Frank Thelen: Betrügt der Starinvestor Privatanleger?

Investing.com

Veröffentlicht am 01.06.2022 12:54

Aktualisiert 01.06.2022 14:17

Investing.com – Frank Thelen gilt als einer der bekanntesten Investoren Deutschlands. Dieser Ruf beruht offensichtlich weniger auf seiner guten Performance, als vielmehr auf den Auftritten in der Höhle der Löwen.

Er selbst sieht sich als die deutsche Koryphäe für Investitionen in Digitalisierung und Start-ups. Aber auch vor traditionellen Geschäftsfeldern schreckt er nicht zurück. Mit der Gründung der privaten Krankenkasse Ottonova hatte er nichts weniger vor, als den Versicherungsmarkt in diesem Segment zu revolutionieren.

Ähnliche Ambitionen hat er auch mit seinem neuesten Produkt. Er behauptet sogar, die Finanzbranche sei davon überhaupt nicht begeistert. Womit er zum Ausdruck bringen will, wie revolutionär doch sein Ansatz ist.

Eine Reportage von STRG_F kratzt nun jedoch erheblich am Image des Überfliegers. Der Verdacht, Privatanleger um ihr Kapital gebracht zu haben, steht im Raum. Börsenfachleute in Frankfurt und New York sprechen von illusorischen Versprechungen und sogar der Begriff Scam (Betrug) fällt.

h2 Was ist passiert?/h2

Frank Thelen stößt in Deutschland zwar auf regen Zuspruch, aber auch international würde er gerne deutlicher wahrgenommen werden. Eines seiner Vorbilder dürfte Cathie Woods sein. Die US-amerikanische Starinvestorin, die schon unzählige Fonds aufgelegt hat und weltweit als Expertin für den Finanzmarkt gilt, insbesondere im Bereich disruptive Technologie.

Und so lag es auf der Hand, ein Produkt zu entwickeln, welches die breite Masse anspricht – ein Fonds.

Sein Versprechen ist, dass nur Unternehmen in den Fonds kommen, welche mindestens das Potenzial haben ihren Wert zu verdreifachen, optimal wäre hingegen eine Verzehnfachung. Im Kern der Sache geht es um Technologien, welche sich noch nicht etabliert haben, aber das Potenzial bergen, die Welt zu verändern.

Also ein Produkt, das hochspekulativ ist und neben hohen Renditen auch das Risiko erheblicher Verluste birgt. Insbesondere in Zeiten einer strafferen Geldpolitik der Zentralbanken, was mit höheren Finanzierungskosten und einem steigenden Ausfallrisiko schlecht kapitalisierter Unternehmen einhergeht.

Der Fonds suggeriert wohl seinen Anlegern, dass der Wert von aktuell 11 Dollar bis 2025 auf 60 Dollar steigen soll. Daran scheint aber keiner so recht zu glauben, außer eben der Betreiber des Fonds und die Zielgruppe der Privatanleger.

An der Frankfurter Börse ist zu hören, dass der Kurs bereits jetzt bei 58 Dollar stehen würde, wenn es einen rationalen Grund für dieses Wachstum gäbe. Denn Aktienkurse spiegeln nie den Ist-Zustand wieder, sondern sind Erwartungen an die Zukunft. „Es ist nur eine Fantasiegeschichte“ und „wer schnell reich werden will, wird nie reich“ wird geäußert.

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Arthur Brunner, Prokurist bei der Frankfurter Börse, mit 30 Jahren Börsenerfahrung sagte:

„Diese Versprechen halte ich absolut für hanebüchen. Es gibt natürlich Unternehmen, wo sich das bewahrheitet hat. Ich nenne hier BioNTech (NASDAQ:BNTX), die den Impfstoff erfunden haben, aber das sind natürlich Ausnahmen. Solche Versprechen sind meiner Meinung nach unseriös.“

Wer in den 10x DNA Fonds investiert hat, verlor seit September etwas mehr als 42 Prozent. Im Vergleich dazu waren die Kursabschläge beim technologielastigen Nasdaq 100 mit knapp 19 Prozent erträglich.