Cyber-Behörde gerät nach Datenklau in Kritik

Reuters

Veröffentlicht am 07.01.2019 06:52

Cyber-Behörde gerät nach Datenklau in Kritik

Berlin (Reuters) - Nach der tagelang unbemerkten Veröffentlichung personenbezogener Daten von Hunderten Politikern und Prominenten im Internet steht die für IT-Sicherheit zuständige Behörde in der Kritik.

Erst in der zurückliegenden Woche habe das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) von dem Datenklau erfahren, stellte die Behörde am Wochenende klar. Nach ersten Hinweisen Anfang Dezember 2018 seien alle Beteiligten noch von einem Einzelfall ausgegangen. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) kündigte für Montag ein Treffen mit BSI-Präsident Arne Schönbohm und BKA-Präsident Holger Münch an. Politiker von SPD, Grünen und FDP stellten infrage, ob die Behörde rasch genug reagiert habe.

Es müsse schnell und genau aufgeklärt werden, "welche Behörde wann was gewusst hat und wie darauf reagiert wurde", forderte SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil. "Für Horst Seehofer sollte das Priorität haben. Es geht um den Schutz unserer Demokratie", sagte er der Funke-Mediengruppe. FDP-Chef Christian Lindner forderte beim Dreikönigstreffen seiner Partei in Stuttgart, der Schutz vor privaten oder staatlichen Hackern müsse "eine der Prioritäten der Innenpolitik" werden.

Das BSI gehört zum Geschäftsbereich des Innenministers, der nach eigenen Angaben am vergangenen Freitagmorgen von dem Datenklau erfuhr. "Vorher: Null", sagte Seehofer der "Süddeutschen Zeitung". Seither habe es eine ganze Serie von ihm angestoßener Gespräche zur Aufklärung des Falles gegeben. Am Montag werde er sich mit den Präsidenten des BSI und des Bundeskriminalamtes zusammensetzen. Er wolle die Öffentlichkeit spätestens Mitte der Woche ausführlich informieren. Sein Parlamentarischer Staatssekretär Stephan Mayer (CSU) kündigte beim Redaktionsnetzwerk Deutschland für Donnerstag eine Sondersitzung des Innenausschusses des Bundestages an.

BSI: ÜBERWIEGEND ANGRIFFE AUF PRIVATE ACCOUNTS

Am Freitag war bekanntgeworden, dass personenbezogene Daten wie Mobilfunknummern und E-Mail-Adressen deutscher Politiker und anderer Prominenter im Internet verbreitet worden waren. Von einem Twitter-Account wurden seit Anfang Dezember zunächst personenbezogene Daten Prominenter veröffentlicht. Am 20. Dezember wurden über den Account dann Namen und Handynummern von FDP-Politikern verbreitet. In den Tagen bis Heiligabend folgten Daten Hunderter Politiker der Linken, Grünen, SPD und Union. Von den Bundestagsparteien war nur die AfD nicht betroffen. Erst am 3. Januar gingen die Daten an eine breitere Öffentlichkeit, als sie nach Medienberichten über den gehackten Twitter-Account eines prominenten Youtubers mit über zwei Millionen Anhängern erneut verschickt wurden.

Jetzt die App holen
Werden Sie Teil der größten Finanz-Community der Welt
Downloaden

Bislang ist nicht bekannt, ob die Daten durch das Eindringen in Computernetzwerke erlangt oder ob sie widerrechtlich weitergeleitet wurden. Seehofer hatte erklärt, es deute vieles darauf hin, "dass Daten durch die missbräuchliche Nutzung von Zugangsdaten zu Clouddiensten, zu E-Mail-Accounts oder zu sozialen Netzwerken erlangt wurden". Die Ermittlungen führt eine Sondereinheit der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt, die Zentralstelle zur Bekämpfung der Computer- und Internetkriminalität. "Wir arbeiten mit Hochdruck an den Ermittlungen", sagte ein Sprecher. Die Untersuchungen liefen gemeinsam mit dem BKA.