vor kurzem starke Ergebnisse für das dritte Quartal. Doch sowohl Bären als auch Bullen fühlten sich vom Ergebnisbericht bestätigt. Die Bullen sahen ein erstaunliches Wachstum des durchschnittlichen Umsatzes pro Nutzer (ARPU), während die Bären einen Rückgang der monatlich aktiven Nutzer (MAUs) sahen.

Was also soll man von Pinterest halten? Lassen wir doch mal einen Bullen und einen Bären hier zu Wort kommen.

Der Bulle: Das Wachstum liegt nicht an den Nutzern Jamie Louko: 98 % der Pinterest-Nutzer besuchen die Plattform mit einer Kaufabsicht, was Pinterest zum einzigen Social-Media-Unternehmen macht, bei dem die Verbraucher tatsächlich Werbung sehen wollen. Das ermöglicht es Pinterest, den Verbrauchern zielgerichtete Werbung zu zeigen. Damit hat Pinterest etwas, was keine andere Social-Media-Plattform hat: Die Möglichkeit, seine Nutzer auf erstaunliche Weise zu monetarisieren.

Diesen großen Vorteil muss man erst noch ausspielen: In den letzten Quartalen hatte Snapchat einen ARPU von 3,49 US-Dollar weltweit, und der ARPU von Meta Platforms (NASDAQ:FB) (ehemals Facebook) lag bei satten 10 US-Dollar weltweit. Pinterest hingegen hatte nur einen globalen ARPU von 1,41 US-Dollar. Das lag daran, dass der internationale ARPU von Pinterest – ohne die USA – nur 0,38 US-Dollar betrug. Bei Snap (NYSE:SNAP) waren es 0,98 US-Dollar und 3,14 US-Dollar bei Facebook. Wenn Pinterest sich darauf konzentrieren würde, jeden Kunden besser zu monetarisieren und das ARPU-Niveau seiner Konkurrenten zu erreichen, könnte das Wachstum des Unternehmens explodieren. Pinterest hatte im dritten Quartal 2021 einen Umsatz von 633 Mio. US-Dollar und einen Nettogewinn von 94 Mio. US-Dollar. Dieser Wert könnte in den nächsten fünf Jahren um ein Vielfaches steigen, wenn das Unternehmen erfolgreich ist.

Pinterest hat bereits Schritte unternommen, um seine Nutzerbasis besser zu monetarisieren, einschließlich Pinterest TV. Dort können Verbraucher Artikel direkt im Fernsehen kaufen. Zudem arbeitet man an anderen Shopping-Funktionen, um es seinen 400 Millionen Nutzern zu erleichtern, Artikel zu kaufen.

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Aktive Nutzer sind zwar wichtig (man kann einen Kundenstamm von null nicht monetarisieren), aber sie sind nicht die wichtigste Kennzahl für das Unternehmen. In den USA gibt es 98 Millionen MAUs – das sind 30 % der US-Bevölkerung –, sodass der US-Markt bereits nahezu gesättigt ist. Es ist der internationale Markt, wo das MAU-Wachstumspotenzial liegt. Es ist zwar wichtig, dass Pinterest nicht immer mehr Kunden verliert, aber wenn es einfach seine 400 Millionen MAUs halten und sie besser monetarisieren kann, wird Pinterest stark wachsen können. Beim 13-Fachen des Umsatzes hat Pinterest eine niedrige Messlatte zu überspringen, und wenn es dem Unternehmen gelingt, seine Nutzerbasis zu monetarisieren und gleichzeitig seine Nutzer zu halten, könnte Pinterest größer als die Konkurrenten werden.

Der Bär: Hat Pinterest den Höhepunkt bereits erreicht? Anders Bylund: Die Pandemie und der Lockdown sorgten bei Pinterest für boomendes Nutzerwachstum. Das Unternehmen erlebt derzeit das Gegenteil. Ich bin nicht davon überzeugt, dass Pinterest seine überhöhte Bewertung auf lange Sicht rechtfertigen kann.

Pinterest wird wie ein explosiver Wachstumswert gehandelt. Die Aktien weisen hohe Bewertungskennzahlen auf, zum Beispiel das 188-Fache der vergangenen Gewinne und das 81-Fache der Freien Cashflows. Aktien in dieser Kategorie müssen ihre himmelhohen Bewertungen mit einem unglaublichen Wachstum bei Umsatz und Kundenzahl untermauern.

In mancher Hinsicht kann das Unternehmen dies auch leisten. Im Bericht von letzter Woche für das dritte Quartal verzeichnete Pinterest einen weltweiten Umsatzanstieg von 43 % im Vergleich zum Vorjahr auf 633 Mio. US-Dollar. Das ist ein starkes Ergebnis, das knapp über der Konsensschätzung der Wall Street von 631 Mio. US-Dollar liegt.

Gleichzeitig sind die Nutzer von Pinterest nicht gerade in Scharen gekommen, um sich anzumelden. Die monatlich aktiven Nutzer stiegen im Vergleich zum Vorjahr um nur 1 % auf 444 Millionen. Auf dem US-Markt, dem reifsten und profitabelsten Segment von Pinterest, sank die Zahl der MAUs um 10 % auf 89 Millionen Konten.

Die Einnahmen stiegen dank des steigenden Marketingbedarfs der Werbekunden dennoch an. Die Werbeeinnahmen können allerdings unbeständig sein und Pinterest versucht nicht, dieses Risiko durch die Erhebung von Gebühren für seine Nutzerdienste auszugleichen. Es würde mich zum Beispiel nicht überraschen, wenn das gesunde Interesse der Werbekunden nachlässt, da diese umsatzstarken Kunden auf die enttäuschenden Nutzerzahlen von Pinterest reagieren. Werbekunden wollen ein großes und wachsendes Publikum mit hoher Interaktionsrate erreichen, und Pinterest kann das schlicht nicht mehr bieten.

Ich sehe keinen nachhaltigen Ausweg aus dieser Misere. Die Einführung von Gebühren würde sicherlich die Anzahl der MAUs von Pinterest verringern. Das derzeit vollständig werbebasierte Geschäft ist für meinen Geschmack zu riskant.

Pinterest ist auf keinen Fall eine sichere Aktie, und es ist eine riskante Investition in die Zukunft. Obwohl die Hausse sehr attraktiv ist, wird es für Pinterest nicht leicht sein, seinen ARPU zu steigern. Anleger, die sich für Pinterest interessieren, könnten diese Aktie als kleine Position kaufen, sollten aber bereit sein, sie mindestens fünf Jahre oder länger zu halten. Anleger, die keine Risikotoleranz haben, sollten Pinterest vielleicht erst noch ein bisschen beobachten.

Der Artikel Pinterest-Aktie: Bulle vs. Bär ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.

9.11.2021 auf Fool.com und wurde für unsere deutschen Leser übersetzt.

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