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Veröffentlicht am 24.09.2021 12:02
Die Autoindustrie ist selbst schuld am Chipmangel – und er verheißt nichts Gutes für die Zukunft
Die deutschen Autobauer haben sich überraschend schnell von der Coronakrise erholt. Längst schreiben sie schon wieder hohe Gewinne. Einzig der Chipmangel hält BMW (DE:BMWG) (WKN: 519000), Daimler (DE:DAIGn) (WKN: 710000), Volkswagen (DE:VOWG) (WKN: 766403) und die internationalen Hersteller zurück. Er könnte die Produktion dieses Jahr um 10 % drosseln und bis 2023 andauern.
Der Chipmangel gilt als eine unvorhersehbare externe Belastung für die Autoaktien; als eine Verkettung unglücklicher Ereignisse. Kommentare des Intel-Chefs Pat Gelsinger sowie anderer hochrangiger Halbleitermanager zeigen jedoch: Das Problem ist in erster Linie hausgemacht. Die Autohersteller haben eklatante Schwächen bei der Digitalisierung. Das wiederum verheißt nichts Gutes für den anstehenden Strukturwandel.
Der Chipmangel – ein hausgemachtes Problem der Autoindustrie Ein modernes Auto enthält Dutzende kleine Computerchips, die etwa in elektronischen Fensterhebern oder Airbags zum Einsatz kommen. Diese nutzen jedoch veraltete Technologie: Während die ganze Welt über die neuesten Halbleiterfertigungstechnologien im einstelligen Nanometer-Bereich redet, sind die Transistoren in den Automobilchips zwischen 45 und 90 Nanometern groß. Das war fortschrittlich, als der deutsche Bundeskanzler noch Gerhard Schröder hieß und Oliver Kahn für die Nationalmannschaft im Tor stand.
Die Pandemie hat die Chiphersteller dazu veranlasst, Kapazitäten für neuere Fertigungstechnologien aufzubauen , da die Nachfrage nach Homeoffice-Ausstattung und Unterhaltungselektronik stark anzog. Umgekehrt wurden Autos weniger nachgefragt. Nun dreht sich der Wind auf der Nachfrageseite. Doch die Chiphersteller sind wenig motiviert, ihre Kapazitäten wieder auf eine altbackene Technologie umzustellen. Für Auftragsfertiger wie TSMC oder Samsung (F:SAMEq) ist das schlichtweg nicht lohnenswert. Und schon ist der Chipmangel perfekt.
Der Chipmangel ist nach Ansicht von Intel-Chef Gelsinger ein Engpass, der hätte vermieden werden können. Dafür hätte die Autoindustrie nur rechtzeitig auf modernere Chips umsteigen müssen.
Über träge Unternehmenskulturen und das Investieren Zugegeben – die Lethargie der Autoindustrie ist nachvollziehbar. Die alten Designs sind kampferprobt, verlässlich und in fast allen Situationen bombensicher. Bis zum Beginn der Corona-Pandemie gab es wenig, was die Autohersteller und ihre Zulieferer dazu hätte bewegen können, auf neue Chips zu setzen. Zudem ist der Chipmangel doch ein vorübergehendes Problem. Warum also die Aufregung?
Meiner Ansicht nach hat uns die Corona-Krise eine wichtige Lektion gelehrt. Denn wir haben einen Einblick in die offenbar sehr träge Unternehmenskultur von BMW, Daimler, Volkswagen und anderen Autoherstellern erhalten. Der Chipmangel ist der eine Fall, von dem wir nun wissen. Doch wie viele andere Sachverhalte gibt es noch, wo die Autoindustrie die 2010er-Jahre komplett verschlafen hat?
Diese Trägheit mag hervorragend für die Erreichung kurzfristiger Unternehmensziele sein. Sie zahlt sich aus, wenn es niemanden gibt, der es anders macht. Aktuell erlebt die Autoindustrie jedoch einen Umbruch. Neue Akteure wie Tesla (NASDAQ:TSLA), Nio und andere chinesische Hersteller drängen in den Markt. Da kann die Trägheit schnell zum Wettbewerbsnachteil werden. Daher investiere ich am liebsten in Unternehmen, die an der Spitze der technologischen Entwicklung stehen. Da ist ein Chipmangel oder ein ähnliches Ereignis weniger wahrscheinlich.
Christoph Gössel besitzt Aktien von Taiwan Semiconductor Manufacturing (NYSE:TSM) und Tesla. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von NIO (NYSE:NIO) Inc., Taiwan Semiconductor Manufacturing, Tesla und Volkswagen. The Motley Fool empfiehlt BMW und Intel (NASDAQ:INTC) und empfiehlt die folgenden Optionen: Long Januar 2023 57,50 $ Calls auf Intel und Short Januar 2023 57,50 $ Puts auf Intel.
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Dieser Artikel erschien zuerst auf The Motley Fool
Geschrieben von: The Motley Fool
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