Aktien Europa: Schwach - Konjunktursorgen belasten Ölwerte

dpa-AFX

Veröffentlicht am 22.06.2022 11:52

Aktualisiert 22.06.2022 12:15

PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Mit deutlichen Verlusten haben die europäischen Börsen ihre Erholungsansätze vom Vortag am Mittwoch ad acta gelegt. Die guten Vorgaben der Wall Street verblassten angesichts sinkender US-Futures. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sank am späten Vormittag um 1,84 Prozent auf 3429,76 Punkte. Nicht besser sah es beim französischen Cac 40 aus, der um 1,7 Prozent auf 5862,99 Punkte fiel. Der britische FTSE 100 büßte 1,36 Prozent auf 7054,80 Zähler ein.

Damit hat sich die Lage merklich eingetrübt. Die Hoffnung ruht nun auf den zahlreichen charttechnischen Unterstützungen, denen sich der EuroStoxx 50 nähert. "Das bisherige Jahrestief vom März bei 3387 Punkten definiert den Auftakt zu einer ganzen Reihe von markanten Unterstützungen", so der technische Analyst Jörg Scherer von HSBC (LON:HSBA). "Neben dem langfristigen Durchschnitt der letzten 200 Monate - aktuell bei 3258 Punkten - ist in diesem Zusammenhang beispielsweise der ehemalige Abwärtstrend seit Beginn des Jahrtausends bei aktuell 3139 Punkten zu nennen."

 

Neue Inflationsdaten verdüsterten die Stimmung an den Märkten, wie Analystin Sophie Lund-Yates von der Investmentgesellschaft Hargreaves Landsdown feststellte. Im Mai hatten sich die Verbraucherpreise in Großbritannien gegenüber dem Vorjahresmonat um 9,1 Prozent erhöht. Das war die höchste Rate seit Beginn der Erfassung im Jahr 1997. Derartige Daten heizen nach Ansicht der Analystin Befürchtungen an, die Notenbanken könnten bei der Bekämpfung der Teuerung noch aggressiver vorgehen. Die Folgen liegen auf der Hand. "Es fehlen weiter die Argumente für Aktienkäufe selbst auf dem jetzt vermeintlich niedrigen Niveau", begründete Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets die Zurückhaltung der Investoren.

An der Spitze der Verlierer standen die Öl- und Rohstoffwerte. "Die Konjunktursorgen sind nicht nur am Aktienmarkt, sondern auch deutlich am fallenden Ölpreis abzulesen", merkte Molnar dazu an. Analyst Carsten Fritsch von der Commerzbank (ETR:CBKG) verwies zudem auf das anstehende Treffen von Vertretern der US-Ölindustrie mit US-Präsident Biden. "Biden hatte die Raffinerien in der letzten Woche öffentlich scharf kritisiert und ihnen vorgeworfen, zu wenig Benzin zu produzieren und durch die rekordhohen Verarbeitungsmargen Gewinne auf Kosten der Autofahrer einzustreichen", so Fritsch. "Offenbar geht eine Reihe von Marktteilnehmern davon aus, dass sich die Ölindustrie gefügig zeigen und das Benzinangebot deutlich ausweiten wird."

Stahlwerte litten zudem unter kritischen Analystenstimmen. Unter Druck standen hier ArcelorMittal (AS:MT) mit 7,2 Prozent Abschlag. Die US-Bank JPMorgan (NYSE:JPM) hatte die Aktie von "Overweight" auf "Neutral" abgestuft und das Kursziel von 48 auf 32,50 Euro gesenkt. In der Stahlbranche sei Vorsicht angesagt, schrieb Analyst Luke Nelson. Preise und Profitabilität seien deutlich gesunken, die Lagerbestände in Europa und China hoch und die Wirtschaftsaussichten mau.

Jetzt die App holen
Werden Sie Teil der größten Finanz-Community der Welt
Downloaden

Verluste verzeichneten auch konjunkturabhängige Sektoren wie Auto und Chemie. Einen Kurseinbruch erlitten dabei Aktien des Materialtechnologie- und Recyclingkonzerns Umicore. Die Belgier hatten sich im Vorfeld ihres Kapitalmarkttages ambitionierte Ziele gesetzt und massive Investitionen angekündigt. Laut Jefferies-Experte Charlie Bentley liegen sie in den kommenden fünf Jahren um 40 Prozent über den Markterwartungen. Damit werde Fremdkapitalbedarf immer wahrscheinlicher.

Defensive Sektoren wie Telekommunikation, Nahrungsmittel und Pharma hielten sich dagegen besser. Orange (EPA:ORAN) verzeichnete sogar leichte Gewinne, nachdem Barclays (LON:BARC) die Einstufung der Aktie des Mobilfunkunternehmens von "Underweight" auf "Equal Weight" erhöht hatte. Auch Aktien des Nahrungsmittelkonzerns Nestle (SIX:NESN) erwiesen sich als Fels in der Brandung und kletterten um 1,4 Prozent, was den Sektor Lebensmittelhersteller leicht steigen ließ.

Der Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen birgt hohe Risiken. Sie können Ihren Kapitaleinsatz vollständig oder teilweise verlieren. Die Kurse von Kryptowährungen sind extrem volatil und können von externen Faktoren wie finanziellen, regulatorischen oder politischen Ereignissen beeinflusst werden. Der Handel auf Margin erhöht das finanzielle Risiko.
Stellen Sie unbedingt sicher, dass Sie die mit dem Handel der Finanzinstrumente und/oder Kryptowährungen verbundenen Risiken vollständig verstanden haben und lassen Sie sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten, bevor Sie den Handel aufnehmen.
Fusion Media möchte Sie daran erinnern, dass die auf dieser Internetseite enthaltenen Kurse/Daten nicht unbedingt in Realtime oder genau sind. Alle Daten und Kurse werden nicht notwendigerweise von Börsen, sondern von Market-Makern bereitgestellt, so dass die Kurse möglicherweise nicht genau sind und vom tatsächlichen Marktpreis abweichen können, was bedeutet, dass die Kurse indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sind. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für etwaige Handelsverluste, die Ihnen durch die Verwendung dieser Daten entstehen könnten.
Es ist verboten, die auf dieser Website enthaltenen Daten ohne die vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenanbieters zu verwenden, zu speichern, zu reproduzieren, anzuzeigen, zu ändern, zu übertragen oder zu verteilen. Alle Rechte am geistigen Eigentum sind den Anbietern und/oder der Börse vorbehalten, die auf dieser Website enthaltenen Daten bereitstellen.
Fusion Media kann von den Werbetreibenden, die sich auf der Website befinden, anhand Ihrer Interaktion mit den Werbeanzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.

Abmelden
Sind Sie sicher, dass Sie sich abmelden möchten?
NeinJa
AbbrechenJa
Veränderung wird gespeichert