ETF-Namen geben Anlegern oft Rätsel auf – so lassen sie sich entschlüsseln

The Motley Fool

Veröffentlicht am 12.11.2019 09:11

Aktualisiert 12.11.2019 09:36

Die Namen der beliebten börsengehandelten Indexfonds (Exchange Traded Funds, ETFs) stecken oft voller Fachbegriffe und Abkürzungen, die vor allem auf ETF-Einsteiger ziemlich abschreckend wirken können. ETFs sind ohnehin schon Finanzprodukte, deren Struktur deutlich abstrakter ist als beispielsweise die eines Immobilieninvestments oder gar eines Kunstinvestments.

Dabei folgt der Aufbau von ETF-Namen üblicherweise einer einfachen Logik. Wenn man diese Logik einmal verstanden hat, können die komplizierten ETF-Namen plötzlich sehr aufschlussreich sein und viele nützliche Informationen über das Produkt liefern. In den nächsten Absätzen erfährst du alles, was du dazu wissen musst.

Die Grundbausteine eines ETF-Namens

Um den Namen eines ETF zu verstehen, empfiehlt es sich, die Bezeichnung erst einmal in ihre Einzelteile zu zerlegen. Wie das geht? Hier ein typisches Beispiel für den Aktien-ETF Amundi MSCI World UCITS ETF EUR (C) (WKN: A2H59Q):

Amundi MSCI World UCITS ETF EUR (C)
Anbieter Zugrunde liegender Index Regulatorische Hinweise Zusatzinformationen, zum Beispiel zur Anteilklasse
Quelle: Eigene Darstellung der Autorin in Anlehnung an justETF (Grundstruktur eines ETF-Namens)

Die Reihenfolge dieser Bausteine kann sich von ETF zu ETF unterscheiden und einzelne Bausteine können auch komplett wegfallen, aber der Großteil der ETFs folgt dieser Namensstruktur. Werfen wir nun einen detaillierten Blick auf die einzelnen Bausteine:

1. Anbieter bzw. Emittent: An erster Stelle steht normalerweise der Anbieter des ETFs. Hierbei handelt es sich meist um Tochtergesellschaften oder Geschäftssparten großer Vermögensverwalter oder Banken. Neben Amundi sind auch iShares, Xtrackers oder ComStage sehr bekannt. So gehört iShares zum weltweit größten Vermögensverwalter BlackRock (WKN: 928193); Xtrackers ist dagegen die ETF-Tochter der Deutschen Bank (DE:DBKGn) (WKN: 514000).

2. Zugrunde liegender Index: Auf den Anbieter folgt meist der Name des Index, den der ETF abbildet. Bekannte Indizes sind etwa der MSCI World, der S&P 500, der STOXX Europe 600 oder auch unser Heimatindex, der DAX. Dabei kann es sich – wie in den letztgenannten Beispielen – um regionale Indizes handeln, die sich auf bestimmte Länder oder Regionen konzentrieren. Daneben gibt es aber auch Indizes für bestimmte Themen oder Branchen, zum Beispiel mit Biotech-Schwerpunkt, Value-Ansatz oder Dividendenfokus . Wie sich die einzelnen Indizes zusammensetzen, kannst du einfach im Factsheet oder in den Anlegerinformationen des ETF nachlesen.

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3. Regulatorische Hinweise: An dritter Position steht häufig die Abkürzung „UCITS“. Sie steht für Undertakings for Collective Investments in Transferable Securities, zu Deutsch: „Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren“ (OGAW). Diese Abkürzung bedeutet, dass der ETF der OGAW-Richtlinie der Europäischen Union entspricht. Die Richtlinie dient dem Anlegerschutz und schreibt Regeln vor, an die sich Investmentfonds in der EU halten müssen. Dazu zählen unter anderem Mindeststandards zur Diversifikation: So dürfen maximal 20 % des Nettovermögens eines ETF in Wertpapiere eines einzelnen Unternehmens investiert werden.

Auch das darauf folgende „ETF“ selbst ist ein regulatorischer Begriff, denn er grenzt den Fonds von anderen Finanzinstrumenten wie etwa ETCs (Exchange Traded Commodities) ab. Diese Unterscheidung ist wichtig, denn im Gegensatz zu ETCs sind die Anlegergelder bei ETFs sogenanntes Sondervermögen und gehören somit nicht zur Konkursmasse der Bank, sodass das Ausfallrisiko des Anbieters für die Anleger hier keine Rolle spielt.

4. Zusatzinformationen: Am Ende des ETF-Namens stehen meist noch andere Abkürzungen, aus denen sich weitere Merkmale ablesen lassen, zum Beispiel zu den Anteilklassen des ETF. Fonds können nämlich verschiedene Anteilklassen mit unterschiedlichen Wertpapierkennnummern begeben. Die Unterschiede der einzelnen Anteilklassen liegen meist in der Höhe der Gebühren, der Währung und der Art der Ertragsverwendung. Das Problem ist, dass die einzelnen ETF-Anbieter diese sehr nützlichen Merkmale häufig unterschiedlich abkürzen.

Die Anteilklassen selbst werden üblicherweise mit den Kürzeln „1C“, „3C“, „1D“ usw. gekennzeichnet. Die Ertragsverwendung wird bei ETFs, die ihre Erträge ausschütten, mit „D“, „Dis“ bzw. „Dist“ (engl. distributing) und bei Fonds, die ihre Erträge reinvestieren bzw. thesaurieren, mit „C“ oder „Acc“ (engl. accumulating) angegeben. Ein Beispiel: Der iShares MSCI Emerging Markets UCITS ETF (Acc) (WKN: A0RPWJ) ist ein ETF von iShares, der den MSCI Emerging Markets abbildet, UCITS-konform ist und die Erträge thesauriert.

Eine weitere Zusatzinformation ist häufig die Währung der Anteilklasse. Für dich kann das interessant sein, weil du dadurch weißt, ob du ein Fremdwährungsrisiko eingehst. Enthält der ETF-Name den Ausdruck „EUR hedged“, bedeutet das, dass die Aktien, die normalerweise in einer anderen Währung gehandelt werden, in Euro abgesichert sind und man mit einem solchen ETF kein Währungsrisiko eingeht. Wird nur die Währung angegeben (ohne „hedged“), dann handelt es sich dabei in der Regel um die Handelswährung der Anteilklasse. Es kann nämlich auch vorkommen, dass Produkte an ein und derselben Börse in verschiedenen Handelswährungen angeboten werden.

Vorsicht bei den Bezeichnungen „Short“, „Leveraged“, „Double“, „2x“

Bei den in der Überschrift genannten Kennzeichnungen sollten bei Anlegern die Alarmglocken läuten, denn bei diesen ETFs handelt es sich nicht um herkömmliche, sondern um spekulative und damit deutlich riskantere Fonds. An den Bezeichnungen „Leveraged“, „Double“ oder „2x“ erkennt man gehebelte ETFs, bei denen die Bewegungen des Index mit dem Faktor Zwei (oder mehr) gehebelt werden.

Mit Aktien-ETFs, deren Name das Wörtchen „Short“ enthält, können Anleger dagegen auf fallende Kurse setzen. Diese beiden Eigenschaften werden nicht selten auch kombiniert, sodass dann Konstrukte wie der zweifachem Hebel auf fallende Kurse und hat dadurch seit Auflegung fast sein gesamtes Fondsvolumen verloren . Solche Produkte sind hochriskant und eignen sich gewöhnlich nicht für langfristig orientierte Anleger, die für ihre Altersvorsorge anlegen wollen.

Foolishes Fazit

Zugegeben, auf den ersten Blick sind ETF-Namen alles andere als leicht zu durchschauen. Wenn man sie aber in ihre einzelnen Bausteine zerlegt, lassen sie sich meist problemlos entschlüsseln. Dass sich die gleichen Begriffe und Abkürzungen häufig wiederholen, erleichtert die Sache etwas.

Du hast jetzt hoffentlich den Durchblick im Dschungel der ETF-Namen und kannst die wichtigsten Merkmale der Fonds nun an ihren Namen ablesen. Und falls du dir doch mal unsicher bist, lohnt sich immer ein Blick ins Factsheet oder in die Anlegerinformationen des ETF. Denn als Foolisher Investor solltest du das Produkt, in das du investieren willst, immer genau kennen, damit du weißt, worauf du dich einlässt.

Franziska Eggert besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von BlackRock.

Motley Fool Deutschland 2019

Dieser Artikel erschien zuerst auf The Motley Fool

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