Aktien: Dax stabilisiert sich, aber der Handelsstreit drückt die Börsenstimmung

Investing.com

Veröffentlicht am 09.10.2019 08:03

Aktualisiert 09.10.2019 08:15

Investing.com - Nach den schweren Verlusten vom Montag dürfte sich der DAX unterhalb der psychologisch bedeutenden Marke von 12.000 Punkten stabilisieren. Allerdings dürfte die Stimmung an den Weltbörsen nach den jüngsten Sticheleien zwischen den USA und China gedämpft bleiben.

Der Terminkontrakt des deutschen Leitindex (Dax-Future) wird gut eine 1 Stunde vor Handelsbeginn in Frankfurt 0,13 Prozent im Plus bei 11.990 Zählern gehandelt. Gestern schloss der Dax 1,05 Prozent tiefer auf 11.970,20 Punkten.

Für den Euro Stoxx 50-Future geht es um 0,23 Prozent nach oben. Der französische CAC 40-Future wird 0,15 Prozent höher gehandelt, der spanische IBEX 35-Future gewinnt 0,13 Prozent.

Die USA setzten am Montag einige chinesische Tech-Unternehmen aus dem Bereich Künstliche Intelligenz auf eine schwarze Liste. Der Auslöser für diesen überraschenden Schritt vor den mit Spannung erwarteten Handelsgesprächen zwischen den USA und China ist der Vorwurf, dass diese Unternehmen dabei helfen würden, die Uiguren und andere Minderheiten zu unterdrücken. Chinas Außenministerium hat umgehend mit Vergeltungsmaßnahmen gedroht. "China könnte damit jedoch bis nach den Handelsgesprächen warten", glaubt die Danske Bank (CSE:DANSKE).

Eine neue Eskalationsstufe in den Spannungen zwischen Peking und Washington wurde kurz vor US-Börsenschluss am Montag erreicht, als das US-Außenministerium mitteilte, es werde Visa-Beschränkungen für chinesische Regierungsvertreter erlassen, die in Verbindung mit der Unterdrückung muslimischer Minderheiten stünden.

Bloomberg News berichtete indes, dass das Weiße Haus das Engagement von staatlichen Pensionsfonds in chinesischen Aktien begrenzen will. Aktien von Alibaba (NYSE:BABA), Tencent (OTC:TCEHY), Baidu (NASDAQ:BIDU) (das BAT-Trio) und Jd.Com (NASDAQ:JD), die allesamt in den USA gelistet sind, waren gestern spürbar unter Druck geraten.

Ein Bericht der South China Morning Post, wonach die chinesische Delegation bereits am 11. Oktober aus Washington abreisen könnte, belastet zusätzlich den Risikoappetit.

Anleger fürchten nun, dass die jüngsten Entwicklungen die Chancen auf einen großen Durchbruch bei den Handelsgesprächen am Donnerstag verringern, da die Zeichen zwischen den beiden Wirtschaftsgiganten aktuell eher auf Eskalation als auf Beruhigung stehen. Zudem wird Liu He, Chinas Vize-Premier und Chefunterhändler, wie bei der letzten Verhandlungsrunde im Mai, nicht als Sonderbeauftragter des chinesischen Präsidenten Xi Jinping nach Washington reisen, was bedeutet, er hat keine besonderen Anweisungen erhalten.

Jetzt die App holen
Werden Sie Teil der größten Finanz-Community der Welt
Downloaden

"… ein Scheitern der Gespräche dürfte die Risikobereitschaft erneut belasten, da dann der US-Zollsatz auf chinesische Waren im Wert von 250 Milliarden Dollar am 15. Oktober (nächste Woche) von 25 auf 30 Prozent steigen werden", erklärte die Danske Bank.

"Die Handelsgespräche zwischen den USA und China sind das Highlight in dieser Woche", sagte Tom Essaye, Gründer des The Sevens Report, gegenüber CNBC. "Eine Art Waffenstillstand, die zu keinen neuen Zöllen führt, ist die Markterwartung. Wenn das nicht passiert, besteht das Risiko einer Enttäuschung für den Markt."

Passend dazu schreibt die SCMP, dass es sich bei der Verhandlungsrunde am Donnerstag vielleicht um die letzte echte Chance handelt, um den Handels- und Technologiekrieg zu beenden. "Andernfalls sollte die Welt mit den Vorbereitungen für ihren stärksten wirtschaftlichen Aufschwung seit der globalen Finanzkrise 2008 anfangen. Es besteht die reale Gefahr, dass Amerika in eine Rezession rutscht und dass die Weltwirtschaft eine breitere Entkopplung erlebt, die den Brunnen für die chinesisch-amerikanischen Beziehungen weit in die Zukunft vergiften wird", schreibt Kevin Rudd in einer Kolumne.

Ein weiterer Belastungsfaktor für den deutschen Aktienmarkt ist die gestiegene Wahrscheinlichkeit für einen harten Brexit. "Ein Game-Changer könnte ein Treffen zwischen dem irischen Premierminister Varadkar und dem britischen Regierungschef Johnson morgen oder am Freitag sein, aber man sollte die Hoffnungen nicht zu hoch schrauben", sagt Mikael Olai Milhøj von der Danske Bank. "Wir glauben immer noch, dass wir auf eine weitere Brexit-Verlängerung zusteuern, gefolgt von einer Neuwahl."

Unterstützung könnte dem Dax dagegen die Aussicht auf eine Neuauflage des Kaufprogramms der US-Notenbank Fed geben. Der Vorsitzende der Federal Reserve, Jerome Powell, sagte, die Zentralbank werde ihre Bilanz "bald" ausweiten. Grund dafür seien die Probleme am US-Geldmarkt. Powell machte auf seiner Rede in Denver aber deutlich, dass es sich dabei um keine quantitative Lockerung handle.

"Ich möchte betonen, dass das Anschwellen unserer Bilanz für das Reserve-Management keineswegs mit den großen Asset Purchase Programmen verwechselt werden sollte, die wir nach der Finanzkrise umgesetzt haben. Weder die jüngsten technischen Probleme noch die Käufe von Treasury-Bills, die wir zur Lösung dieser Probleme in Betracht ziehen, sollten den geldpolitischen Kurs wesentlich beeinflussen...."

Der Wirtschaftskalender in Europa ist leer. Jenseits des Atlantiks werden die vom US-Arbeitsministerium erhobenen offenen Stellenangebote (JOLTS) veröffentlicht. Danach folgen einige Reden von Fed-Mitgliedern wie Powell und George. Um 20.00 Uhr steht dann das FOMC-Sitzungsprotokoll auf der Agenda.

Gestern sagte Fed-Mitglied Evans noch, dass er offen für eine Zinssenkung der US-Notenbank sei.

Die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung der Fed im Oktober ist gestern auf 86 Prozent gestiegen, nachdem die Erzeugerpreise deutlich schwächer ausgefallen waren als gedacht. Das gibt der Fed mehr Spielraum für eine weitere Lockerung der Geldpolitik.

Von Robert Zach

Der Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen birgt hohe Risiken. Sie können Ihren Kapitaleinsatz vollständig oder teilweise verlieren. Die Kurse von Kryptowährungen sind extrem volatil und können von externen Faktoren wie finanziellen, regulatorischen oder politischen Ereignissen beeinflusst werden. Der Handel auf Margin erhöht das finanzielle Risiko.
Stellen Sie unbedingt sicher, dass Sie die mit dem Handel der Finanzinstrumente und/oder Kryptowährungen verbundenen Risiken vollständig verstanden haben und lassen Sie sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten, bevor Sie den Handel aufnehmen.
Fusion Media möchte Sie daran erinnern, dass die auf dieser Internetseite enthaltenen Kurse/Daten nicht unbedingt in Realtime oder genau sind. Alle Daten und Kurse werden nicht notwendigerweise von Börsen, sondern von Market-Makern bereitgestellt, so dass die Kurse möglicherweise nicht genau sind und vom tatsächlichen Marktpreis abweichen können, was bedeutet, dass die Kurse indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sind. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für etwaige Handelsverluste, die Ihnen durch die Verwendung dieser Daten entstehen könnten.
Es ist verboten, die auf dieser Website enthaltenen Daten ohne die vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenanbieters zu verwenden, zu speichern, zu reproduzieren, anzuzeigen, zu ändern, zu übertragen oder zu verteilen. Alle Rechte am geistigen Eigentum sind den Anbietern und/oder der Börse vorbehalten, die auf dieser Website enthaltenen Daten bereitstellen.
Fusion Media kann von den Werbetreibenden, die sich auf der Website befinden, anhand Ihrer Interaktion mit den Werbeanzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.

Abmelden
Sind Sie sicher, dass Sie sich abmelden möchten?
NeinJa
AbbrechenJa
Veränderung wird gespeichert