Nordex-Aktie: Haben die Shortseller recht?

The Motley Fool

Veröffentlicht am 09.06.2021 09:52

Aktualisiert 09.06.2021 10:05

Nordex-Aktie: Haben die Shortseller recht?

Das letzte Jahr lief prächtig für Nordex (DE:NDXG) (WKN: A0D655). Wie so viele andere Green-Tech-Aktien konnte auch der Windturbinen-Hersteller seinen Aktienkurs vervielfachen. Für die letzten zwölf Monate beläuft sich das Plus auf 72 %. Doch seit Jahresanfang konsolidiert der Kurs. Einige Shortseller haben bereits größere Positionen aufgebaut. Allein Systematica Investments hält Short-Positionen in Höhe von 0,5 % des gesamten Aktienkapitals.

Grüne Konjunktur für Nordex? Im vergangenen Jahr schmiedeten US-Präsident Joe Biden und die EU-Kommission relativ konkrete Pläne, um die grünen Technologien im Zuge des Klimawandels nach vorne zu bringen.

Die von Biden zugesagte Reduktion der Treibhausgasemissionen um mindestens 50 % bis zum Jahr 2030 im Vergleich zu 2005 ist ein hehres Ziel. Und die Messlatte liegt doppelt so hoch wie die, die sich Ex-Präsident Barack Obama mit dem Pariser Klimaabkommen von 2015 auferlegt hatte.

Biden will mit seiner Ankündigung ein zentrales Wahlkampfversprechen erfüllen und setzte Ende März erste Duftmarken: Durch den Bau von Windparks mit 30 Gigawatt sollen in den kommenden zehn Jahren mehr als 10 Mio. Haushalte mit umweltfreundlichem Strom versorgt werden. Hier erhofft sich Nordex künftig lukrative Aufträge, denn seit letztem Jahr ist man mit einem eigenen Büro in den USA aktiv.

Die steigenden Rohstoffpreise bremsen den Aufschwung Im Mai verkündete Vestas (DE:VWSB) (WKN: A3CMNS) aus Dänemark, seine Preise zu erhöhen. Aus Sicht des weltgrößten Windkraftanlagenherstellers machen die steigenden Stahlkosten diesen Schritt notwendig. Allein im Jahr 2021 ist Stahl um mehr als 25 % teurer geworden.

Auch das Nordex-Management um CEO José Luis Blanco denkt über Preiserhöhungen nach. Und der Kostendruck wird nicht sinken. Die Energiewende dürfte in Zukunft zum stärksten Treiber der Rohstoffnachfrage werden. Stahl und die sogenannten Seltenen Erden werden in großen Mengen für Windräder benötigt. Ohne sie ist eine stabile Versorgung mit grünem Strom kaum vorstellbar.

Nordex rechnet mit steigender EBIT-Marge Für das erste Quartal 2021 berichtete das Management von 279 neuen Turbinen-Aufträgen mit einer Gesamtleistung von 1,25 Gigawatt. Die Produktion ist gut ausgelastet. 92 % der Aufträge kommen aus Europa. Spanien, die Türkei, Deutschland und Finnland sind die größten Märkte.

Für das laufende Jahr prognostiziert das Management einen Umsatzanstieg auf bis 5,2 Mrd. Euro und eine EBIT-Marge von mindestens 4 %. 2020 war diese auf 2 % gesunken. Können wir also ruhigen Gewissens investieren?

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Die Bilanz könnte stabiler sein Das Umlaufvermögen ist gerade einmal so hoch wie die kurzfristigen Verbindlichkeiten. Idealerweise sollte das Verhältnis hier bei mindestens 1,5 liegen. Die Schulden entsprechen fast 90 % des Eigenkapitals. Das ist zu hoch. Zudem übersteigt das Eigenkapital den Goodwill gerade einmal um 40 % und die immateriellen Vermögenswerte nur um 10 %.

Einzig das Verhältnis Nettoschulden zu EBIT ist mit -2,3 hervorragend. Der Median der Branche Industrieprodukte liegt hier bei 1,1. Ansonsten ist mir das finanzielle Fundament von Nordex zu wacklig.

Es gibt bessere Gelegenheiten als Nordex Insbesondere beim Wachstum blicke ich nicht so optimistisch in die Zukunft wie die Nordex-Manager. Ja, das Gewinnwachstum wird in den kommenden beiden Jahren sehr hoch sein. Ich rechne hier mit Steigerungsraten von 25 % pro Jahr. Aber auf den Gewinn dürfen wir Foolishen Investoren uns nicht fixieren. Entscheidend ist der sogenannte Eigentümergewinn, der Free Cashflow. Und genau hier sehe ich Probleme und prognostiziere eher einen Rückgang.

Ich sehe den gesamten Sub-Sektor Windkraftanlagen eher kritisch. Bleiben wir in der Branche Industrieprodukte, erregen eher Unternehmen wie Alfa Laval (ST:ALFA) (WKN: 577335) aus Schweden und Alstom (PA:ALSO) (WKN: A0F7BK) aus Frankreich mein Interesse.

Henning Lindhoff besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

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Dieser Artikel erschien zuerst auf The Motley Fool