Börsenschreck Coronavirus: Warum du Panik schiebst und ich trotzdem Aktien kaufe

The Motley Fool

Veröffentlicht am 30.01.2020 08:46

Aktualisiert 30.01.2020 09:06

Minus 2,5 %! Am Montag dem 27.01.2020 erlebte der DAX einen rabenschwarzen Tag. Das war allerdings nichts gegen den chinesischen TSE-China-A50-Aktienindex. Hier gingen gleich 15 % über die Wupper.

Gleichzeitig erwachten die oft als „sicherer Hafen“ empfundenen US-Staatsanleihen aus dem Winterschlaf. Eine Risikoumschichtung wie aus dem Lehrbuch!

Das Risiko, vor dem die Investoren aus aller Welt offenbar zu fliehen versuchten, waren die Folgen des Coronavirus – dieser mysteriösen, neuen Lungenkrankheit, die in China ihren Anfang nahm.

Aber ist das wirklich ein guter Grund, um jetzt alle Aktien zu verkaufen? Für manche vielleicht – für mich allerdings nicht. Ich kaufe trotzdem weiter.

Irgendwas ist immer Eine Pandemie mit Milliarden Toten wäre tatsächlich unter den Top 10 meiner Gründe, um alle Aktien komplett auf den Markt zu werfen. Zwar werden auch dann noch Produkte hergestellt, gekauft und um die halbe Welt verschifft. Aber eben nicht mehr in der Menge, für die das weltweite Produktivkapital zuvor gebaut wurde. Das dürfte viele Investitionsrechnungen durcheinanderbringen und folglich auch den Wert vieler Unternehmen in einem anderen Licht erscheinen lassen.

Das Coronavirus scheint meine Anforderungen an eine Apokalypse nicht zu erfüllen. Bisher sind in China etwa 106 Menschen an dem Virus gestorben (Stand: 28.01.2020). Das ist traurig, aber für mich kein Grund, um auch nur einen Blick in mein Depot zu werfen.

Pandemien taugen bei genauer Betrachtung schon lange nicht mehr als Sensenmann der Rendite. Im Juli 2018 war es Ebola. Auch hier reagierten die Börsen und ließen den DAX bis auf 10.500 Punkte einbrechen. Nicht mal zwei Jahre später tänzelt der DAX optimistisch wie eh und je um die Marke von 13.000 Punkten herum (Stand: 28.01.2020).

Auch die Infektionskrankheit SARS – ebenfalls zuerst in China entdeckt – hatte nicht die Effekte, die man sich als pessimistischer Apokalyptiker wünschen würde. Zum Zeitpunkt der Entdeckung notierte der DAX bei lächerlichen 3.300 Punkten. Wer hätte da aus heutiger Sicht alle Aktien verkauft?

Zwischen den Fakten herrscht Chaos Viermal im Jahr veröffentlichen börsennotierte Unternehmen ihre Bilanzen. Oder anders formuliert: Viermal im Jahr werden die Investoren mit der Realität konfrontiert. Umsatz, Gewinn, Marktanteile. Alles, was zähl- und messbar ist.

Doch in der Zwischenzeit herrscht absolutes Chaos. Dann ist der Lehrer in der Pause, der Chef auf Dienstreise, die Katze aus dem Haus. Dann herrscht unerträgliche Langeweile.

In diesem Zustand wird gerne jedes Ereignis, egal wie nebensächlich, zum Anlass genommen, das Spiel aus Kaufen und Verkaufen wieder anzukurbeln. Erst recht bei wackligen Allzeithochs, denen viele Investoren ohnehin nicht über den Weg trauen. Wer keine Gründe zum Verkaufen hat, der sucht sich eben welche. Da kommt so ein Coronavirus natürlich wie gerufen.

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Endlich verkaufen und satte Gewinne mitnehmen! So denken sicher viele. Und tatsächlich, es wirkt: Weg ist sie, die gefürchtete Langweile. Der Zauber verfliegt erst, wenn die Quartalszahlen wieder über die Ticker flackern. Aber dann ist es oft zu spät. Denn zu dem Preis, für den man seine Aktien einst gekauft hat, kann man seine verlorenen Schätze nur mit viel Glück und perfektem Timing zurückkaufen.

Krankheitsbedingter Verkauf? Nicht mit mir! Im Verkaufen war ich noch nie der Schnellste. Meine Paradedisziplin ist das Halten .

Auch das Coronavirus ist für mich kein Grund, mir das hastige Verkaufen im Panikmodus anzugewöhnen. Um aus neuartigen Krankheitserregern einen langfristigen Schaden für die globale Wirtschaft abzuleiten, muss man schon weit in der Geschichte zurückgehen. Die Pest im Mittelalter dürfte weitaus mehr Schaden angerichtet haben, als alle Krankheitserreger der jüngeren Vergangenheit zusammen.

Ich sehe derzeit keinen Grund, um Aktien zu verkaufen. Aber viele, um zu kaufen . Da ist meine Energie besser aufgehoben. Die Panik überlasse ich anderen.

Motley Fool Deutschland 2020

Dieser Artikel erschien zuerst auf The Motley Fool

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