LEONI IM FOKUS: Angeschlagener Autozulieferer hofft auf Befreiungsschlag

dpa-AFX  |  Autor 

Veröffentlicht am 17.07.2019 08:35

Aktualisiert 17.07.2019 08:50

LEONI IM FOKUS: Angeschlagener Autozulieferer hofft auf Befreiungsschlag

NÜRNBERG (dpa-AFX) - Seit über einem Jahr geht es für den angeschlagenen Autozulieferer und Kabelspezialisten Leoni (4:LEOGn) an der Börse steil bergab. Hausgemachte Probleme und die maue Autokonjunktur belasten das fränkische Traditionsunternehmen, das sich mitten im Umbau befindet. Mit dem Verkauf oder Börsengang seiner Kabelsparte peilt Leoni nun den dringend benötigten Befreiungsschlag an. Was momentan im Unternehmen los ist, wie Analysten es bewerten und wie sich die Aktie entwickelt hat.

DAS IST LOS BEI LEONI:

Es war eine Nachricht, die an den Aktienmärkten nur kurz für Begeisterung sorgte. In der vergangenen Woche verkündeten die Franken, dass sie sich von ihrer Sparte für Kabel, Drähte und Verbindungslösungen (WCS) trennen wollen. Sowohl ein kompletter Verkauf und ein Anteilsverkauf als auch ein Börsengang kämen in Betracht, teilte Leoni mit. Den zwar deutlich größeren, aber zuletzt klar defizitären Bordnetzbereich (WSD) wollen die Nürnberger dagegen behalten und strategisch weiterentwickeln.

Zugleich verkündete Leoni, dass der Konzern weiter am "bestehenden Refinanzierungsbedarf" arbeiten und alle Optionen in Betracht ziehen wolle. In Anbetracht klammer Kassen sehen Anleger die Gefahr einer massiven Kapitalerhöhung am Horizont aufziehen. Sollte es so kommen, könnten ihnen erhebliche Verwässerungseffekte drohen. Vor diesem Hintergrund drehte der Leoni-Kurs nach kurzen positiven Effekten wieder ins Minus und gab die Gewinne weitgehend ab.

Zunächst hatte der SDax (SDAX)-Konzern mit seinem möglichen Spartenverkauf Hoffnung auf eine Trendwende bei den leidgeplagten Anlegern geweckt. Sie mussten in den zurückliegenden anderthalb Jahren eine Menge Kummer und gleich mehrere Gewinnwarnungen ertragen. Neben den Auswirkungen der schwächelnden Autoindustrie fielen Leoni auch hausgemachte Probleme auf die Füße. Der Zulieferer litt etwa unter Anlaufproblemen im neuen Werk im mexikanischen Merida und Defiziten beim internen Berichtswesen. Zum Jahresauftakt war Leoni dann unter dem Strich in die roten Zahlen gerutscht. Konkrete Finanzziele mit Blick auf den weiteren Jahresverlauf blieb der Konzern mit weltweit über 90 000 Mitarbeitern bislang schuldig.

Derzeit stellt der seit September vergangenen Jahres im Amt stehende Vorstandschef Aldo Kamper alles auf den Prüfstand und hinterfragt bestehende Strukturen. Im Zuge dessen fiel jetzt auch die Entscheidung zur Trennung von der Kabelsparte. Der Konzern begründete dies unter anderem mit fehlenden Synergieeffekten mit der Bordnetzsparte und dem Ziel, beiden Einheiten mehr operative Unabhängigkeit zu ermöglichen.

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Losgelöst davon hatte Kamper bereits ein Sparprogramm eingeläutet, in dessen Zuge die Kosten bis zum Jahr 2022 um 500 Millionen Euro jährlich sinken soll. 2000 Stellen sollen weltweit wegfallen, 500 davon auch in Hochlohnländern wie Deutschland.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Geht es nach der Mehrzahl der Experten, sind die Leoni-Anteilsscheine in der gegenwärtigen Lage des Unternehmens kein lohnendes Investment mehr. So raten von den 13 im dpa-AFX-Analyser gelisteten Analysten gleich fünf dazu, die Aktie zu verkaufen. Sechsmal lautet die Empfehlung, die Papiere zu halten. Für den Kauf sprechen sich lediglich zwei Experten aus. Das durchschnittliche Ziel liegt mit 19,39 Euro um mehr als sechs Euro über dem aktuellen Kurs.

Trotz der Ankündigung eines möglichen Börsengangs oder Verkaufs der Kabelsparte hat etwa Analyst Jose Asumendi von der US-Bank JPMorgan (NYSE:JPM) seine Einstufung auf "Underweight" belassen. Allerdings verweist Asumendi auch darauf, dass die Pläne ein wichtiger strategischer Schritt seien und die Sparte künftig ihr volles Potenzial ausschöpfen könne.

Dagegen geht mit dem Verkauf der Kabelsparte aus Sicht von Analyst Marc-Rene Tonn von Warburg Research ein stabilisierender Faktor für die Geschäftsentwicklung verloren. Auch wenn die finanzielle Lage des angeschlagenen Autozulieferers durch den Verkauf gestärkt werde.

Mit Blick auf die anstehenden Geschäftszahlen der europäischen Autoindustrie geht Deutsche-Bank-Experte Gaetan Toulemonde davon aus, dass noch keine Erholung in Sicht sei. Aussagen aus der Branche deuteten darauf hin, dass sich an der Marktschwäche kurzfristig nichts ändern dürfte. Vor allem für Autozulieferer sehe er die Gefahr von Gewinnwarnungen.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Für Anleger ist der Kursverlauf der Leoni-Aktie verheerend. Seit Jahresbeginn steht ein Verlust von mehr als 56 Prozent zu Buche. Die Nürnberger sind damit das Schlusslicht im Nebenwerte-Index SDax. In den zurückliegenden zwölf Monaten ist die Bilanz an der Börse noch fataler - Leoni liegt mit einem Minus von fast 70 Prozent auf dem vorletzten Platz. Nur der Maschinenbauer Aumann (105:AAGG) hat in diesem Zeitraum noch mehr eingebüßt.

Von ihrem Hoch Anfang 2018 sind die Anteilsscheine aktuell weit entfernt. Damals kostete eine Aktie 66,20 Euro. Momentan dümpeln die Papiere bei etwa 13 Euro vor sich hin. Auch in Sachen Marktkapitalisierung hat Leoni nicht viel zu bieten. Der Konzern ist an der Börse gerade mal rund 430 Millionen Euro wert. Damit gehören die Nürnberger zu den Unternehmen mit der geringsten Indexgewichtung im SDax.

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