Expertin warnt: Märkte haben Rezession und sinkende Gewinne noch nicht eingepreist

Investing.com

Veröffentlicht am 08.12.2022 07:10

Aktualisiert 08.12.2022 08:49

Investing.com - Über weite Strecken des Jahres haben die Marktteilnehmer auf den Moment gewartet, in dem die Fed den Fuß vom Gaspedal nimmt und das Ende des aggressivsten Straffungszyklus seit den 1980er Jahren signalisiert. 

Hoffnung auf einen baldigen Kurswechsel der mächtigsten Zentralbank der Welt schöpften die Investoren laut Morgan Stanley (NYSE:MS) zuletzt aus rückläufigen Inflationsraten, woraufhin sich der S&P 500 binnen zwei Monaten um mehr als 14 Prozent erholte. Doch der Fokus der Marktteilnehmer dürfte sich nun von der Geldpolitik der Fed und den Zinsen wegbewegen. Stattdessen rücke fortan zunehmend der Verbraucher in den Mittelpunkt, der im kommenden Jahr vor allem wegen der aggressiven Straffung durch die Fed zunehmend unter Druck geraten könnte, warnt die US-Bank in einer Mitteilung vom Montag.

"Die US-Wirtschaft wird die Auswirkungen der diesjährigen geldpolitischen Straffung wohl erst 2023 so richtig zu spüren bekommen", sagt Lisa Shalett, Chief Investment Officer of Wealth Management bei Morgan Stanley. "Der Grund: Üblicherweise machen sich die wirtschaftlichen Folgen geldpolitischer Änderungen erst mit einer Verzögerung von sechs bis 12 Monaten bemerkbar", ergänzte sie.

Für 2023 rechnet Morgan Stanley mit einem schwachen BIP-Wachstum. Darunter werden Absatzvolumen, Preissetzungsmacht und Unternehmensgewinne leiden, so die Expertin. "In den aktuellen Gewinnerwartungen und Aktienbewertungen scheint sich dieser Ausblick jedoch noch nicht widerzuspiegeln", warnt Shalett. 

Den Investoren rät sie, sich künftig intensiver auf den Verbraucher und weniger auf den Zinspfad der Fed zu konzentrieren. Nach aktuellen Marktschätzungen dürfte der Zins im Juli nächsten Jahres bei 5,0 bis 5,25 Prozent seinen Höhepunkt erreichen.

Die US-Wirtschaft ist stark konsumgetrieben. Wie Shalett schreibt, macht der Konsum zwei Drittel der US-Wirtschaftstätigkeit aus, "was aller Wahrscheinlichkeit nach den Zeitpunkt und die Tiefe des Konjunkturabschwungs bestimmen wird". 

Dem Modell der New Yorker Fed zufolge fällt die US-Wirtschaft im November 2023 mit einer Wahrscheinlichkeit von 38 Prozent in eine Rezession. Wegen der Treffsicherheit des Modells in der Vergangenheit liegt die Wahrscheinlichkeit, sobald es einen Wert von über 30 Prozent anzeigt, wohl näher an 100 Prozent. 

Der amerikanische Konsument "wird auch das Timing von Zinssenkungen beeinflussen, die in der Vergangenheit ein sehr viel zuverlässigerer Indikator für das Ende eines Bärenmarktes waren", meinte Shalett.

Gleichwohl, so die Expertin, halte sich der Verbraucher derzeit noch recht gut, wie sich an Daten wie der geringeren Arbeitslosigkeit, dem Lohnwachstum, den persönlichen Ausgaben und den Einzelhandelsumsätzen zeige. Allerdings gebe es bereits erste Warnzeichen für eine Abschwächung der Verbraucherausgaben. So sei beispielsweise die persönliche Sparquote, die während der Corona-Ära vor allem durch Regierungsschecks aufgebläht worden war, "von einem Höchststand von 33,8 Prozent im April 2020 auf nur noch 2,3 Prozent im Oktober gefallen. Das ist der niedrigste Stand seit 2005."

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Auch hätten die revolvierenden Kreditkartenschulden inzwischen ein Rekordhoch erreicht und die Zahl der neu ausgeschriebenen Stellen sei rückläufig.

"Aus all diesen Gründen meinen wir, dass die Daten zum Arbeitsmarkt und zu den Verbraucherausgaben genau beobachtet werden sollten, denn sie werden mitbestimmen, wie es mit der US-Wirtschaft weitergeht", erklärt Shalett.

Mit Blick auf den Aktienmarkt meint sie, dass die Märkte eine Verlangsamung des Wachstums in den aktuellen Aktienbewertungen und Gewinnschätzungen noch nicht eingepreist hätten. 

Da eine "politikgesteuerte Baisse" in der Regel erst dann endet, wenn die Gewinnschätzungen die Talsohle erreichen und die Fed tatsächlich mit Zinssenkungen beginnt, heißt das: "bis der Bärenmarkt wirklich vorbei ist, wird es wohl noch eine ganze Weile dauern", resümierte sie.

von Robert Zach 

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