Druck auf Seehofer und NRW-Regierung im Fall Sami A. wächst

Reuters

Veröffentlicht am 16.08.2018 15:02

Druck auf Seehofer und NRW-Regierung im Fall Sami A. wächst

Berlin (Reuters) - Im Fall des abgeschobenen Islamisten Sami A. steigt nach dem Beschluss des Oberverwaltungsgerichts Münster der Druck auf Bundesinnenminister Horst Seehofer und die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen.

Seehofer habe bis heute nicht die vom Verwaltungsgericht Gelsenkirchen geforderte Verbalnote beigebracht, in der von tunesischer Seite Folter ausgeschlossen werde und mit der es jetzt eine ganz andere rechtliche Situation gäbe, sagte FDP-Vize Wolfgang Kubicki am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. Der nordrhein-westfälische SPD-Fraktionschef Thomas Kutschaty warf NRW-Integrationsminister Joachim Stamp (FDP) im Deutschlandfunk vor, er habe versucht, das Gericht zu täuschen. Dies sei "ein großer Vertrauensbruch in unseren Rechtsstaat".

Das Oberverwaltungsgericht (OVG) in Münster hatte entschieden, dass der mutmaßliche Ex-Leibwächter von Osama bin Laden nach Deutschland zurückgeholt werden muss. Das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen habe die Stadt Bochum zurecht dazu verpflichtet. Sami A. war am 13. Juli von Düsseldorf aus in sein Heimatland Tunesien abgeschoben worden, obwohl das Verwaltungsgericht dies wegen der möglichen Gefahr von Folter untersagt hatte. Der Beschluss war den Behörden aber erst zugegangen, als A. sich schon auf dem Flug in das nordafrikanische Land befand. Das OVG stufte die Abschiebung als "offensichtlich rechtswidrig" ein und kritisierte, dass diese an jenem 13. Juli nicht abgebrochen worden sei. Zugleich monierte es, dass die Behörden über den genauen Abschiebetermin im Unklaren gelassen worden seien.

Der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Fraktion, Marco Buschmann, nannte es extrem ärgerlich, dass die diplomatische Note zum Ausschluss von Folter nicht beschafft worden sei. Außenminister Heiko Maas und Seehofer müssten hier endlich handeln, sagte er Reuters. "Es ist ein starkes Versagen von Horst Seehofer", sagte auch Kubicki. Der CSU-Politiker sei schnell mit "starken Sprüchen" unterwegs, wenn es jedoch um die Umsetzung gehe, befinde er sich auf der "Versagerstraße".