Booking – vom Fluch und Segen einer Cash-Maschine

The Motley Fool

Veröffentlicht am 23.01.2022 11:21

Aktualisiert 23.01.2022 11:35

Booking – vom Fluch und Segen einer Cash-Maschine

Booking (WKN: A2JEXP) ist wahrscheinlich eine der bekanntesten Wetten auf den Moment, wenn die Welt Corona hinter sich lässt. Auch wenn die letzten zwei Jahre für die größte Online-Reiseplattform nicht einfach waren, hat es andere Plattformen und vor allem Offline-Konkurrenten viel schlimmer getroffen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Booking gestärkt aus der Krise hervorgehen wird.

Selbst in der Pandemie hat das Unternehmen nämlich seine Stärke bewiesen. Das Unternehmen hat bis 2020 durchgehend freie Cashflow-Margen von mindestens 30 % erzielt. Trotz des Umsatzrückgangs von 55 % konnte Booking 2020 zumindest in der Gewinn- und Verlustrechnung noch einen kleinen Gewinn ausweisen. Im Durchschnitt der letzten vier Monate hat Booking bereits wieder eine Free-Cashflow-Marge von 21 % erreicht. Gleichzeitig war der Umsatz immer noch 39 % vom Niveau des Jahres 2019 entfernt.

Booking ist mit einem blauen Auge davongekommen Wie ist diese Flexibilität möglich? Reiseplattformen profitieren in erster Linie von ihren Netzwerkeffekten, die Kunden und Anbieter zusammenbringen. Die Werbekosten sind der wichtigste Kostenpunkt. Booking ist in guten Jahren einer der größten Kunden von Google (NASDAQ:GOOGL) gewesen. Die Ausgaben können aber auch schnell reduziert werden. Das ist wohl der Hauptgrund, warum Booking recht entspannt durch die Krise gekommen ist.

Schließlich ist die Cash-Position nicht ganz so groß, wie man aufgrund der vielen starken Jahre annehmen könnte. Dafür gibt es drei Gründe.

  • Booking hat in großem Umfang eigene Aktien erworben. Da diese negativ im Eigenkapital enthalten sind, beträgt die Eigenkapitalquote von Booking nur 25 %.
  • Booking hat Akquisitionen wie OpenTable und KAYAK getätigt, die zu Goodwill und immateriellen Vermögenswerten geführt haben. Hier waren in der Corona-Pandemie Abschreibungen fällig, die heute 15 % des Gesamtvermögens ausmachen.
  • 14 % der Vermögenswerte stecken in Beteiligungen an chinesischen Unternehmen wie Trip.com (WKN: A2PUXF) oder Meituan (WKN: A2N5NR). Booking ist also auch eine Wette auf die Erholung des chinesischen Aktienmarktes.
Booking ist in guten Jahren definitiv hart am Wind gesegelt. Die Schulden wurden immer weiter in die Höhe getrieben und die Kapitalallokation war ziemlich riskant.

Dem Management auf die Finger schauen Die 22,5 Mio. eigenen Aktien in der Bilanz wären jedoch auf der Grundlage des aktuellen Marktwertes rund 52,8 Mrd. US-Dollar wert. In der Bilanz zum 30.09.2021 werden sie mit 24,3 Mrd. US-Dollar ausgewiesen. Auch wenn der Weg riskant war, unterm Strich hat er sich aus heutiger Sicht gelohnt.

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Booking ist in der komfortablen Lage, nur zwei bis drei normale Jahre zu benötigen, und das Thema Schulden ist Geschichte. Das Kerngeschäft benötigt kaum Kapital und ist gleichzeitig hochprofitabel. In Zukunft sollten Anleger genauer hinschauen, ob Booking hier einen etwas konservativeren Weg einschlägt.

In den zwei Jahren vor Corona erwirtschaftete das Unternehmen einen freien Cashflow von über 5 Mrd. US-Dollar vor der Veränderung des Nettoumlaufvermögens. Ausgehend von diesen Werten ist Booking immer noch attraktiv bewertet.

Der Artikel Booking – vom Fluch und Segen einer Cash-Maschine ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.

Florian Hainzl besitzt Aktien von Booking. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

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