"Bilanzpolizei" DPR - Hatten im Fall Wirecard keine Chance

Reuters

Veröffentlicht am 11.02.2021 12:07

Berlin, 11. Feb (Reuters) - Die als "Bilanzpolizei" bekanntgewordene Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) hat im Wirecard-Betrug nach eigener Einschätzung keine Chance gehabt, den Fall aufzuklären. "Es fehlt eine Task Force, eine Eingreiftruppe", sagte DPR-Präsident Edgar Ernst am Donnerstag im parlamentarischen Untersuchungsausschuss in Berlin zu dem milliardenschweren Bilanzbetrug. Mit "forensischen Mitteln" sei die DPR aber nicht ausgestattet worden, was eine bewusste Entscheidung gewesen sei. Bei kriminellen Machenschaften sei eine Aufklärung deswegen kaum möglich. Denn die DPR sei immer auf korrekte Antworten der Unternehmen angewiesen. Außerdem habe der Wirtschaftsprüfer EY die Wirecard-Bilanzen uneingeschränkt testiert. "Da haben sie keine andere Chance." Das sei der Bonner Finanzaufsicht BaFin auch stets bewusst gewesen.

Die Bundesregierung hat Gesetzesänderungen als Konsequenz aus dem Wirecard-Fall auf den Weg gebracht. Sie werden momentan im Bundestag beraten. Unter anderem sollen Wirtschaftsprüfer enger an die Leine genommen werden. Das zweistufige Verfahren der Bilanzprüfung aus DPR und BaFin wird abgeschafft. Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) will bei der BaFin Kompetenzen aufbauen. Sie soll künftig in Eigenregie handeln dürfen - auch mit "forensischen Möglichkeiten" wie Durchsuchungen und Befragungen. Die DPR soll nur noch für Stichproben in Routinefällen zuständig sein.

Seit 2005 hat die DPR laut Ernst, dem langjährigen Finanzvorstand der Deutschen Post (DE:DPWGn), 1500 Prüfverfahren über die Bühne gebracht. In 300 Fällen seien Fehler beanstandet worden. Ernst sagte, man könne aber noch so schlaue Fragen stellen, ohne Kooperation des betroffenen Unternehmens sei nichts rauszukriegen. Ansprechpartner bei Wirecard (DE:WDIG) sei der einstige Chef-Buchhalter Stephan von Erffa gewesen, der mittlerweile in Untersuchungshaft sitze.

Der einstige Dax-Konzern war im Juni 2020 nach der Aufdeckung eines 1,9 Milliarden Euro großen Lochs in der Bilanz in die Pleite gerutscht. Die Staatsanwaltschaft wirft mehreren Ex-Managern unter anderem gewerbsmäßigen Bandenbetrug, Bilanzfälschung und Marktmanipulation vor.

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