HINTERGRUND - Fed-Geldsegen tut Euro und Staatsanleihen gut

Reuters

Veröffentlicht am 19.03.2009 13:00

- von Andrea Lentz -

Frankfurt, 19. Mär (Reuters) - Der Geldsegen der Notenbank Fed für die US-Wirtschaft wird nach Einschätzung von Analysten kurzfristig den Dollar weiter schwächen. Allein im Sog der Nachricht hatte die Weltleitwährung zum Euro am Mittwochabend drei Cent verloren. Mit 1,36 Dollar notierte die Gemeinschaftswährung am Donnerstag nun wieder so hoch wie seit Anfang Januar nicht mehr. Aber nur wenige Experten rechnen bislang mit einem weiteren Anstieg des Euro in Richtung der alten Hochs vom vergangenen Jahr, als die Gemeinschaftswährung zeitweise 1,60 Dollar kostete. Vielmehr könnte der Euro schon bei 1,40 Dollar wieder den Rückwärtsgang einlegen. An der Favoritenrolle der Staatsanleihen dürfte sich Börsianern zufolge vorläufig nichts ändern.

Mit dem Kauf von Staatsanleihen und der Ausweitung schon bestehender Programme zum Kauf riskanter Anleihen werfen die US-Währungshüter nun in großem Stil die Notenpresse an. Insgesamt eine Billion Dollar pumpen sie in die Wirtschaft und riskieren damit eine höhere Inflation. "Fällt die Kaufkraft einer Währung im inneren, sinkt auch der Außenwert", fasst Commerzbank-Analyst Lutz Karpowitz zusammen. Insofern sei der Rutsch des Dollar am Mittwochabend nur konsequent gewesen. "Mittelfristig spricht weiter viel für den Dollar", schränkt Stefan Bielmeier, Leiter des Economic Research bei der Deutschen Bank, ein. Er rechnet denn auch nach wie vor damit, dass in einem Jahr der Euro wieder bei 1,22 Dollar steht.

Die Commerzbank sieht das ähnlich. Nach einem Anstieg des Euro bis auf 1,40 Dollar Ende Juni werde er bis September auf 1,30 Dollar und im Dezember auf 1,25 Dollar fallen, führt Karpowitz aus. Dabei hat die Commerzbank anlässlich der Fed-Entscheidung ihre Prognosen leicht nach oben geschraubt. "Die EZB wird etwas ähnliches wie die Fed machen, und die Inflation wird in den USA nicht so eintreten, wie das derzeit an den Märkten erwartet wird", erklärt Karpowitz.

Bei der HSBC-Trinkaus ist man für den Dollar noch etwas pessimistischer. "Klar, in der Euro-Zone läuft auch vieles schief", erklärt HSBC-Analyst Rainer Sartoris. Aber in der USA sei die Kreditklemme ein größeres Problem als in der Euro-Zone. Sartoris sieht den Euro Ende des Jahres bei 1,50 Dollar.

MANAGEN DER INFLATIONSERWARTUNGEN GEFRAGT

Unicredit-Rentenstratege Kornelius Purps vermutet, dass die Fed alles tun wird, um die Inflationserwartungen niedrig zu halten. "Die Inflation ist im Moment ohnehin nicht das Hauptproblem", fügt Purps hinzu. "Es geht primär darum, die Konjunktur wieder ans Laufen zu bringen. Die Fed hat gezeigt, dass es am Geld nicht liegen soll." Insofern sieht er bei den Staatsanleihen auf beiden Seiten des Atlantiks noch Aufwärtspotenzial, was die Renditen weiter im Keller halten sollte. "Die Fed wird versuchen, die langfristigen Renditen niedrig zu halten", erklärt DZ-Bank-Analyst Christoph Müller.

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Die Renditen der richtungsweisenden zehnjährigen deutschen BundesanleihenEUR10 T=RR> fielen nach der Fed-Entscheidung auf rund drei Prozent von 3,22 Prozent noch am Mittwochabend. Die alten Tiefstände von 2,90 Prozent dürften getestet werden. "Ich rechne maximal mit einem Abschlag bis auf 2,50 Prozent", sagt Sartoris. In den USA waren die Renditen der zehnjährigen Anleihen am Mittwochabend so stark wie zuletzt beim Börsenkrach 1987 eingebrochen.

Gelingt es der Fed den Kreditkreislauf in den USA und damit die Konjunktur wieder anzukurbeln, wird sie nach Einschätzung der Analysten den Geldsegen rasch wieder verknappen müssen. Diese Erwartung begrenze sowohl den Abwärtstrend für den Dollar als auch für die Renditen.

(redigiert von Patricia Gugau)

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