Börse Frankfurt-News: Volatile Märkte, starke Handelstrends (ETFs)

dpa-AFX

Veröffentlicht am 16.03.2022 15:21

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Steigende Inflation, anhaltender Krieg in der Ukraine und bevorstehende Zinsentscheide der US-Notenbank halten die Volatilität an den Börsen sehr hoch. Im ETF-Handel dominieren globale Aktien-Tracker und Rohstoff-Investments.

15. März 2022. Frankfurt (Börse Frankfurt). Hoffnungen auf Verhandlungsfortschritte zwischen Russland und der Ukraine haben die Börsen Europas zum Wochenauftakt angetrieben. Der DAX überwand zwischenzeitlich die 14.000er Marke. New York folgte der Entwicklung nicht. In China brachen die Kurse regelrecht ein: Corona-Lockdowns schüren Ängste vor einer schwachen Wirtschaftsentwicklung im Reich der Mitte.

Indessen ist die Stimmung der Finanzmarktteilnehmer eingebrochen. Der ZEW-Index der Konjunkturerwartungen fällt im März von 54,3 auf -39,3 Punkte, die Lage verschlechtert sich zugleich von -8,1 auf -21,4 Punkte - beide Werte sind niedriger als erwartet. "Die Arbeit der EZB wird mit den sich verdüsternden Konjunkturperspektiven nicht einfacher, denn sie steht wegen der sehr hohen Inflation unter Druck, von ihrer expansiven Geldpolitik abzurücken", kommentiert Ulrich Wortberg von der Helaba den Stimmungseinbruch.

Die Sitzung der US-Notenbank FED am Mittwoch wird hingegen mit vergleichsweiser Gelassenheit betrachtet. Eine erste Zinsanhebung um 25 Basispunkte gilt als sicher. "Das wäre aber lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein", kommentiert Fabian Wörndl von Lang & Schwarz. Da müsse deutlich mehr passieren, denn die Ölpreise und die Inflation waren schon vor Kriegsbeginn in der Ukraine hoch.

ETF-Handel: global, US-Tech mit und ohne Hebel, China

Im ETF-Handel dominiert die Nachfrage nach globalen Aktien-Trackern: "Bei den MSCI-World-ETFs wird jeder Rücksetzer sofort zum Kaufen genutzt", beschreibt Wörndl das Anlegerverhalten.

Hubert Heuclin von der BNP Paribas (DE:BNPP) registriert bei seinen Kund*innen Käufe von US-Aktien mit breiter Streuung in Form vom Xtrackers S&P 500 Swap (4:D5BM).

In Wörndls Orderbüchern werden US-Tech-Werte mit dem Invesco Nasdaq-100 Swap (3:EQSG) verkauft. Bei gehebelten NASDAQ-ETNs berichtet er von Zu- und Abflüssen. So würden der WisdomTree NASDAQ 100 3x Daily Leveraged (6:QQQ3) und sein Short-Pendant, der WisdomTree NASDAQ 100 3x Daily Short (6:QQQS) rege gehandelt: "Die Anleger setzen hier schnell schon auf kleine Bewegungen."

Den Lockdown in China und den Sorgen vor den Folgen werde mit Verkäufen im iShares China Large Cap (3:FXC) Rechnung getragen, wie Wörndl berichtet.

Heuclin stellt hingegen die größten Zuflüsse in Aktien der Eurozone mit dem iShares Core EURO STOXX 50 (3:EUE) fest. Und bei Trackern von Schweizer Aktien Amundi Msci Switzerland ().

Entspannung bei den Ölpreisen: Energietitel geben nach

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Rohstoff-ETFs gehören wie in der Vorwoche zu den gefragten Produkten. Die Verhandlungen der Kriegsparteien und die damit verbundenen Erwartungen sorgen indessen für Entspannung der Ölpreise. "Die Energieaktien (NYSE:XLE) geben zusammen mit den Rohölpreisen nach und könnten noch weiter fallen, wenn die Anleger ihre jüngsten Gewinne in unterdurchschnittliche Sektoren wie den Technologiesektor verlagern", erklärt Heuclin.

"Je nachdem, wie sich die Ölpreise entwickeln, wird viel gekauft und wieder verkauft", fasst Wörndl zusammen. Besonders im Fokus ist bei den Anleger*innen von Lang & Schwarz steht der Xtrackers MSCI World (DE:X010) Energy UE 1C (). Die Diskussion um ein Import-Verbot russischer Energien hatte den Preis Nordseesorte Brent auf mehr als 130 US-Dollar pro Fass getrieben. Inzwischen notiert Brent um 100 US-Dollar deutlich niedriger.

Auf den Anstieg des Goldpreises reagieren Woerndls Anleger*innen mit Käufen des iShares Gold Producers (4:IS0E). Der Branchen-ETF mit Produzenten hat auf Monatssicht gut 10 Prozent zugelegt. Industriemetalle sind bei Wörndl ebenfalls gesucht.

Sektoren: Banken raus aus den Depots

Heuclin berichtet von Käufen im Branchen-ETF für erneuerbare Energien, dem iShares Global Clean Energy (3:INRG).

Ansonsten registriert er vor allem Abflüsse aus Banken-ETFs. Sie hatten in Vorwegnahme steigender Zinsen in den vergangenen Wochen erheblich an Wert gewonnen. Nun sind sie auf den Verkaufslisten: Der Lyxor STOXX Europe 600 Banks (4:LBNK) verliert innerhalb eines Monats gut 15 Prozent seines Wertes. Vor allem Institute mit vergleichsweise großen Kreditengagements in Russland mussten seit Kriegsbeginn Kurseinbrüche hinnehmen, nachdem die EU und andere Staaten russische Banken aus dem internationalen Finanzkommunikationssystem SWIFT ausgeschlossen hatten. Das sorgte aber auch in der Finanzbranche für Verunsicherung, weil möglicherweise Zahlungsausfälle russischer Kredite drohen.

Bei Lang & Schwarz stellt sich das Geschehen ähnlich dar: Bank-ETFs werden verkauft, aber auch Technologie-ETFs.

Vergleichsweise lustlos sei der Handel hingegen bei Krypto-Trackern: ETNs auf nahezu alle Krypto-Währungen werden unterdurchschnittlich gehandelt: "Nach den Verkäufen der vergangenen Wochen ist es hier recht ruhig", fasst Wörndl mit Blick auf die Umsätze zusammen.

Anleihen: Staats- und Unternehmenstitel auf Verkaufslisten

Mit den Gesprächen zwischen Russland und der Ukraine ist die Risikobereitschaft wieder angestiegen, weshalb die Kurse für Staatsanleihen erheblich nachgaben. "Mit der überraschend klaren Haltung der EZB zum Ausstieg aus den Kaufprogrammen sowie Spekulationen über gemeinsame Schulden in der EU gibt es aktuell weitere Renditetreiber", prognostiziert Burghard Fehling von der Commerzbank (DE:CBKG).

Während Staats- und Unternehmenstitel in fast allen Regionen nachgaben, stellt Heuclin rege Nachfrage nach inflationsgeschützten Produkten fest. So kauften Kund*innen der BNP Paribas vor allem den Lyxor EUR 2-10Y Inflation Expectations ETF (6:INFL) und den iShares EUR Inflation Linked Govt Bond UCITS ETF (3:IBCI) sowie den Lyxor US$ 10Y Inflation Expectations ETF (3:INFU).

von: Antje Erhard, 15. März 2022, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse (DE:DB1Gn) AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.

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