Verfassungsschutz will Grundgesetz-Treue der AfD prüfen

Reuters

Veröffentlicht am 15.01.2019 16:49

Verfassungsschutz will Grundgesetz-Treue der AfD prüfen

Berlin (Reuters) - Der Bundesverfassungsschutz stuft die AfD als Prüffall ein und sieht die Partei damit an der Vorstufe zum Extremismus.

Zwar gebe es bei einzelnen AfD-Funktionären Anhaltspunkte für extremistische Bestrebungen, erklärte der neue Verfassungsschutz-Chef Thomas Haldenwang am Dienstag in Berlin. In den Schriften der Partei sei dies aber nicht nachzuweisen. Zudem umfasse die AfD viele Strömungen, und Parteien genössen den besonderen Schutz des Grundgesetzes. Die AfD-Fraktionsvorsitzenden Alexander Gauland und Alice Weidel kündigten juristische Schritte gegen die Entscheidung an. Andere Parteien und Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) begrüßten das Vorgehen des Inlandsgeheimdienstes.

Der Verfassungsschutz (VS), dessen Aufgabe der Schutz der freiheitlich-demokratischen Grundordnung in Deutschland ist, kündigte ein differenziertes Vorgehen gegen die AfD an. Während die Partei als Ganze zum Prüffall erklärt wurde, werden künftig die Nachwuchsorganisation "Junge Alternative" (JA) und die Sammlungsbewegung "Der Flügel" um den Thüringer AfD-Chef Björn Höcke als Verdachtsfälle geführt. Bei Prüffällen darf nur öffentlich zugängliches Material ausgewertet werden. Bei Verdachtsfällen können nachrichtendienstliche Mittel wie Observationen eingesetzt werden.

AFD KÜNDIGT JURISTISCHE SCHRITTE AN

"Wir halten beide diese Entscheidung für falsch", sagte Gauland bei einer gemeinsamen Stellungnahme mit Weidel. Man werde juristisch dagegen vorgehen. Er sei zusammen mit Weidel der Meinung, dass "ein gewisser politischer Druck" zur Entscheidung der Behörde geführt habe. Weidel sagte, mit dem ehemaligen Chef des Verfassungsschutzes, Hans-Georg Maaßen, wäre eine derartige Entscheidung der Behörde nicht möglich gewesen. "Darum musste er gehen."