BlackRock rät von Buy the Dip-Strategie ab: Margendruck erhöht Risiken am Aktienmarkt

Investing.com

Veröffentlicht am 14.06.2022 10:10

Aktualisiert 14.06.2022 10:31

Investing.com - Der S&P 500 taumelt, der Goldpreis schwächelt, die Treasuries liegen am Boden. Die Zinsen dagegen befinden sich im Steigflug.  Die Unsicherheit über die künftige Geldpolitik lastete zu Wochenbeginn erneut schwer auf den Börsen. Die Märkte bleiben deutlich angeschlagen.

Und so gerieten die Kurse an der Wall Street erneut unter Druck. Der Dow Jones gab weitere 2,79 Prozent oder 876 Punkte ab, die Technologiewerte des Nasdaq fielen 4,68 Prozent und der markt breitere S&P 500 sank um 3,88 Prozent.

Selbst der Goldpreis taumelte. Er beendete den Handel gestern 2,63 Prozent tiefer auf 1,831,80 Dollar.

Zins- und Rezessionsängste setzen den Anlegern weiter zu. Der Verbraucherpreisindex per Berichtsmonat Mai war mit 8,6 Prozent so hoch ausgefallen wie seit rund 40 Jahren nicht mehr. Das sorgte für Spekulationen, wonach die Federal Reserve (Fed) ihren Leitzins am Mittwoch statt um 50 sogar um 75 Basispunkte erhöhen könnte. 

Das erwartet inzwischen nicht nur die britische Investmentbank Barclays (LON:BARC), sondern auch die Experten von Jefferies sind dieser Auffassung. 

Es gibt "sehr überzeugende Argumente dafür, warum [die Fed] in diesem Umfang handeln wird, angesichts der Tatsache, wie weit sie hinter die Kurve zu rutschen droht, wie sehr die Regierung und die Fed selbst in dieser Hinsicht unter Druck stehen und wie die Kombination aus erhöhtem Verbraucherpreisindex und sinkendem Verbrauchervertrauen wirklich ein unschönes Bild davon zeichnet, wie sich die US-Wirtschaft entwickelt", sagte Brad Bechtel, globaler Leiter der Devisenabteilung bei Jefferies. 

Und auch die marktseitigen Erwartungen zeigen inzwischen eine 75 Basispunkte-Erhöhung bei Bekanntwerden der morgigen Fed-Entscheidung hin. Laut dem von Investing.com entwickelten Fed-Rate Monitor-Tool liegt die Wahrscheinlichkeit für einen solchen Schritt inzwischen bei über 94 Prozent. 

Deutlich wird das auch beim Blick auf die Entwicklung der zwei- und zehnjährigen US-Renditen, die gestern mit 3,42 Prozent bzw. 3,43 Prozent neue Mehrjahreshochs erreicht hatten. Steigende Renditen bedeuten umgekehrt, dass die Anleihekurse sinken.

Trotz der inzwischen deutlich gesunkenen Kurse an den US-Börsen (ETR:SXR4) sind die Experten von BlackRock (NYSE:BLK) noch nicht bereit, den Anlegern zu einer Buy The Dip-Strategie zu raten.

"Wir passen, vorerst. Angesichts steigender Zinsen und schwächerer Gewinnaussichten sind die Bewertungen unseres Erachtens nicht wesentlich günstiger als zuvor. Ein höherer Zinspfad rechtfertigt niedrigere Aktienkurse. Außerdem sehen wir das Risiko, dass die Fed die Zinsen zu stark anhebt - oder dass die Märkte dies zumindest annehmen. Zudem stellt der Druck auf die Gewinnspannen ein Risiko für die Gewinne dar. Deshalb sind wir gegenüber Aktien auf Sicht von sechs bis 12 Monaten neutral eingestellt", hieß es in einem wöchentlichen Marktkommentar des weltgrößten Vermögensverwalters der Welt.

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Das BlackRock-Expertenteam geht in der Mitteilung noch etwas näher auf die oben genannten Punkte ein. Nach zwei Jahrzehnten steigender Margen nehmen nun die Abwärtsrisiken zu. Die Energiekrise dürfte das Wachstum beeinträchtigen und höhere Arbeitskosten die Gewinne schmälern. Das Problem: In den allgemeinen Gewinnschätzungen scheint sich diese Entwicklung noch nicht widerzuspiegeln. So erwarten die Analysten in diesem Jahr bei den S&P 500-Unternehmen eine Gewinnsteigerung von 10,5 Prozent, wie aktuelle Refinitiv-Daten zeigen. "Unserer Meinung nach ist das viel zu optimistisch. Sollten die Gewinnmargen noch stärker unter Druck geraten, droht ein weiterer Kurssturz. Sinkende Kosten, wie etwa für Arbeitskräfte, haben die jahrzehntelange Gewinnexpansion begünstigt. Bis jetzt sind die Lohnstückkosten - also die Löhne, die ein Unternehmen für die Produktion einer Produktionseinheit im Verhältnis zu ihrem Verkaufspreis zahlt - nicht wesentlich gestiegen. Um Menschen wieder in die Arbeitswelt zu locken, werden die Reallöhne, d. h. die inflationsbereinigten Löhne, steigen. Das ist gut für die Wirtschaft - aber schlecht für die Gewinnspannen der Unternehmen".

Aber auch die nachlassende Verbrauchernachfrage stellt nach Einschätzung von BlackRock ein Problem für die Gewinnspannen dar, immerhin begrenzt sie die Fähigkeit der Unternehmen, höhere Kosten an die Verbraucher weiterzugeben. 

"Wir gehen außerdem davon aus, dass sich die Verbraucherausgaben im Zuge der Normalisierung der Weltwirtschaft wieder mehr auf Dienstleistungen und nicht auf Waren verlagern werden - dies dürfte eher der Wirtschaft als dem Aktienmarkt helfen", so die Analysten.

Der zweite Grund, warum BlackRock von einer Buy The Dip-Strategie abrät, ist die Tatsache, dass Aktien schlichtweg noch nicht günstig genug sind. "Unter Berücksichtigung der niedrigeren Gewinnaussichten und des erwarteten schnelleren Zinsanstiegs ergibt sich keine wirkliche Besserung beim Bewertungsniveau", erklärte der Vermögensverwalter.

Die Aussicht auf noch höhere Zinsen erhöhe den geschätzten Abzinsungsfaktor. Höhere Abzinsungssätze machen künftige Cashflows weniger attraktiv. Das belastet insbesondere die Kurse unrentabler, hochverschuldeter Tech-Unternehmen.

Und zu guter Letzt wäre da noch die Aussicht auf zu aggressive Zinserhöhungen seitens der Zentralbanken zur Eindämmung der Inflation. 

"Das alles ist ein Grund, warum wir im letzten Monat eine taktisch neutrale Haltung gegenüber Aktien eingenommen haben. Wir sehen solange keine nachhaltige Erholung, wie die Fed nicht ausdrücklich die hohen Kosten für Wachstum und Beschäftigung einräumt, die entstehen, wenn sie die Zinsen zu stark anhebt. Das wäre für uns ein Signal, taktisch gesehen wieder eine positive Haltung gegenüber Aktien einzunehmen", resümierten die BlackRock-Analysten.

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