The Motley Fool
Veröffentlicht am 20.05.2022 10:16
Aktualisiert 20.05.2022 10:36
Allianz-Aktie: Das 6.033.000.000 US-Dollar-Debakel und was wir daraus lernen können
Die Allianz (ETR:ALVG) (WKN: 840400) verwaltet mit ihren Fondsgesellschaften für Dritte ein Vermögen in Höhe von 1,878 Billionen Euro (Stand: 31.03.2022). Große Teile davon stammen von Pensionsfonds, um für Anleger Vermögen für das Alter aufzubauen.
Allianz scheitert mit komplexen Fonds In den USA hat die Allianz mit ihren Structured Alpha Fonds nun jedoch schweren Schiffbruch erlitten. Sie sollten durch komplizierte Options-Absicherungsgeschäfte besonders sicher sein und in Krisen wenig Kapital verlieren. Den Kunden (hauptsächlich Pensionsfonds) wurden sie genau mit diesen Vorteilen verkauft.
Doch die Strategie der Allianz scheiterte im März 2020, als die Märkte infolge der Wirtschaftsschließungen stark einbrachen. Die verwalteten Fondsvermögen fielen so von etwa 11 auf nur noch 4 Mrd. US-Dollar, ein Verlust von mehr als 63 %. Der S&P 500-Index verlor in der Krise hingegen nur knapp 34 % und erholte sich später sehr schnell.
Fondsbeschreibung und tatsächliche Ergebnisse stimmten somit nicht überein, sodass Anleger Klage einreichten. Die Fonds wurden nach dem Einbruch aufgelöst.
Betrug als Verlustursache Wie sich nun herausstellt, kam der große Verlust durch Betrug zustande. Die Staatsanwaltschaft beschreibt: „Diese Versprechen waren Lügen …“, was den Schluss zulässt, dass die Allianz-Strategie zu keinem Zeitpunkt funktioniert hat. Die Börsenaufsicht SEC berichtet, wie mögliche Verlustrisiken in den Unterlagen absichtlich von -42,15 % auf -4,15 % reduziert wurden.
Letztendlich verantwortlich soll nur eine kleine Gruppe um den ehemaligen Chef-Investment Officer Gregoire Tournant gewesen sein. Sie soll insgesamt 75 Risikoberichte gefälscht haben. Tournant steigerte so sein Gehalt allein 2019 auf 13 Mio. US-Dollar und vereinnahmte insgesamt etwa 60 Mio. US-Dollar.
Die Fonds setzten laut Staatsanwaltschaft gar keine Absicherungsoptionen ein. Zudem wurden die Fondsergebnisse manipuliert, um eine höhere Performancegebühr einzunehmen. Die Ermittlungen ergaben, dass die Falschdarstellungen bereits 2014 begannen und der Allianz einen Gewinn von 400 Mio. US-Dollar einbrachten.
Der Konzern hat sich nun des strafrechtlichen Wertpapierbetrugs schuldig bekannt und zahlt eine Strafe von 2,33 Mrd., erstattet den Anlegern 3,24 Mrd. und verliert weitere 463 Mio. US-Dollar. Da die Allianz bereits Rückstellungen gebildet hat, belasten die Zahlungen den Aktienkurs kaum.
Der Konzern darf des Weiteren in den kommenden zehn Jahren in den USA über Allianz Global Investors keine Beratungsdienstleistungen mehr für registrierte US-Fonds anbieten.
Dieser Beschluss würde den Konzern härter als die Strafzahlung treffen. Doch er plant bereits, Anlegergelder in Höhe von etwa 120 Mrd. US-Dollar an Voya Financial (NYSE:VOYA) (WKN: A110V5) weiterzureichen und sich gleichzeitig mit bis zu 24 % an der Gesellschaft zu beteiligen. Auf diesem Weg umgeht die Allianz den Beschluss.
Welche Lehren wir daraus ziehen können Die Structured Alpha Fonds sollten über komplizierte Optionsstrategien in jeder Marktphase hohe Renditen erzielen. Doch Anleger sollten niemals einer solchen Illusion verfallen. Märkte schwanken. Nur eine breite Streuung kann die Rückschläge leicht abfedern. Komplexe Produkte, die permanente und stetige Renditen versprechen, sollten Investoren umso kritischer prüfen.
Christof Welzel besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
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Dieser Artikel erschien zuerst auf The Motley Fool
Geschrieben von: The Motley Fool
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