Auf dem Weg in die Krise: Warum die US-Wirtschaft eine Rezession braucht

Investing.com  |  Autor Robert Zach

Veröffentlicht am 25.04.2023 09:28

Aktualisiert 25.04.2023 13:49

Investing.com - Die Vorstellung einer Rezession mag für manche Investoren abschreckend klingen, doch aus Sicht anderer könnte sie genau das sein, was die US-Wirtschaft jetzt braucht. Denn ein Abschwung könnte nicht nur einige ihrer aktuellen Probleme lösen, sondern auch neue Chancen für Investoren bieten. Das behaupten zumindest die Experten von DataTrek Research.

Nicholas Colas, Mitgründer von DataTrek Research, sagte, dass ein wirtschaftlicher Abschwung dazu beitragen könnte, drei Probleme zu lösen, die das Wachstum derzeit belasten: sinkende Produktivität, hohe Inflation und eine aggressive US-Notenbank Fed, die die Zinssätze immer weiter erhöht.

"Jede Rezession seit 1960 hat bei allen drei Themen zu einer schnellen Trendwende geführt", schrieb Colas in seinem täglichen Marktbericht am Donnerstag. "Eine Rezession ist wohl oder übel eine 'Chance, kein Nachteil'."

Experten an der Wall Street prognostizieren unisono, dass sich eine Rezession noch in diesem Jahr ankündigt. Mehrere Faktoren wie der aggressivste Straffungszyklus der Fed seit den 1980er Jahren, der darauf abzielt, die nach wie vor hohe Inflation einzufangen, und eine erwartete Kreditklemme aufgrund der Bankenturbulenzen im März tragen dazu bei. Die US-Notenbank selbst geht von einer milden Rezession aus.

Der Index der Frühindikatoren ist im März um 1,2 % gesunken, teilte das Conference Board (CB) am Donnerstag mit. Das war mehr als der von Ökonomen erwartete Rückgang von 0,7 % und markierte den größten Einbruch in einem einzelnen Monat seit April 2020. Der LEI signalisiert schon seit Monaten eine Rezession, deren Wahrscheinlichkeit sich mit den jüngsten Daten nur noch weiter erhöht hat. Die Wirtschaftsexperten des Conference Board erwarten eine Rezession für Mitte 2023.

Laut den Ökonomen von Wells Fargo (NYSE:WFC) Securities suggeriert der LEI-Index, dass die Einschläge immer näher kommen und die Risiken nicht ohne Wirkung für die USA bleiben.

Der LEI ist einer von vielen Indikatoren, die eine von Ökonomen lange vorhergesagte Rezession signalisieren. Die vom Wall Street Journal in der vergangenen Woche befragten Wirtschaftsexperten taxierten die Wahrscheinlichkeit einer Rezession, die im dritten Quartal des Jahres beginnen könnte, auf über 60 %.

Trotz des unheilvollen wirtschaftlichen Gegenwinds halten sich die Märkte bislang recht wacker. Der S&P 500 ist im bisherigen Jahresverlauf um mehr als 6 % gestiegen und der VIX, der die Volatilität an der Wall Street misst, hat erst kürzlich seinen niedrigsten Stand seit Ende 2021 erreicht. Sollte es zu einem Konjunkturabschwung kommen, setzen die Märkte darauf, dass dieser kurz ausfällt und danach eine solide Erholung folgt.

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Taucht man noch etwas tiefer in die Materie ein, so meint Colas, dass die Erfahrungen mit Rezessionen eher für einen positiven Marktverlauf sprächen.

Zum einen steigt in Rezessionen in der Regel die Arbeitsproduktivität, da Unternehmen Stellen abbauen und sich auf die Effizienz konzentrieren, was die Produktion und die Gewinne steigert.