Auftragsboom: Dieser deutsche Konzern hat jetzt über 100 Mrd. Euro in den Büchern stehen

The Motley Fool

Veröffentlicht am 31.03.2023 10:31

Auftragsboom: Dieser deutsche Konzern hat jetzt über 100 Mrd. Euro in den Büchern stehen

Egal ob Tech-Gigant, Pharmariese oder Ölmulti: Keiner der wertvollsten Konzerne hat so viele Aufträge hereingenommen wie dieser relativ leichtgewichtige deutsche Konzern. Bei Siemens Energy (ETR:ENR1n) (WKN: ENER6Y) türmen sich die Kundenverträge so sehr, dass der Turbinenlieferant und Stromnetzausrüster Aufträge im Wert von mehr als 100 Mrd. Euro abarbeiten muss. Und es werden immer mehr.

h2 So kamen die 100 Mrd. Euro zustande/h2

Schon bevor es sich 2020 vom Mutterkonzern abnabelte, war Siemens (ETR:SIEGn) Energy fleißig am Aufträge einsammeln, auch wenn das Geschäft mit herkömmlichen Turbinen schwächelte. Im Fiskaljahr 2018/2019 betrugen sie fast 34 Mrd. Euro, was den Gesamtbestand auf 77 Mrd. Euro hievte.

Eine nicht unwichtige Rolle spielte dabei die Windkrafttochter Siemens Gamesa (BME:SGREN), die damals zwar noch eigenständig an der Börse gehandelt wurde, aber trotzdem in die Bilanz von Mehrheitseigentümer Siemens Energy einbezogen wurde. Auf sie entfielen 12,7 Mrd. Euro, während der Bereich „Gas and Power“ 21,2 Mrd. Euro ausmachte. Einen Anteil von mehr als der Hälfte daran haben die oft sehr langfristigen Serviceverträge für die installierten Turbinen und Kompressoren.

Während der Pandemie nahm die Vertriebsmannschaft weiter fröhlich Aufträge an, obwohl die Umstände die Abarbeitung der laufenden Projekte erschwerten. Klimaalarm und der allgemeine Trend zur Elektrifizierung spielten dem führenden Ausrüster der Energiewirtschaft in die Hände. Im vierten Quartal 2020/2021 schoss der Auftragseingang mit 30 % in die Höhe, während insbesondere bei Gamesa der Umsatz stagnierte.

Zusätzlich entwickelte der Konzern neue Umsatzsäulen, darunter das Geschäft mit der Wasserstoff-Elektrolyse , stationäre Energiespeicher und komplexe hybride Energielösungen. Auch diese Bereiche sorgen mittlerweile für das Anschwellen des Auftragsbuches. Man denke zum Beispiel an das derzeit heiß diskutierte E-Fuel-Projekt in Chile.

Auf diese Weise erreichte der Auftragsbestand zum 31. Dezember einen neuen Rekordwert von 98,8 Mrd. Euro. Seither kamen weitere Bestellungen herein. Zuletzt waren es zwei Megaaufträge, zum einen für vier mächtige Konverterstationen bei Sizilien und zum anderen für eine 1,4 Gigawatt starke Offshore-Windfarm bei Schottland. Damit übertrifft Siemens Energy sicherlich locker die Marke von 100 Mrd. Euro.

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h2 Ein Schnäppchen?/h2

Eines ist sicher: Siemens Energy geht nicht so schnell die Arbeit aus. Viele der Aufträge reichen 5, 10 oder sogar noch mehr Jahre in die Zukunft. Die Umsätze machen weniger als ein Drittel des Auftragsbestandes aus. Das sieht auf den ersten Blick nach einer sicheren Sache aus.

Aber so wirkte es natürlich auch schon vor drei Jahren, bevor immer deutlicher wurde, dass viele der Projekte keine Deckungsbeiträge abwerfen würden. Der Vertrieb wollte unbedingt die Konkurrenz ausstechen und nahm unwirtschaftliche Projekte herein. Gleichzeitig versäumte es die Finanzabteilung, die Kostenseite abzusichern, weder vertraglich noch am Terminmarkt.

So kam es, dass die Mitarbeiter zwar jede Menge Arbeit hatten, aber unter dem Strich nur Verluste aufgehäuft wurden, vor allem bei Gamesa, wo zu allem Übel auch noch kostspielige Qualitätsprobleme auftraten. Die spanische Tochter ist mittlerweile wieder komplett unter das Dach von Siemens Energy geschlüpft, was bedeutet, dass Aktionäre nun voll am Erfolg des Windkraftgeschäfts partizipieren – im Guten wie im Schlechten.

Die große Frage ist folglich, ob der Turnaround bei Gamesa endlich gelingt. Für das laufende Geschäftsjahr, das schon im September endet, erwartet das Management noch keine großen Sprünge bei der Profitabilität. Aber danach sollten die zwischenzeitlich durchgesetzten Preiserhöhungen im Verbund (VIE:VERB) mit einer Stabilisierung der Kostenbasis dafür sorgen, dass der Konzern wieder vernünftige Margen erwirtschaften kann.

Wie viel Gewinn springt also 2024 bei etwa 33 Mrd. Euro Umsatz heraus? Ich denke, dass Siemens Energy bis dahin nah an 1 Mrd. Euro Nettogewinn herankommen kann, mit stark steigender Tendenz. So gesehen wäre die Aktie heute günstig.

h2 Siemens Energy bekommt wieder Wind in die Segel/h2

Angesichts der vielen Enttäuschungen der letzten Jahre kann man sich nicht wirklich darauf verlassen, dass künftig alles gut wird. Aber die Chance dafür ist zweifellos vorhanden.

Siemens Energy ist ein Riese beim Auftragsbuch, aber mit gerade einmal 16 Mrd. Euro Marktkapitalisierung ein Zwerg. Zum Vergleich: Visa (NYSE:V) (WKN: A0NC7B) bringt mit etwas weniger Umsatz und einem vernachlässigbaren Auftragsbuch über 400 Mrd. Euro auf die Waage, also 25-mal mehr.

Als Industrieunternehmen wird Siemens Energy niemals so hohe Margen erzielen können wie die gut skalierbare Visa. Aber schon kleine Schritte in diese Richtung könnten Großes bewirken bei der Aktie.

Ralf Anders besitzt Aktien von Siemens Energy. Aktienwelt360 empfiehlt keine der erwähnten Aktien.

Aktienwelt360 2023

Dieser Artikel erschien zuerst auf The Motley Fool

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