Trotz Brexit-Angst: BNP Paribas erwartet Pfund-Erholung zum Jahresende

Investing.com

Veröffentlicht am 15.09.2020 11:15

Aktualisiert 15.09.2020 11:25

Investing.com - Die Angst vor einem ungeordneten Brexit hat das britische Pfund in den letzten Wochen schwer belastet. Vom Zwischenhoch Anfang September verlor das GBP im Verhältnis zum USD mehr als 715 Pips oder 5,30 Prozent. Nun meldet sich die französische Großbank BNP Paribas (DE:BNPP) zu Wort und meint, dass das Pfund Sterling seine Verluste zum Jahresende wieder aufholen könnte. Kurzfristig sei aber mit weiteren Pullbacks im Zuge der Brexit-Unsicherheit zu rechnen, so die Experten.

Nach Ansicht der Pariser Großbank dürfte das Pfund davon profitieren, dass sich die EU und Großbritannien vor Ende des Jahres auf ein "kleines" Handelsabkommen einigen, das den Grundstein für eine Rallye beim Pfund Sterling legen kann. Schließlich sei das Interesse beider Seiten für eine Einigung nach wie vor groß.

"Wir glauben nicht, dass die jüngsten Entwicklungen dazu führen, dass jetzt keine Einigung mehr möglich ist", sagte Paul Hollingsworth, Chefvolkswirt bei BNP Paribas in London.

Die Beziehungen zwischen der EU und Großbritannien haben sich im Laufe der vergangenen Woche deutlich eingetrübt, nachdem Premierminister Boris Johnson mit einem neuen Binnenhandelsgesetz ungehinderten Handel im gesamten Königreich ermöglichen will und das, obwohl dies gegen internationales Recht verstößt und Teilen des mit der EU vereinbarten Brexit-Deals widerspricht. Die Tragweite des Gesetzentwurfs darf nicht unterschätzt werden, denn er würde dazu führen, dass Großbritannien gegen internationale Verträge verstößt, die Beziehungen zur EU "vergiftet" und die Chancen auf eine Einigung schwinden.

"Es kann natürlich auch sein, dass Großbritannien die Chancen auf einen Deal als gering einschätzt - und deshalb gibt es bei diesem riskanten Manöver nicht viel zu verlieren", meinte Hollingsworth.

Angesichts der wachsenden Spannungen zwischen der EU und Großbritannien brach das britische Pfund letzte Woche gegenüber etlichen Währungen ein: zum Euro fiel es 3,74 Prozent, zum US-Dollar 3,63 Prozent, zum australischen Dollar 3,54 Prozent und zum neuseeländischen Dollar 3,04 Prozent.

h2 Am Ende kommt es doch zu einem Brexit-Deal/h2

Nichtsdestotrotz besteht nach Ansicht der BNP Paribas nach wie vor die große Wahrscheinlichkeit, dass es am Ende doch noch zu einer Einigung zwischen der EU und Großbritannien kommt.

"Erstens gab es bereits in der Vergangenheit Situationen, in denen es fraglich erschien, ob eine Einigung erzielt werden kann, doch schließlich wurde eine solche erreicht", so Hollingsworth.

Die EU hat Großbritannien letzte Woche bis Ende September Zeit gegeben, um die strittigen Elemente des Binnenmarktgesetzes fallen zu lassen, oder man werde Großbritannien sanktionieren. Die Art der Sanktionen muss noch geklärt werden.

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Mittlerweile hat der Gesetzesentwurf die erste Hürde genommen. Gestern Abend hat sich eine Mehrheit der Abgeordneten im Unterhaus für das umstrittene neue Binnenmarktgesetz des britischen Premierministers ausgesprochen.

Trotz steigender Spannungen treffen sich die Verhandlungsteams der EU und Großbritanniens unterdessen diese Woche in Brüssel, um weiter an einer Lösung zu arbeiten.

"Es besteht sowohl politischer als auch wirtschaftlicher Druck, eine Einigung zu erzielen", argumentiere Hollingsworth. "Die EU hat bereits ihre Bereitschaft signalisiert, in Schlüsselfragen wie dem Fischfang und den staatlichen Beihilfen einen gewissen Spielraum einzuräumen, der letztlich als ein bedeutender 'Sieg' für die britischen Unterhändler gewertet werden könnte".

BNP Paribas geht nach wie vor davon aus, dass Großbritannien bis Ende dieses Jahres ein "kleines" Freihandelsabkommen mit der EU abschließen werde.

h2 Kurzfristig könnte der Gegenwind für das britische Pfund jedoch anhalten/h2

Eine Pfund-Rallye zum Jahresende bedeutet jedoch nicht, dass es kurzfristig nicht weiter fallen kann. "Davon abgesehen haben die Risiken in dieser Woche unseres Erachtens zugenommen, und wir sind nun skeptisch im Hinblick auf das Endresultat der Verhandlungen - unserer Ansicht nach ist jetzt ein No-Deal so wahrscheinlich wie ein Deal. Für Investoren ist jedoch entscheidend, dass sich der Newsflow unserer Meinung nach in naher Zukunft eher verschlechtern als verbessern wird, so dass die wahrgenommene Wahrscheinlichkeit eines "No-Deal-Exits" zunehmen könnte", so Hollingsworth.

Zudem bestünde noch ausreichend Spielraum für den Aufbau neuer GBP-Shortpositionen, fügte Parisha Saimbi, G10 FX-Stratege bei BNP Paribas in London hinzu. Vor diesem Hintergrund ging Saimbi letzte Woche im Strategie-Portfolio der BNP Paribas einen neuen Trade ein, der von weiteren Verlusten im Pfund gegenüber dem Euro profitiert. Kurzfristig sehen die Experten den EUR/GBP bei 0,93.

"Sollte es schließlich zu einem Deal kommen, erwarten wir einen Anstieg des GBP in Richtung seines mittelfristigen fairen Wertes, da die Unsicherheit abnimmt und eine Grundlage bildet, auf der eine umfassendere Zusammenarbeit aufgebaut werden könnte", sagte Saimbi.

BNP Paribas erwartet im Basisszenario, dass ein Brexit-Deal zustande kommt und der GBP/EUR bis Ende 2020 auf 1,15 klettert. Im GBP/USD sieht die Großbank einen Anstieg auf 1,41 Dollar, begünstigt durch eine breit angelegte Dollar-Schwäche.

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