Eine Ära geht zu Ende: ExxonMobil dieses Jahr ohne Dividendenerhöhung!

The Motley Fool

Veröffentlicht am 06.11.2020 09:06

Aktualisiert 06.11.2020 09:39

Eine Ära geht zu Ende: ExxonMobil dieses Jahr ohne Dividendenerhöhung!

Unter den Anlegern gibt es meiner Meinung nach einen Trend, der sich erkennen lässt. Immer mehr Investoren setzen nämlich auf Aktien von Unternehmen, die regelmäßig eine Gewinnausschüttung an ihre Anteilseigner auszahlen. Das ist auch absolut nachvollziehbar, denn mit den Dividenden, die man erhält, lässt sich wunderbar ein zusätzlicher passiver Geldstrom erzeugen.

Wer auf Nummer sicher gehen will, kauft dabei bevorzugt Aktien der sogenannten Dividendenaristokraten. Dabei handelt es sich um Konzerne, die seit mindestens 25 Jahren kontinuierlich ihre Ausschüttung jedes Jahr erhöht haben. Denn hier ist die Chance natürlich sehr hoch, dass diese Tradition auch in Zukunft weitergeführt wird.

Dass man sich darauf aber nicht immer verlassen kann, zeigt uns das aktuelle Jahr überdeutlich. Denn im Zuge der Coronapandemie mussten viele Unternehmen ihre Dividenden senken oder gar ganz streichen. Jetzt hat es mit ExxonMobil (NYSE:XOM) (WKN: 852549) auch einen Aristokraten getroffen, der seine Ausschüttung zwar nicht senken, aber dieses Jahr eben auch nicht erhöhen wird.

Lange Serie unterbrochen Es war sicherlich schon absehbar und manch einer hatte sogar mit noch Schlimmerem gerechnet. Aber ExxonMobil wird dieses Jahr seine Dividende nicht reduzieren, sondern lediglich stabil auf demselben Niveau halten. Doch damit scheidet das Unternehmen aus dem Club der Aristokraten aus, denn es unterbricht damit eine lange Serie von Dividendensteigerungen.

Es ist nämlich das erste Mal seit 1982, dass der Ölkonzern seine Dividende nicht wie gewohnt anhebt. Und so wird erst einmal weiterhin eine Quartalsdividende von 0,87 US-Dollar je Aktie an die Aktionäre ausgezahlt. Es ist zwar schade, dass der Konzern seine langjährige Tradition von Dividendenanhebungen unterbrechen musste, doch ich denke, die Investoren dürften trotzdem zufrieden sein mit diesem Schritt.

Denn ich glaube, insgeheim hatten die meisten wohl mit einem noch härteren Schritt gerechnet. Es wäre nämlich durchaus möglich gewesen, dass ExxonMobil die Dividende nicht auf dem jetzigen Niveau belässt, sondern sogar drastisch zusammenstreicht. Dazu ist es aber glücklicherweise nicht gekommen.

Alles halb so schlimm? Auf diesen Gedanken könnte man wirklich kommen, wenn man sich Folgendes anschaut. Insgesamt werden von ExxonMobil auf ein Jahr hochgerechnet derzeit 3,48 US-Dollar Dividende je Aktie gezahlt. Beim aktuellen Aktienkurs von 33,23 US-Dollar (04.11.2020) lässt sich immerhin eine Dividendenrendite von sage und schreibe 10,47 % errechnen. Und dieser Wert sieht für den Anleger ja nun meines Erachtens nicht wirklich schmerzlich aus.

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Und auch wenn ExxonMobil dieses Jahr sowohl vom starken Rückgang des Ölpreises als auch der aufgrund der Coronapandemie extrem gesunkenen Nachfrage überrascht wurde, versucht der Konzern auf jeden Fall gegenzusteuern. Im Einzelnen geht es dabei natürlich um die Reduzierung von Kosten. Aber auch Stellenkürzungen sind hier im Gespräch. Doch trotz aller Bemühungen könnte der Ölmulti für das Gesamtjahr einen Verlust von 2 Mrd. US-Dollar ausweisen.

Laut Pavel Molchanov, Analyst der Investmentbank Raymond James (NYSE:RJF) (WKN: 875072), könnte die Dividende weiterhin auf wackligen Füßen stehen. Er meint, selbst wenn sich der Ölpreis längere Zeit auf einem Niveau um die 45 US-Dollar je Barrel bewegt, würden die Dividendenzahlungen das Barguthaben von ExxonMobil bis Ende 2021 aufgezehrt haben. Es besteht also durchaus die Möglichkeit, dass eine Senkung der Dividende vielleicht im nächsten Jahr ein mögliches Szenario darstellen könnte.

Wer sich für die Papiere von ExxonMobil interessiert, sollte also bedenken, dass es hier nicht nur beim Kurs noch die eine oder andere Überraschung geben könnte. Auch die Höhe der Dividende ist wohl auf keinen Fall in Stein gemeißelt. Die ExxonMobil-Aktie könnte sich deshalb meiner Meinung nach mehr für Anleger eignen, die sich hier der Risiken bewusst und auf der Suche nach einem etwas spekulativeren Investment sind.

Andre Kulpa besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

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Dieser Artikel erschien zuerst auf The Motley Fool