The Motley Fool
Veröffentlicht am 10.06.2021 10:50
Aktualisiert 10.06.2021 11:07
Einstieg bei KBV 0,6! Pusht Wasserstoff jetzt auch die Thyssenkrupp-Aktie nach oben?
Anleger, die vor zwölf Monaten die Aktie von Thyssenkrupp (DE:TKAG) (WKN: 750000) gekauft haben, können frohlocken. Das Papier stieg bis heute um 27 % auf 9,74 Euro (Stand: 9. Juni 2021). Manch ein Analyst sieht sogar noch mehr Luft nach oben.
Thyssenkrupp hofft auf den grünen Stahl Wasserstoff ist auch in der Stahlindustrie ein ganz heißes Thema. Das Management um CEO Martina Merz sieht in ihm sogar ein Allheilmittel für den Konzern. Sie hat vor Kurzem die Sparte für den Chemieanlagenbau von der Verkaufsliste gestrichen. Denn hier sieht sie noch großes Potenzial für die Zukunft. Der Grund: Die Aufträge für Elektrolyse-Experten der Thyssenkrupp-Tochter Uhde könnten bald stark ansteigen.
Mit besonderem Stolz spricht die Pressestelle heute noch davon, dass Thyssenkrupp im November 2019 „als erstes Unternehmen weltweit Wasserstoff in einen laufenden Hochofen“ eingeblasen habe. Dies war Teil eines langfristigen Versuchs. Der zweite Teil soll im kommenden Jahr folgen. Doch dafür muss zunächst ein Anschluss an die Wasserstoff-Pipelines gebaut werden.
Langfristig will Thyssenkrupp bei der Stahlproduktion große Mengen Kohlenstaub einsparen. Auf diesem Weg könnte das Unternehmen seine CO2-Emissionen um bis zu 20 % senken. So die Hoffnungen. Doch auch hier gibt es Unwägbarkeiten. Vor allem stellt sich die Frage, wie der dann genutzte Wasserstoff erzeugt werden soll.
Werden sich die Investitionen für Thyssenkrupp lohnen? Immer wenn es um das Wachstumspotenzial in der Zukunft geht, müssen wir Fools uns anschauen und genau beobachten, wie das Management mit dem zur Verfügung stehenden Kapital umgeht. Kapitalallokation heißt das Zauberwort. Und die ist eine der Königsdisziplinen der Betriebswirtschaft.
Eine Glaskugel haben wir zwar nicht und Prognosen für die Zukunft sind immer schwer. Aber der Blick auf die historischen Daten wird uns zumindest ein wenig Klarheit darüber liefern können, was wir dem Management zutrauen können. Schauen wir uns also den Return on Invested Capital (ROIC) von Thyssenkrupp der letzten Jahre an.
Hier wird es leider bitter. Im Durchschnitt der letzten drei Geschäftsjahre ist der ROIC sogar negativ: -10,7 % pro anno. Und er sank von Jahr zu Jahr, in den vergangenen beiden Jahren um durchschnittlich 250 % pro anno. Damit war Thyssenkrupp bei dieser Kennzahl noch schlechter als der Branchenmedian (-16 %).
Thyssenkrupp hat das nötige finanzielle Fundament, um nachhaltig zu wachsen Die Bilanz ist stabil. Das Umlaufvermögen ist mehr als doppelt so hoch wie die kurzfristigen Verbindlichkeiten. Die Schulden entsprechen nur 39 % des Eigenkapitals. Und Letzteres ist fast fünfmal so hoch wie die immateriellen Vermögenswerte. Das sind allesamt gute Werte.
Doch das Management macht zu wenig daraus Herausragendes Wachstumspotenzial hat Thyssenkrupp in den kommenden Jahren nicht. Ich rechne sogar mit sinkenden Gewinnen und Cashflows.
In meinen Augen hat das Unternehmen in der Zukunft mit zu vielen unsicheren Faktoren zu kämpfen – auch und besonders, wenn es um das Thema Wasserstoff geht: Wie sollen sich die teuren Investitionen rechnen? Lassen sich die höheren Stahlpreise bei den Endkunden auch wirklich durchsetzen? Und politisch: Müssen die Stahlhersteller vielleicht wachsende Finanzlöcher aufgrund steigender CO2-Börsenpreise füllen?
Die Aktie ist auf den ersten Blick fair bewertet Das Kurs-Gewinn-Verhältnis der Thyssenkrupp-Aktie liegt bei 24, das Kurs-Buchwert-Verhältnis sogar nur bei 0,6. Auch das Kurs-Umsatz-Verhältnis von 0,2 sieht gut aus. Wer aktuell hohe Buchwerte zu kleinem Preis kaufen will, kann hier also richtig liegen.
Doch die Wachstumskomponente spielt in meinen Augen eine mindestens ebenso große Rolle. Und hier sehe ich einfach bessere Kandidaten am Markt – auch aus ähnlichen Branchen. Allen voran den schwedischen Kunststoffproduzenten Trelleborg (ST:TRELb) (WKN: 873098), aber auch Rotork (F:RO41) (WKN: A14RF2), den Stellantriebstechniker aus Großbritannien.
Henning Lindhoff besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
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Dieser Artikel erschien zuerst auf The Motley Fool
Geschrieben von: The Motley Fool
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