ABB will mit Milliarden-Verkauf und Umbau in Fahrt kommen

Reuters

Veröffentlicht am 17.12.2018 13:29

ABB will mit Milliarden-Verkauf und Umbau in Fahrt kommen

Zürich (Reuters) - Mit dem größten Bereichsverkauf in der Unternehmensgeschichte und einem erneuten Konzernumbau versucht ABB-Chef Ulrich Spiesshofer den Befreiungsschlag.

Für 9,1 Milliarden Dollar verkauft ABB (SIX:ABBN) den größten Teil der Stromnetzsparte an die japanische Hitachi. Das verbleibende Geschäft krempelt er um, er erhofft sich davon mehr Wachstum und Gewinn. Mit den Maßnahmen erfüllt ABB Forderungen des aktivistischen Investors Cevian, der sich kürzlich auch beim deutschen Industriekonzern ThyssenKrupp durchgesetzt hat.

"Wir anerkennen, dass nicht alles perfekt gelaufen ist", sagte Spiesshofer am Montag auf einer Pressekonferenz. Der frühere Unternehmensberater hatte dem Konzern mit einem milliardenschweren Sparprogramm und einer stärkeren Ausrichtung auf die Digitalisierung seinen Stempel aufgedrückt. Doch obwohl ABB Megatrends wie erneuerbare Energie, Elektromobilität oder dem zunehmenden Einsatz von Robotern bedient, hat das Wachstum bisher enttäuscht. Seit Amtsantritt im September 2013 hat die ABB-Aktie an Wert verloren und sich damit deutlich schlechter entwickelt als der europäische Industriesektor insgesamt und der deutsche Rivale Siemens (DE:SIEGn). Ein Insider sagte, die Aktionäre dürften Spiesshofer einen letzten Versuch gewähren, mit dem neuen Maßnahmenbündel das Steuer herumzureissen.

AKTIENRÜCKKAUF GEPLANT

Der Verkauf eines Anteils von 80,1 Prozent an Power Grids bringt ABB nach Kosten und Steuern netto 7,6 bis 7,8 Milliarden Dollar Nettoerlös ein. Tatsächlich in der Kasse hat der Konzern das Geld aber erst, wenn die Transaktion in der ersten Jahreshälfte 2020 vollzogen ist. Diesen Erlös will ABB über Aktienrückkäufe oder ähnliche Transaktionen an die Eigner ausschütten. "Unsere Aktionäre haben während des Umbaus Durchhaltevermögen gezeigt", erklärte Spiesshofer. "Jetzt wollen wir sie für ihre Geduld belohnen." ABB habe eine Option, später auch noch die restlichen Anteile an der Stromnetzsparte zu verkaufen.

Für Hitachi ist die ABB-Stromnetz-Sparte der größte Deal in der Unternehmensgeschichte. Der japanische Konzern, der in den vergangenen Jahren mit der Restrukturierung von Bereichen wie dem TV-Geschäft massive Verluste eingefahren hatte, erfüllt damit sein Versprechen, das Energie-Geschäft zu stärken. Power Grids kam 2017 mit rund 36.000 Mitarbeitern auf einen Umsatz von 10,4 Milliarden Dollar, ein Viertel des ganzen Konzerns. Bei der Profitabilität hinkt das Geschäft den anderen Sparten aber hinterher. Zu den wichtigsten Wettbewerbern gehören Siemens, General Electric (NYSE:GE) und Mitsubishi (T:7211) Electric.

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