Maaßen-Entscheidung bringt Koalitionsspitze in Erklärungsnot

Reuters

Veröffentlicht am 20.09.2018 11:05

Maaßen-Entscheidung bringt Koalitionsspitze in Erklärungsnot

Berlin (Reuters) - Führende Koalitionspolitiker haben die umstrittene Beförderung von Verfassungsschutz-Präsident Hans-Georg Maaßen als letzte Alternative zu einem Bruch des Regierungsbündnisses verteidigt.

SPD-Chefin Andrea Nahles sagte am Mittwochabend im ZDF, sie sei nicht bereit, wegen der Personalie eine Regierung zu stürzen. Sie halte die Entscheidung von Innenminister Horst Seehofer, Maaßen zum Staatssekretär zu berufen, gleichwohl für "schwer erträglich" und für falsch. CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer schrieb an die CDU-Mitglieder, es habe "die Gefahr eines Auseinanderbrechens der Regierung konkret im Raum" gestanden, "mit allen dahinterstehenden Konsequenzen bis hin zu Neuwahlen".

Nahles steht in ihrer eigenen Partei in der Kritik, da sie die Rochade beim Treffen mit den Vorsitzenden von CDU und CSU mitgetragen hatte. Sie verwies darauf, dass die SPD ihr Ziel erreicht habe, dass Maaßen an der Spitze des Verfassungsschutzes abgelöst werde. Dieser habe durch seine Einlassungen zu den Vorfällen in Chemnitz "Vertrauen verspielt". Seehofer habe sich aber für Maaßen in die Bresche geworfen und betont, er brauche ihn. Es sei geübte Regel, dass ein Ressortminister sich seine beamteten Staatssekretäre selbst aussuche.

"Es ist natürlich die souveräne Entscheidung von Herrn Seehofer und wenn das nicht passt, dann hätte Frau Merkel auch an dieser Stelle ein Veto einlegen können, hat sie auch nicht gemacht", fügte Nahles hinzu. Sie selbst verstehe die Empörung und die Verärgerung darüber. In der Abwägung sei es Maaßen aber nicht wert, "dass wir nicht mehr handlungsfähig sind, Neuwahlen ausrufen müssen, bei allen Schmerzen, die einem das macht".

Kritik war von Parteilinken und bekennenden Gegnern der großen Koalition gekommen. Die bayerische SPD-Vorsitzende Natascha Kohnen fordert in einem Brief an Nahles, dass die SPD-Minister im Kabinett wie auch die Fraktion der Beförderung von Maaßen nicht zustimmen.