Im Dax kracht es erneut - die Gründe!

Investing.com

Veröffentlicht am 14.08.2019 11:57

Aktualisiert 14.08.2019 12:12

Investing.com - Dem Dax ist nach der gestrigen Rallye erneut die Puste ausgegangen und das, obwohl Trump den Erlass einiger Zölle auf chinesische Importwaren bis Mitte Dezember verschoben hatte, damit sie nicht das Weihnachtsgeschäft beeinflussen. Gleichzeitig gab China bekannt, Gespräche mit Mnuchin und Lighthizer geführt zu haben, die in zwei Wochen per Telefon fortgesetzt werden sollen.

Das gab dem Dax gestern einen ordentlichen Schub, der als Reaktion auf die Meldungen zeitweise auf 11.835 Punkte stieg, das Niveau aber nicht halten konnte und mittlerweile mit einem Minus von 1,33 Prozent auf 11.595 Zähler notiert. Der MDax mittelgroßer Werte verlor 1,03 Prozent auf 25.004 Punkte. Für den SDax ging es um 0,79 Prozent auf 10.550 Zähler nach unten. Der TecDax fiel um 0,82 Prozent auf 2.749 Punkte.

h2 Daten aus China und Deutschland enttäuschen/h2

Die schwachen Konjunkturdaten aus China und Deutschland halten die Märkte ein wenig verunsichert. So ist die deutsche Wirtschaft in einem Zeitraum von April bis Juni um 0,1 Prozent geschrumpft, nach 0,4 Prozent im ersten Quartal. Während der Konsum und die Investitionen anzogen, belastete der Handel das Bruttoinlandsprodukt, wie Destatis am Mittwoch mitteilte.

"Der heutige BIP-Bericht markiert eindeutig das Ende eines goldenen Jahrzehnts für die deutsche Wirtschaft", sagte Carsten Brzeski, Chefökonom bei der Bank ING.

Zwar bestehe kein Grund zur Panik, so Brzeski, aber der Handlungsdruck auf die Bundesregierung werde zunehmen. "Eine Entspannung der anhaltenden Handelskonflikte würde natürlich der deutschen Wirtschaft zugute kommen. Das Prinzip der Hoffnung reicht jedoch nicht aus."

Marktteilnehmer spekulieren nun verstärkt, dass die EZB weitere Stimuli im September beschließt, insbesondere nach den schwachen Wachstumszahlen aus Deutschland. "Die Konjunkturverlangsamung spitzt sich in der größten Volkswirtschaft des Euroraums zu, was weitere monetäre Impulse durch die Europäische Zentralbank wahrscheinlich macht. Wir gehen weiterhin davon aus, dass die EZB auf dem geldpolitischen Treffen im September ein ganzes Lockerungspaket präsentieren wird", sagte Jan von Gerich von Nordea Bank in Helsinki.

Indes haben auch die jüngsten Daten aus China enttäuscht. Die nationale Statistkbehörde teilte mit, dass die Industrieproduktion im Juli mit 4,8 Prozent so langsam gewachsen ist wie zuletzt vor 17 Jahren. Von Investing.com befragte Volkswirte hatten mit einem Clip von 5,8 Prozent gerechnet.

Die Einzelhandelsumsätze stiegen zwar auf das Jahr hochgerechnet im Juli um 7,6 Prozent, gerechnet wurde jedoch mit einem Plus von 8,6 Prozent.

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Die Arbeitslosenquote stieg auf 5,2 Prozent.

"Das sind schwache Daten. Das wirft nun die Frage auf, wie lange China bereit ist, ein schwächeres Wachstum und eine höhere Arbeitslosigkeit zu tolerieren. Es erübrigt sich zu sagen, dass die Abwärtsrisiken für das Wirtschaftswachstum steigen", schreiben die Analysten der Deutschen Bank in einer Notiz.

h2 Trotz Trumps Kehrtwende: die Chancen auf einen Deal sind gering/h2

Vorsicht walten lassen Analysten auch bei der jüngsten Ankündigung der Vereinigten Staaten, die Zölle für einige chinesische Produkte auf Mitte Dezember zu verschieben.

Hedge-Fondsmanager und Hayman Capital Management Gründer Kyle Bass sagte gegenüber CNBC: "Es sieht so aus, als hätte Präsident Trump Schwäche gezeigt." Der US-Präsident ist im Zollstreit zwar zuletzt in die Vollen gegangen, sagte Bass, aber "jedes Mal, wenn es die Börse ein paar hundert Punkte nach unten zieht", macht der Präsident "einen Rückzieher".

"Es sieht so aus, als wolle er nicht, dass der Preis für iPhones bis Weihnachten steigt", sagte Bass am Dienstag auf CNBC "Squawk Alley". "Die Chinesen werden das als eine große Schwäche ansehen."

"Wenn man zynisch wäre, könnte man sagen, die Verschiebung ist mehr auf politische Umstände als auf eine substantiellere Änderung des Ansatzes der USA in Bezug auf die Beziehungen zwischen den USA und China zurückzuführen", schrieb Tapas Strickland, Ökonom bei der National Australia Bank, in einer Kundennotiz.

"Insgesamt sollte man ein hohes Maß an (Skepsis) walten lassen, weil ein bevorstehendes Abkommen unwahrscheinlich ist. Schließlich hat Trump bereits angedeutet, dass das Thema China ein wichtiges Wahlkampfthema bleiben wird", so Strickland.

Zwar wollen die USA und China in zwei Wochen weitere Telefongespräche führen, aber die Wahrscheinlichkeit auf ein baldiges Handelsabkommen ist gering.

Die US-Großbank Goldman Sachs (NYSE:GS) erwartet keinen Deal mehr vor den Wahlen im Jahr 2020. Auch die Societe Generale (PA:SOGN) und die Rabobank rechnen so schnell mit keinem Deal USA-China.

h2 Der Anleihemarkt sendet immer größere Warnsignale/h2

Die US-Aktien erholten sich zwar gestern nach der Meldung über eine Entspannung an der Handelsfront. Auch die Renditen stiegen kurzzeitig an, aber eben nicht so stark wie die Aktienmärkte. Vielmehr läuten am Anleihemarkt immer lauter die Glocken, dass die US-Wirtschaft in eine Rezession gleitet.

So war die wichtige Zinskurve der zwei- und zehnjährigen US-Zinspapiere nur zwei Basispunkte von der Inversion entfernt, da Anleger weiterhin Zuflucht in sicheren Anlagehäfen suchten wegen der Sorge vor einem globalen Wachstumseinbruch.

Das seltene Phänomen, dass Investoren höhere Zinsen für kurzfristige als für längerfristige Schulden verlangen, wird als "invertierte Zinsstrukturkurve" bezeichnet.

An den Finanzmärkten gilt diese spezifische Kurve als zuverlässiges Rezessionssignal. In den vergangenen 50 Jahren ist eine Inversion der 2Y/10Y jeder Rezession vorausgegangen.

Allein jetzt aber auf die Zinskurve zu achten, wäre fatal. Insofern gilt es in den nächsten Monaten z.B. die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sowie die Zahl der Entlassungen genau zu beobachten. Sobald die Erstanträge mehrmals hintereinander um mehr als 35.000 pro Woche steigen, gilt dies als ein Zeichen dafür, dass die Wirtschaft an Kraft verliert und in eine Rezession zu stürzen droht. Beide Indikatoren gelten als Frühindikatoren und können Wendepunkte am Arbeitsmarkt anzeigen.

Aber auch die regionalen und überregionalen Einkaufsmanagerindizes gilt es weiterhin aufmerksam zu analysieren.

h2 Banken-Sektor in der Abwärtsspirale/h2

Ein weiterer Grund, warum der Dax seine Vortagesgewinne am Mittwoch nicht aufrechterhalten kann, ist der angeschlagene Banken-Sektor in Europa.

Die sich im Sinkflug befindlichen Zinsen bedrohen immer stärker die Rentabilität der Banken und so fällt der Stoxx Banks Index am Mittwoch um mehr als 1 Prozent und droht unter eine wichtige Schlüsselunterstützung zu fallen.

Die Commerzbank(DE:CBKG)-Aktie fällt um knapp 4 Prozent, die Raiffeisen Bank (VIE:RBIV) um 3,82 Prozent und die Deutsche Bank (DE:DBKGn) um 2,95 Prozent.

In den USA taxieren die Märkte die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung der Fed um 25 Basispunkte im September auf 100 Prozent. Für eine große Zinssenkung um 50 Basispunkte sprang die Wahrscheinlichkeit von 32 Prozent am Montag auf 50 Prozent an.

Auch am europäischen Geldmarkt wird verstärkt auf eine Senkung des Einlagensatzes der EZB im September gewettet. Inzwischen wird dort die Wahrscheinlichkeit auf 42 Prozent taxiert, dass die Euro-Währungshüter den Einlagensatz noch tiefer in den negativen Bereich auf minus 0,6 Prozent senken.

h2 Dax charttechnisch angeschlagen/h2

Sorgen bereitet aber auch die Charttechnik. So hat der Dax in den vergangenen Tagen mehrmals die 200-Tage-Linie getestet, aber nicht nachhaltig unterschritten. "Dem Test der 200-Tage-Linie kommt weiterhin die entscheidende Rolle zu", sagte Martin Utschneider von der Privatbank Donner & Reuschel in einer Notiz.

"Markttechnisch zeigen sich die wichtigen Indikatoren kurz- wie mittelfristig angeschlagen beziehungsweise schwach. Sowohl MACD als auch Slow-Stochastik machen keine Hoffnung auf einen plötzlichen Turnaround", so Utschneider.

"Die sich heute bislang ausgebildete Black-Doji-Candle zeugt davon, dass der Fokus weiterhin der 200-Tage-Linie gilt."

von Robert Zach

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