Gericht ordnet Fahrverbote in Köln und Bonn an

Reuters

Veröffentlicht am 08.11.2018 16:23

Gericht ordnet Fahrverbote in Köln und Bonn an

Köln (Reuters) - Erstmals sollen flächendeckende Fahrverbote für ältere Diesel-Fahrzeuge eine Millionenstadt in Deutschland treffen.

Auf Köln kommt wegen zu starker Luftverschmutzung nach einem Urteil des örtlichen Verwaltungsgerichts ein Diesel-Bann fast im gesamten Stadtgebiet zu. Dieses solle ab April nächsten Jahres in der Innenstadt und weit darüber hinaus gelten, urteilte das Gericht am Donnerstag. Ab September 2019 müsse das Verbot auch modernere Dieselfahrzeuge mit Euro-5-Motoren erfassen. Die Nachbarstadt Bonn soll glimpflicher davonkommen, hier sind nur zwei Hauptverkehrsadern betroffen. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hatte die Urteile mit Klagen gegen das Land Nordrhein-Westfalen erwirkt. Ihr Chef Jürgen Resch rief Ministerpräsident Armin Laschet auf, keine Berufung gegen die Urteile einzulegen, sondern für sauberere Luft zu sorgen.

Die Umwelthilfe führt derzeit Verfahren in rund 30 Städten. Durch die Klagewelle, mit der die Umweltlobby die Einhaltung der seit 2010 geltenden Grenzwerte für gesundheitsschädliches Stickoxid durchsetzen will, könnte es unter anderem in Aachen, Berlin, Frankfurt, Stuttgart, Düsseldorf und Mainz Diesel-Fahrverbote geben. Zu Essen und Gelsenkirchen in Nordrhein-Westfalen oder zu Wiesbaden und Darmstadt in Hessen stehen noch Verhandlungen an. NRW-Ministerpräsident Laschet hatte erklärt, er halte Fahrverbote für unverhältnismäßig und damit letztlich auch für rechtswidrig.

Der DUH zufolge leidet Köln stärker als andere Städte unter Dieselabgasen. Im vergangenen Jahr hätten in der Domstadt acht der elf offiziellen Messstationen Stickoxid-Werte oberhalb des erlaubten Jahresmittelgrenzwerts festgestellt. Auch in Bonn wiesen beide offiziellen Messstationen Werte oberhalb des NO2-Grenzwerts auf. Richter Michael Huschens sagte, die Grenzwerte würden schon lange verfehlt: "Das Kind liegt seit fast neun Jahren im Brunnen." Der Schutz der Gesundheit der Bevölkerung sei ein hohes Gut, unterstrich er.