Eine Partei will mehr - FDP plant für die Zukunft

Reuters

Veröffentlicht am 24.09.2018 08:03

Eine Partei will mehr - FDP plant für die Zukunft

- von Thorsten Severin

Berlin (Reuters) - Zehn Monate nach dem Ausstieg aus den "Jamaika"-Verhandlungen muss die FDP noch immer die Entscheidung aus jener Novembernacht rechtfertigen.

Auf die Frage, ob Regieren nicht so schön sein könnte, betont Parteichef Christian Lindner beharrlich, dass sich seine Partei für den harten aber richtigen Weg entschieden habe. Die vor einem Jahr in den Bundestag zurückgekehrte FDP scheint in diesem Punkt mit sich im Reinen. Doch die internen Planungen gehen längst über die Oppositionsrolle hinaus: Das Ziel ist die Rückkehr in die Regierungsverantwortung im Bund - 2021 oder früher. Die Arbeiten daran wollen die Liberalen angesichts des Dauerstreits in der großen Koalition nun intensivieren.

Nach ihrer Rückkehr ins Parlament mit 10,7 Prozent bei der Bundestagswahl am 24. September 2017 war die FDP zunächst damit beschäftigt, ihre Arbeitsfähigkeit herzustellen. Drei Viertel der Abgeordneten hatten keine parlamentarische Erfahrung, zunächst stand der Partei auch keinerlei Ausstattung zur Verfügung. Inzwischen hat die Fraktion elf Gesetzentwürfe eingebracht, von der Stärkung der Bürgerrechte bis hin zur Abschaffung des Soli. Zudem versucht sie durch eine Vielzahl von Initiativen die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, etwa beim Thema Digitalisierung. "Es gibt einen ordentlichen Output", sagt der Parlamentarische Geschäftsführer Marco Buschmann nicht ohne Stolz. Und Fraktionsvize Michael Theurer merkt an: "Wir haben keinen Phantomschmerz, was Jamaika angeht." Gerade durch den Streit in der Regierung in den vergangenen Tagen fühle sich die FDP in ihrer Entscheidung gegen ein "Jamaika"-Bündnis bestätigt. "Jamaika" wäre "kein Sehnsuchtsort" gewesen, sondern eine "instabile Konstellation", sagte auch Lindner kürzlich.

Er stellte allerdings auch fest, dass die FDP keine Anerkennung für ihre "inhaltliche Konsequenz" erhalten habe. In Umfragen kommt die Partei derzeit auf sieben bis neun Prozent. Damit liegt sie anders als Grüne und AfD unter ihrem Bundestagswahlergebnis. Auf der anderen Seite hält sie sich auf einem relativ stabilen Niveau. Offenbar können die Liberalen anders als in früheren Zeiten auf eine feste Wählerschaft bauen, die auch bei Gegenwind treu bleibt. Doch die FDP will mehr. "Wir wollen uns nicht in der Opposition einrichten", heißt es aus der Parteiführung. "Unser Anspruch ist es, Politik zu gestalten."

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