Ist es jetzt an der Zeit, den US-Dollar zu verkaufen und den Euro zu kaufen?

Investing.com

Veröffentlicht am 03.03.2020 11:25

Von Robert Zach

Viele Anleger hatten den Euro bereits abgeschrieben. Doch zur Überraschung vieler kritischer Beobachter hat der Eurokurs seit der Coronavirus-Panik Mitte Februar kräftig zugelegt. Um 3,0 Prozent ging es für die Gemeinschaftswährung zum US-Dollar nach oben, wodurch der Jahresverlust auf weniger als 1 Prozent zusammenschmolz. Die Deutsche Bank sieht nun sogar noch Luft nach oben für den schon totgesagten Euro. Ein Grund dafür sei die Umkehrung der negativen Carry-Dynamik.

"Wir sind bärisch gegenüber dem Dollar und glauben, dass der EUR/USD bis Jahresende auf 1,20 Dollar steigen wird", heißt es im aktuellen Devisenbericht der Deutschen Bank (DE:DBKGn). Den USD/JPY sehen sie sogar auf 110 fallen.

Die realisierte Volatilität sei für den Euro von großer Bedeutung, schreiben die Analysten. "Ein exogener globaler Schock war erforderlich, um die realisierte Volatilität zu erhöhen. Wir glauben, dass das Coronavirus ein derartiges Ereignis ist und dass wir das Tief der realisierten Volatilität im Devisenhandel gesehen haben", fügten sie hinzu.

Dies könnte einen "Squeeze" bei Euro-Finanzierungen auslösen, schließlich war eines der wichtigsten Argumente der Euro-Abwertung in den letzten Monaten, dass die niedrigen Euro-Zinssätze zu einer kontinuierlichen Abwertung der Gemeinschaftswährung führen würde.n Bei einer Finanzierungswährung wie dem Euro, nimmt man Kredite in Euro auf und verkauft anschließend seine Euros wieder, um seine Investitionen zu finanzieren. Das belastet in der Regel den Wechselkurs.

Aus Sicht der Deutschen Bank gibt es aber noch vier weitere Gründe für eine Wiederbelebung der Einheitswährung sowie einer Abwertung des US-Dollars.

Die Dollar-Stärke in den letzten Monaten war ein Resultat aus der Erwartung der Anleger, dass die USA deutlich höhere Zinsen über einen längeren Zeitraum bieten werden als dass dies in anderen Volkswirtschaft der Fall ist.

Standen die Renditen der zehnjährigen US-Staatsanleihe zu Jahresbeginn noch bei knapp 2 Prozent, rentieren sie nun nur noch knapp über 1 Prozent. "Die US-Renditen waren "zu" hoch. Aber das ändert sich jetzt", so die Deutsche Bank, die in den nächsten zwei Monaten Zinssenkungen von mindestens 50 Basispunkten durch die Federal Reserve erwartet. Gegen Ende des Jahres könnte der Leitzins sogar noch einmal um insgesamt 50 Basispunkte abgesenkt werden. Damit würde die Zehnjahresrendite aus den USA bei 80 Basispunkten stehen. "Andere Zentralbanken können dem einfach nicht folgen (weil sie nicht mehr so viel Spielraum auf der Zins-Unterseite besitzen), und ein solcher Schritt wird zu einer deutlichen Verengung der US-Zinsspanne führen", erklärte die Deutsche Bank.

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Der Rendite-Spread zwischen deutschen und US-amerikanischen Staatsanleihen liegt aktuell bei 175,5 Basispunkten. Zu Beginn des Jahres lag er noch bei 210 Basispunkten. Mit 164 Basispunkten hat sich der Spread im gestrigen Handel so stark zusammengezogen wie seit November 2016 nicht mehr. Damit liegt der Spread unter dem für die Deutsche Bank bedeutungsvollen 200-Basispunkte-Niveau. Erst dann gewinne er an Relevanz, heißt es in dem Bericht.

"Nicht nur wird sich der Kauf von US-Wertpapieren durch ausländische Investoren verlangsamen", glauben die Analysten. "Die Sicherungskosten des Dollar-Exposure werden weitaus günstiger werden: Bis zum Ende des Jahres werden die Kosten für dreimonatige Devisensicherung auf das Währungspaar EUR/USD unserer Meinung nach fast ein Drittel der Kosten betragen, die im Januar 2019 noch anfielen".

Durch einen Rückgang des Renditevorsprungs gegenüber dem Euro, verlieren US-Dollar-Anlagen an Attraktivität für Anleger. Mit einem engeren Spread könnten sich wieder mehr Investoren für eine Anlage innerhalb des Euroraums entscheiden. Das könnte auch den Euro gegenüber dem US-Dollar begünstigen.

Mit einem Rückgang der Kosten für die Devisensicherung könnte sich das Angebots- und Nachfrageverhältnis zudem zugunsten des Euros verschieben.

Auch die US-Wahlen könnten den Dollar schädigen, wie die Deutsche Bank feststellte. "Unsere Ökonomen haben festgestellt, dass diese Unsicherheit historisch gesehen einen erkennbaren (negativen) Einfluss auf die US-Daten hat, was bereits von Markit in der PMI-Veröffentlichung von letzter Woche erwähnt wurde".

Zudem kommen die wachsenden politischen Risiken in den USA zu einer Zeit, in der die Daten aus den USA und Europa positiv für den US-Dollar seien, was Abwärtspotenzial mit Blick auf die Präsidentschaftswahlen berge.

Ein weiterer Grund für einen möglichen Euro-Turnaround ist die extreme Shortposition auf den Euro. "Der Markt ist Short auf den Euro", so die Deutsche Bank. Laut dem aktuellen CFTC-Bericht sind die Investoren in der Summe so short wie noch nie für die Gemeinschaftswährung.

"Eine Aufwertung des EUR/USD erfordert nicht zwingend den Kauf von europäischen Vermögenswerten, sondern lediglich die Auflösung von strukturellen Shorts. Eine vollständige Auflösung der EUR/USD-Shorts käme einer Bewegung in Richtung 1,17 gleich", schrieb die Deutsche Bank.

Schlussendlich, so makaber es auch klingen mag, stellt das Coronavirus auch eine Chance für Europa dar, die fiskalischen Ausgaben zu erhöhen, um die Wirtschaft zu unterstützen und damit die Euro-Nachfrage zu erhöhen, sagten die Analysten. "Eine weitere (Virus-)Eskalation wird eine größere Lockerung der Geldpolitik in den USA, aber eine stärkere fiskalische Reaktion in Europa mit sich bringen, was bullisch für den EUR/USD ist", prophezeit die Deutsche Bank.

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