CureVac: Die finalen Impfstoffdaten enttäuschen. Und jetzt steht auch noch die Bafin vor der Tür!

The Motley Fool

Veröffentlicht am 01.07.2021 07:34

CureVac: Die finalen Impfstoffdaten enttäuschen. Und jetzt steht auch noch die Bafin vor der Tür!

CureVac (NASDAQ:CVAC) (WKN: A2P71U) enttäuscht. Die finalen Studiendaten des Corona-Impfstoffkandidaten CVnCoV sind schlecht. Das Vakzin wirkt, über alle Altersgruppen hinweg, nur in 48 von 100 Fällen gegen eine COVID-19-Erkrankung. Die Aktie steht aktuell bei 62,10 Euro (Stand: 1. Juli 2021).

In der Phase-2b/3-Studie setzten die Forscher den Impfstoff gegen 15 Virusstämme ein. 40.000 Menschen nahmen teil. CureVac gibt jedoch nicht auf und will das Zulassungsverfahren fortsetzen. Angesichts der heutigen Ergebnisse stehe ich diesem Prozess jedoch zunehmend kritisch gegenüber. Wie schätzt du die Lage ein?

Selbst wenn sich die Zahlen noch bessern sollten, ist der Verkaufserfolg mehr als fraglich. Schließlich ist die Konkurrenz schon ein gutes Stück weiter. Abgesehen von den erfolgreichen mRNA-Präparaten von Moderna (NASDAQ:MRNA) (WKN: A2N9D9) und Biontech (NASDAQ:BNTX) (WKN: A2PSR2) präsentieren andere Testkandidaten deutlich bessere Ergebnisse: Der noch nicht zugelassene Impfstoff des US-Pharmakonzerns Novavax (NASDAQ:NVAX) (WKN: A2PKMZ) zeigt in einer vergleichbaren klinischen Studie eine deutlich höhere Wirksamkeit von rund 90 %.

Gibt es noch einen Markt für das CureVac-Vakzin? Eine Möglichkeit wäre, denke ich, dass CureVac sein Vakzin für Menschen zwischen 18 und 60 Jahren vermarktet. Hier beläuft sich die Schutzwirkung auf 53 % gegen eine Erkrankung jeglichen Schweregrades und auf 77 % gegen einen moderaten und schweren Krankheitsverlauf. Doch diese Altersgruppe ist bei einer Infektion mit Sars-CoV-2 auch deutlich weniger gefährdet als ältere Menschen. Die Absatzchancen sind also begrenzt.

Viel wichtiger: Bei Teilnehmern der CureVac-Studie über 60 Jahren, die 9 % der untersuchten Fälle ausmachten, konnten die Forscher die Wirksamkeit nicht eindeutig feststellen. Und das kommt einer Bankrotterklärung doch schon gefährlich nahe, finde ich.

Ganz gleich, wie CureVac nun weiter vorgeht: Das Bundesgesundheitsministerium plant nicht mehr mit dem Impfstoff aus Tübingen. Im vergangenen Jahr noch stieg der Bund über die Aufbaubank KfW mit 300 Mio. Euro bei CureVac ein. Laut KfW hält er damit noch einen Anteil von 16 % am Unternehmen. Aus einem Förderprogramm stehen CureVac rund 250 Mio. Euro zur Verfügung.

Führt CureVac sein Sars-CoV-2-Programm überhaupt fort? Für eine mögliche zweite Generation seines Impfstoffs kooperiert CureVac bereits seit einiger Zeit mit GlaxoSmithKline (NYSE:GSK)(WKN: 940561). Das britische Unternehmen hält übrigens 8,5 % der CureVac-Aktien. Bei diesem Projekt setzen die Biochemiker auf chemisch unmodifizierte RNA.

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Der neue Impfstoff soll nach Angaben von CureVac in präklinischen Versuchen bereits deutlich höhere Antikörper-Konzentrationen gegen Sars-CoV-2 erzeugt haben. Aber die klinischen Tests starten erst im dritten Quartal dieses Jahres. Und vor dem Hintergrund der bislang enttäuschenden Tests stellt sich die Frage, ob CureVac dafür überhaupt genügend Probanden findet.

Eine Chance kann ich mir vorstellen: CureVac könnte auf chemisch modifizierte mRNA umschwenken und damit versuchen, den Erfolg von Moderna und Biontech zu kopieren. Doch weitere Verzögerungen im Ablauf wären damit programmiert.

Es kann noch dicker kommen! Die deutsche Finanzaufsicht Bafin prüft derzeit, ob Verdachtsmomente für Marktmissbrauch vorliegen. Grund sind die Kursbewegungen der Aktie nach den ersten enttäuschenden Zwischenergebnissen vor wenigen Tagen.

Du hast es sicherlich mitbekommen: Die Aktie fiel damals um mehr als 40 %. Laut Bafin besteht der Verdacht, dass Insider von CureVac rechtzeitig vor Bekanntgabe der Daten Aktien verkauft haben könnten.

Und im Vorstand beginnt das Stühlerücken. Malte Greune war früher Sanofi-Manager. Ab sofort ist er bei CureVac neuer Chief Operating Officer. Zudem verlässt Mitgründer und Produktionsvorstand Florian von der Mülbe das Tübinger Unternehmen.

Die gesamte Situation des Unternehmens sagt uns Fools ganz deutlich: Finger weg! Und die weiterhin horrende Bewertung der Aktie am Markt trägt ihren Teil dazu bei. Ich halte mich fern.

Henning Lindhoff besitzt keine der erwähnten Aktien.

Motley Fool Deutschland 2021

Dieser Artikel erschien zuerst auf The Motley Fool