Koalitionskrise nutzt der Opposition - AfD auf Platz Zwei

Reuters

Veröffentlicht am 21.09.2018 12:47

Koalitionskrise nutzt der Opposition - AfD auf Platz Zwei

Berlin (Reuters) - Inmitten der Koalitionskrise um Verfassungsschutz-Präsident Hans-Georg Maaßen sacken Union und SPD in einer Wahlumfrage weiter ab.

Dagegen zieht die AfD im ARD-Deutschlandtrend vom Freitag mit 18 Prozent erstmals an der SPD vorbei auf Platz Zwei. Spitzenpolitiker von SPD und CDU mahnten eine Rückkehr zur Sachpolitik an. "Aus dieser Woche gehen die Demokraten als Verlierer heraus", sagte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD). CDU-Vize Armin Laschet mahnte, es dürfe "nicht alle paar Wochen Regierungskrise mit der Gefahr von Neuwahlen" geben. In der SPD steht Parteichefin Andrea Nahles unter wachsendem Druck, die Koalition notfalls zu beenden.

Im ARD-Deutschlandtrend verloren Union und SPD je einen Punkt. CDU und CSU fielen laut Infratest dimap mit 28 Prozent auf ihren schlechtesten Wert überhaupt seit Einführung der Umfrage vor über 20 Jahren. Die SPD kam auf 17 Prozent. Die AfD legte um zwei Prozentpunkte zu, Grüne (15 Prozent) und FDP (9 Prozent) gewannen einen Punkt. Die Linke blieb bei zehn Prozent.

Massiv an Zustimmung verlor auch Bundesinnenminister Horst Seehofer, den die SPD für die Entscheidung kritisiert, den umstrittenen Verfassungsschutz-Präsidenten Maaßen zum Staatssekretär in seinem Ministerium zu befördern. Den CSU-Politiker halten nur noch 28 Prozent für eine gute Besetzung als Innenminister - elf Prozentpunkte weniger als im April.

SPD STEHT VOR HEIKLER PARTEISITZUNG

Mehrere SPD-Minister warben für ein Ende des Streits über Maaßen, der in der SPD zu Forderungen nach einem Ausstieg aus der Koalition geführt hat. Nahles, Vizekanzler Olaf Scholz und ein Großteil der Führungsriege wollen jedoch am Regierungsbündnis festhalten. "Wichtig ist, dass jetzt die Sacharbeit der Koalition wieder in den Mittelpunkt rückt", sagte Scholz zu "Bild". Die saarländische SPD-Chefin Anke Rehlinger sagte, es sei "letztlich der Schwäche auch der Kanzlerin geschuldet", dass die Koalition in diese Lage geraten sei.

Auslöser der Streits ist die Entscheidung der drei Parteivorsitzenden Angela Merkel (CDU), Seehofer (CSU) und Nahles (SPD), Verfassungsschutz-Präsident Maaßen auf Druck der SPD zwar abzulösen, ihn gleichzeitig aber auf Druck von Seehofer zum Staatssekretär im Innenministerium zu befördern. Nahles sieht sich nun mit Forderungen konfrontiert, diese Vereinbarung rückgängig zu machen. "Die SPD-Spitze sollte diese Personalie verhindern", sagte Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius, der auch dem SPD-Parteivorstand angehört, dem "Spiegel". Zugleich sprach Pistorius aber Nahles sein Vertrauen aus. "Ich habe da volles Vertrauen in Andrea Nahles, da die richtigen Wege zu gehen", sagte er vor einer Bundesratssitzung.

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