Ermittler sehen Manipulation mit Wirecard-Aktien als erwiesen an

Reuters

Veröffentlicht am 10.12.2018 16:26

Ermittler sehen Manipulation mit Wirecard-Aktien als erwiesen an

- von Jörn Poltz

München (Reuters) - Der spektakuläre Aktienkurseinbruch beim Zahlungsabwickler Wirecard (DE:WDIG) vor knapp drei Jahren hatte nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft einen kriminellen Hintergrund.

Die unbelegten Betrugsvorwürfe gegen das mittlerweile in den Dax aufgestiegene Unternehmen seien ein Fall von Marktmanipulation, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft München der Nachrichtenagentur Reuters. Die Behörde habe ihre Ermittlungen abgeschlossen und beim Amtsgericht München einen Strafbefehl gegen den Herausgeber einer im Internet verbreiteten Analyse über Wirecard beantragt.

Der Strafbefehl richtet sich gegen den auch für andere umstrittene Börsengeschäfte bekannten Fraser Perring. Er sei der Herausgeber des unter dem Namen Zatarra veröffentlichten Reports, erklärte die Staatsanwaltschaft. Perring sei schriftlich angehört worden, habe sich jedoch nicht zur Sache geäußert. Auf Anfrage von Reuters sagte Perring, er sei nicht über eine mögliche Geldstrafe informiert worden. Er habe widersprüchliche Informationen über den Abschluss der Ermittlungen erhalten.

Wenn das Gericht dem Antrag der Staatsanwaltschaft folgt und Perring zu einer Geldstrafe verurteilt, könnten sich Anleger in Schadenersatzforderungen bestärkt sehen. Mit einem Urteil rechnen Beteiligte im kommenden Jahr. Das Verfahren gegen einen Mitverantwortlichen wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft wegen minderschwerer Schuld eingestellt, nachdem dieser einen fünfstelligen Betrag als Geldauflage gezahlt hat. Bei 37 weiteren Beschuldigten, die wegen Geschäften mit Wirecard-Papieren unmittelbar vor und nach der Attacke ins Visier der Ermittler gerieten, erhärtete sich der Verdacht hingegen nicht.

Dass Staatsanwaltschaften nach verdächtigen Kursbewegungen Beweise für eine Straftat finden, ist nach Angaben der Finanzmarktaufsicht Bafin selten. Von 181 Verfahren wegen möglicher Marktmanipulation, die in diesem Jahr in Deutschland von Januar bis September abgeschlossen wurden, verwarfen die Strafverfolger 40 Prozent, weil sich der Anfangsverdacht nicht bestätigte. Nur 13 Fälle landeten vor Gericht, zehn mal wurden Verantwortliche verurteilt.

KURSSTURZ NACH BETRUGSVORWURF