CSU vertagt Führungsdebatte nach Wahlniederlage

Reuters

Veröffentlicht am 15.10.2018 10:51

CSU vertagt Führungsdebatte nach Wahlniederlage

- von Jörn Poltz

München (Reuters) - Traditionell kennt die CSU keine Gnade mit ihren Anführern, wenn diese vom Erfolg verlassen werden.

Nachdem der wie ein Heiliger verehrte Parteichef und bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß 1988 im Amt starb, drängte die CSU alle Nachfolger vorzeitig aus dem Amt. Allein nach verlorenen Wahlen traten Theo Waigel und Erwin Huber als CSU-Chefs sowie Günther Beckstein und Horst Seehofer als Regierungschefs zurück. Doch ausgerechnet nach dem historischen Absturz bei der bayerischen Landtagswahl am Sonntag will die CSU diese Tradition vorerst nicht fortsetzen. Stabilität sei das Gebot der Stunde, hieß es in den rivalisierenden Lagern der CSU einhellig.

Noch im Wahlkampf hatten CSU-Spitzenkandidat und Ministerpräsident Markus Söder und Parteichef und Bundesinnenminister Horst Seehofer sich gegenseitig die Schuld für die schwachen Umfragewerte gegeben. Söder, der seit März im Amt ist, hatte Seehofer nach langem Machtkampf und dem schwachen Abschneiden der CSU bei der Bundestagswahl aus der Landesregierung gedrängt.

Zuletzt war an der Basis der Unmut über Seehofer gewachsen, da er den Koalitionsstreit im Bund über Zurückweisungen an der Grenze und über den bisherigen Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen unnötig eskaliert habe. Söder seinerseits konnte bei der Landtagswahl von einem Bonus als Amtsinhaber nicht profitieren: Die CSU stürzte von 47,7 Prozent vor fünf Jahren Hochrechnungen zufolge auf rund 37 Prozent ab. Dennoch wollten weder die beiden Rivalen noch ihre Getreuen etwas von Schuldzuweisungen und Personaldebatten wissen.

Söder erhob am Wahlabend im Landtag unter dem Applaus seiner Anhänger den Anspruch, die neue Regierung anzuführen. "Es ist der Auftrag an die CSU ergangen, eine stabile Regierung in Bayern zu bilden", sagte der 50-Jährige. Er macht deutlich, dass er die Freien Wähler als Koalitionspartner bevorzugt, möglicherweise mit der FDP als drittem Partner. Er strebe eine bürgerliche Regierung an, sagte Söder.