Börsencrash: Die erstaunlich lukrative Rechnung hinter dem Kursverfall

The Motley Fool

Veröffentlicht am 21.01.2022 08:43

Aktualisiert 21.01.2022 09:07

Börsencrash: Die erstaunlich lukrative Rechnung hinter dem Kursverfall

Für viele Investoren ist der Börsencrash noch weit entfernt. Doch insbesondere für Tech-Investoren ist der Schmerz bereits sehr real.

Auch die Cybersecurity-Aktie Secunet (DE:YSNG) (WKN: 727650) hat es hart getroffen. Vor wenigen Wochen war die deutsche IT-Hoffnung beinahe doppelt so viel wert wie jetzt (Stand für diese Zahl und alle weiteren Zahlen: 20.01.2022).

An dem aus meiner Sicht äußerst interessanten Geschäftsmodell von Secunet hat sich nichts geändert. Trotzdem kam der Börsencrash mit aller Wucht. Willkommen an der Börse!

Doch hinter dem Kursverfall könnte eine Rechnung stecken, die auf den zweiten Blick durchaus lukrativ erscheint. Vor allem für die Damen und Herren Investoren aus Nordamerika.

Als die Secunet-Aktie noch für unter 100 Euro zu haben war Im Sommer 2019 war die Welt noch in Ordnung. Die Secunet-Aktie hatte sich nach langem Kampf über die Marke von 100 Euro hochgekämpft.

Währenddessen hatte die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen bei etwa 1,5 % einen soliden Boden gefunden. Einige Monate später stieg die Rendite der womöglich liquidesten Anlageklasse der Welt sogar bis auf 2 %.

Doch dann kam die Pandemie. Ein blitzartiger Börsencrash drückte den Aktienkurs der Secunet-Aktie auf unter 90 Euro.

Auch die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen kam unter Beschuss. Im Laufe des Jahres 2020 gab es zeitweise nur noch 0,5 % für die 10-jährige.

Der Traum vom schnellen Reichtum wurde plötzlich wahr Nun stellen wir uns einen US-Investor vor, der vor der Pandemie mit 100.000 US-Dollar in die Secunet-Aktie investiert war. Rückblickend war das genau die richtige Entscheidung. Denn nur 2 Jahre später steht die Aktie mit über 400 % im Plus.

Gewinner lässt man laufen. Nur Verlierer stößt man ab.

Doch plötzlich kommt die US-Notenbank auf die Idee, dass die Sache mit der Inflation doch ernster ist, als man sich das zuvor ausgemalt hatte. Daher will man den Leitzins im Jahr 2022 in mehreren Schritten anheben.

Der Anleihenmarkt reagiert praktisch über Nacht. Aktuell bekommt man für 10-jährige US-Staatsanleihen wieder einer Rendite von nahezu 2 %.

Nach dem Börsencrash ist vor dem Börsencrash Unser glücklicher US-Investor hat mit der Secunet-Aktie gut verdient. In der Spitze wurden aus 100.000 US-Dollar satte 500.000 US-Dollar.

Doch nun beginnt das große Grübeln. Denn 2 % auf 500.000 US-Dollar entspricht einer Rendite von 10.000 US-Dollar pro Jahr.

Das mag im ersten Moment nicht besonders attraktiv erscheinen. Doch der US-Investor sieht vor allem seinen ursprünglichen Einsatz von 100.000 US-Dollar. Im Vergleich zu dieser Zahl käme er jetzt mit einer 10-jährigen US-Staatsanleihe auf eine Rendite von marktschlagenden 10 % pro Jahr. Und das quasi ohne Risiko für das Kapital, das er nach 10 Jahren in vollem Umfang zurückerhält.

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Die Umschichtung dauert nur wenige Tage. Während der US-Investor in aller Ruhe alle seine Secunet-Aktien verkauft, fragt sich der Rest der Welt, woher plötzlich die Tendenz zum Börsencrash kommt.

Ganz einfach: Der Börsencrash ist hausgemacht. Denn eine Umschichtung könnte derzeit in vielen Fällen einfach unschlagbar lukrativ sein.

Stefan Naerger besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

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Dieser Artikel erschien zuerst auf The Motley Fool